Die US-Stars Hope Solo und Ryan Lochte haben die Moralapostel und Sittenwächter aufgeschreckt. „Da läuft viel mit Sex“, sagt die Fußball-Nationaltorhüterin. Der Schwimmer behauptet gar: „Ich würde sagen, es sind 70 bis 75 Prozent der Olympioniken.“
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Lotterleben in London? Im olympischen Dorf wurden jedenfalls 150 000 Kondome für die über 10 000 Athleten und Athletinnen verteilt, als hätten die nicht noch andere Höchstleistungen zu erbringen. Die Zeitung The Independent rechnet mit regem Verkehr und titelt: „The Sex Games.“ Dabei haben die meisten Teamleitungen die Schlafräume streng nach Geschlechtern getrennt.

Kann denn Liebe Sünde sein? Zuviel verlangt an einem Ort, wo so unglaublich viele schöne Körper versammelt sind: Knackärsche, Waschbrettbäuche, Endlosbeine im Übermaß. Hope Solo, Olympiasiegerin von 2008 und katzenäugiges Sexsymbol, berichtet freimütig über Freizügigkeiten im Zeichen der fünf Ringe: „Ich sah Athleten, die trieben es einfach im Freien, direkt auf dem Rasen oder zwischen den Gebäuden“, sagt die 30-Jährige und prophezeit: „Es wird da ganz schön schmutzig.“

Protzen mit der Potenz gehört dazu - bei so manchen Machos: „Wenn ich erstmal mein Vermächtnis auf der Bahn hinterlassen habe, dann bin ich sicher, dass man sich in London an mich erinnern wird“, scherzt der amerikanische 400-Meter-Star LaShawn Merritt mit Blick auf die Ladys aus aller Welt und brüstet sich schon mal mit seinen Eroberungen. Sein Landsmann Nelson Diebel, zweifacher Goldmedaillengewinner im Schwimmen von Barcelona 1992, beschreibt das wilde Treiben an Land so: „Es ist eine zweiwöchige Privatparty für Tausende von harten Körpern. Es ist wirklich eine Geschmacksfrage.“

It´s Party time: Sommer(spiele), Sonne, Sex. Ex-Schütze Josh Lakatos sagt über die Zügellosigkeit in Sydney 2000 gar: „Ich betrieb ein Bordell im olympischen Dorf. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so viele Ausschweifungen gesehen.“ Die „wahren Olympischen Spiele“, klagt ESPN, würden nicht übertragen - aber sie wären ohnehin nicht jugendfrei. Der US-Sportsender zeigt auf seiner Internetseite eine schöne Grafik: fünf Kondome in den Farben der Ringe.

Sex in the City, Sex im Dorf - das ist keine öffentliche Veranstaltung. Dafür sind zu viele Überwachungskameras installiert und zu viele Sicherheitsleute unterwegs im Massenquartier der Sportler. Und so bleibt vieles unter der blauen Decke, die die Athleten in ihren Betten haben. So unverfroren wie Hope Solo sprechen die wenigsten über erotische Zonen bei den Spielen. Der Deutsche Olympische Sportbund hält sich beim Thema Verhütung sowieso raus. „Kondome sind keine dabei“, sagt Hockeyspieler Philipp Zeller der ARD über die Standard-Ausstattung der deutschen Sportler. „Werden wir wahrscheinlich aber auch nicht brauchen.“ Bleibt zu hoffen, dass die Goldmedaillengewinner von 2008 enthaltsam sind - und nicht leichtsinnig.

Nicht einmal das Schwimm-Traumpaar Britta Steffen und Paul Biedermann teilt sich eine Unterkunft im Dorf, dabei sind die deutschen Sportverbände da ziemlich locker. „Ich bin von vielen schönen Menschen umgeben“, sagt Steffen der Zeitschrift Bunte, der Flirtfaktor liege dennoch bei Null: „Ich bin ja nicht auf der Suche nach Liebe.“ Den australischen Schützen Russell Mark, Olympiasieger von 1996, regt die keusche Zimmerordnung mächtig auf: Er darf nicht gemeinsam mit Ehefrau Lynn nächtigen. „Das Verrückte ist, dass es unzählige schwule Paare in der Mannschaft gibt, die sich einen Raum teilen. Wir werden diskriminiert, weil wir heterosexuell sind.“

Warum auch die Triebe kontrollieren? Schließlich ist aus so mancher Liaison beim weltgrößten Sportereignis schon ein Ehepaar geworden. Franziska van Almsicks in Sydney entflammte Liebe mit Handball-Exzentriker Stefan Kretzschmar hielt nur eine Olympiade - vier Jahre. Auch der Schweizer Tennisheld Roger Federer hat seine Mirka, eine frühere Tennisspielerin, 2000 in Australien kennengelernt. Die beiden sind seit 2009 verheiratet und haben Zwillinge. „Wir kannten uns vorher schon ein bisschen. Aber sie ist halt drei Jahre älter. Die ganzen Olympischen Spiele lief´s ganz gut im Dorf, und dann plötzlich gab´s da am letzten Tag diesen Kuss“, sagt Federer.

„Olympia ist dazu da, Leute zu treffen. Es gibt viele Geschichten über Leute, die sich kennengelernt, geheiratet und den Rest ihres Lebens zusammengelebt haben“, erklärt Dorfbürgermeister Duncan Goodhew. „Lassen Sie uns hoffen, dass - ich sage mal - in London viele Bünde fürs Leben geschlossen werden.“ So wie beim berühmtesten Paar der Olympia-Geschichte: Hostess Silvia Sommerlath lernte in München ´72 den schwedischen König Carl XVI. Gustaf kennen.

dpa