Das menschliche Erbgut hat in den vergangenen 5000 bis 10 000 Jahren zahlreiche Mutationen durchgemacht. Evolutionär betrachtet ist das ein extrem kurzer Zeitraum. Viele Mutationen haben zu Krankheiten geführt - einige waren von Vorteil.
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© dpaDas erbgut der Menschen hat anscheinend vor allem in den letzten 5000 bis 10 000 JAhren zahlreiche Mutationen durchgemacht.
Das menschliche Erbgut hat sich in den vergangenen 5000 bis 10 000 Jahren erheblich verändert. In diesem Zeitraum tauchten unter anderem viele Mutationen in Genen auf, die möglicherweise zu Krankheiten führen, und zwar häufiger bei Europäern als bei Afrikanern. Dies berichten US-Forscher im britischen Fachblatt Nature.

Sie vermuten, dass dies unter anderem mit dem schnellen Wachstum der europäischen Bevölkerung in dieser Zeit zusammenhängt, durch das eine wahre Flut von Mutationen entstanden sei. In dem aus evolutionärer Sicht sehr kurzen Zeitraum konnten schädliche Varianten bisher nicht aussortiert werden.

Forscher untersuchten mehr als 15 000 Gene

Die Forscher um Wenqing Fu von der Universität von Washington in Seattle (US-Bundesstaat Washington) hatten mehr als 15 000 Gene von über 6500 Amerikanern mit europäischen und afrikanischen Wurzeln sequenziert.

An mehr als einer Million Stellen im Erbgut entdeckten die Wissenschaftler Veränderungen einzelner Bausteine, sogenannte Einzel-Nukleotid-Varianten oder SNVs (single-nucleotid variants). Dann ermittelten die Wissenschaftler das Alter dieser Veränderungen.

Kommende Generationen könnten von Mutationen profitieren

Sie stellten so fest, dass etwa 73 Prozent aller SNVs in proteinbildenden Genen in den vergangenen 5000 bis 10 000 Jahren entstanden sind. Proteinbildende Gene liefern - wie der Name schon sagt - die Vorlage für ein Protein. Diese Eiweiße bauen alle Zellen auf und übernehmen dort zahlreiche regulatorischen Aufgaben.

Tauchen Mutationen in solchen Genen auf, kann das zur Folge haben, dass Proteine gar nicht oder nicht richtig gebildet werden. Dies kann dann zur Entstehung von Krankheiten führen. Von allen SNVs mit vermeintlich schädlichen Auswirkungen entstanden etwa 86 Prozent in dem genannten Zeitraum, berichten die Forscher weiter. Ihre Untersuchung zeige, dass aus evolutionärer Sicht junge Veränderungen erhebliche Auswirkungen auf das menschliche Erbgut haben. Vermutlich seien in jüngerer Vergangenheit auch zahlreiche vorteilhafte Mutationen aufgetaucht, die sich in den kommenden Generationen durchsetzen werden, schreiben die Wissenschaftler.

mk/dpa