Das Kind der GesellschaftS


Eye 1

Inflationsangst in Deutschland wächst

Angesichts der Euro-Schuldenkrise wächst in Deutschland die Furcht vor einer massiven Geldentwertung. Zugleich steigt laut einer Studie die Verunsicherung darüber, wo das eigene Vermögen möglichst verlustfrei angelegt werden kann.
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© dpa/dpaDie Deutschen haben wieder verstärkt Angst vor einer massiven Geldentwertung und fragen sich, welche Anlagen langfristig das Vermögen sichern.

Immerhin 33 Prozent der Befragten haben kein oder kaum mehr Vertrauen in die Stabilität der gemeinsamen europäischen Währung, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest im Auftrag der AllianzBank ergab. Trotzdem sind die meisten Deutschen mit ihrer Vermögenssituation durchaus zufrieden. Noch überwiegt der Optimismus.

Bundesweit haben inzwischen 46 Prozent der Befragten Angst davor, dass ihr Vermögen durch Inflation seinen Wert verliert. Bei der ersten Umfrage im Frühjahr waren es 37 Prozent. Im gleichen Maße wuchs die Verunsicherung über die richtige Geldanlage: 45 Prozent gaben an, nicht sicher zu sein, wo ihr Geld am besten aufgehoben ist. Für die Umfrage Allianz Bank Money Trends wurden Mitte November 2277 Menschen ab 18 Jahren befragt, die in ihrem Haushalt über finanzielle Fragen entscheiden oder mitentscheiden.

Cut

Einkommen gehen immer weiter auseinander

einkaufswagen, armut
© Getty Images
Die aktuelle Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist alarmierend. Das Einkommen der Menschen in den Industrienationen ist in den letzten Jahren weiter auseinandergegangen.

Die Einkommens-Ungleichheit ist auf dem höchsten Stand seit 50 Jahren, wie der Nachrichtensender "Euronews" berichtet. Insgesamt gibt es 22 OECD-Mitgliedsstaaten. Nur in fünf der untersuchten Ländern näherte sich das Einkommen der Bevölkerung an. Zu diesen Ländern zählen Griechenland, die Türkei und Frankreich.

Die Reichen werden immer reicher

In 17 von 22 untersuchten Ländern öffnete sich dagegen die sogenannte Einkommensschere weiter. Das Einkommen der reichsten zehn Prozent war neun Mal größer als das der ärmsten zehn Prozent. Vor 25 Jahren war es noch sieben Mal größer gewesen. Die größten Lohnunterschiede gibt es in Israel, Mexiko, Großbritannien und in den USA.

Dollar

"Krankenkassen fast vier Milliarden Euro im Plus"

Berlin - Die gesetzlichen Kranken­kassen (GKV) haben in den ersten neun Monaten 2011 einen Überschuss von rund 3,9 Milliarden Euro erzielt.

Im ver­gan­genen Jahr lag der Über­schuss in den ersten drei Quar­talen bei lediglich 277 Millionen Euro. Das teilte das Bundes­gesund­heits­ministerium (BMG) heute mit. Entscheidend für die gute Finanzsituation sind laut BMG die gute konjun­ktu­relle Lage und die sinkenden Ausgaben bei den Arzneimitteln.

Der Rückgang der Arz­neimitte­lausgaben betrug 2011 minus 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Neben den Rabattvereinbarungen der Krankenkassen mit den pharmazeutischen Unternehmen haben auch neue Festbeträge und die Erhöhung des Herstellerrabatts für Arzneimittel ohne Festbetrag von sechs auf 16 Prozent zu den Einsparungen beigetragen.

Heart - Black

Das Erbe aus dem 2. Weltkrieg: Bei Senioren werden Kriegserlebnisse wach durch Bombenfund

Koblenz. „Ich habe meine älteste Tochter im Bunker in Kiel zur Welt gebracht. Vorher waren wir aus Stettin geflohen.“ Mit ruhiger, trauriger Stimme erzählt Irma Hartwig von der „schlimmen Zeit“ ihrer Jugend. Jetzt ist sie 92 Jahre alt - und dass sie heute Morgen wieder evakuiert wird, geht der alten Dame sichtlich nahe.
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© Thomas Frey/ DPA

„Natürlich kommen da Erinnerungen aus dem Krieg hoch“, sagt sie. Gemeinsam mit 74 anderen Bewohnern des Hildegard-von-Bingen-Seniorenheims in der Emser Straße muss Irma Hartwig heute nach Arenberg umziehen. Dort, im Altenheim der Caritas, ist das Ausweichquartier für die Pfaffendorfer Einrichtung.

„30 unserer Bewohner wurden schon vorab von Angehörigen abgeholt. Elf Bettlägrige wurden zudem gestern vom DRK in Krankenhäuser gefahren. Alle anderen fahren gegen 9 Uhr hoch nach Arenberg“, erklärt Pflegedienstleiterin Bärbel Beck am frühen Sonntagmorgen. Seit weit vor 6 Uhr ist sie auf den Beinen. Das gilt auch für alle anderen Mitarbeiter des Seniorenheims.

2 + 2 = 4

Komplett versagt: Eine global erstellte Studie verurteilt die Agrogentechnik

Zivilgesellschaftliche Gruppen von allen Kontinenten haben Material gesammelt und kommen darin überein, dass die Agrogentechnik nicht nur nicht die versprochenen Lösungen bringt, sondern vielmehr neue und gravierende Probleme schafft.

Zuletzt versuchte Monsanto, in Indien genmanipulierte Auberginen einzuführen, erzählt Vandana Shiva. Doch der Widerstand war schon im Vorfeld groß. »Der Minister führte sieben öffentliche Anhörungen durch und erließ dann ein Moratorium«, hält die Aktivistin sichtlich zufrieden fest. Monsanto wolle mittlerweile auch in Nepal mit manipuliertem Saatgut einsteigen, das Ganze laufe als Hilfsprojekt von USAID, der Entwicklungshilfeagentur der US-Regierung. Doch auch in dem kleinen Himalayastaat werde nun breiter Widerstand organisiert.

Für all diesen Widerstand ist Shiva mitverantwortlich. Seit Jahren kämpft die unter anderem mit dem sogenannten alternativen Nobelpreis ausgezeichnete Inderin gegen die Praktiken von Konzernen wie Monsanto, die mit patentiertem genmanipuliertem Saatgut weltweit die Märkte stürmen und mit Lügen und politischer Macht im Rücken konventionelle Landwirtschaft zunehmend unmöglich machen. Shiva, die Weltreisende in Sachen Ernährungssouveränität, gründete die Organisation Navdanya, die in Nordindien eine Saatgutbank betreibt und ökologische Bewegungen unterstützt. Navdanya ist nun Mitherausgeberin einer Studie zu den global feststellbaren Effekten der Agrogentechnik, die Shiva gestern in Berlin vorstellte.

War Whore

Amnesty International fordert Bushs Verhaftung

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Erst kürzlich sprach ein international nicht anerkanntes Kriegsverbrecher-Tribunal in Kuala Lumpur ein Urteil gegen George W. Bush und Tony Blair aus. Jetzt fordert Amnesty International Bushs Verhaftung in einigen afrikanischen Staaten, wegen der von ihm angeordneten Anwendung von Folter. Zumindest einer der drei betroffenen Staaten hat seine Weigerung, dieser Forderung nachzukommen, bereits ausgesprochen. Ein für vergangenen Februar geplanter Schweizbesuch Bushs wurde abgesagt, nachdem auch dort ein Haftantrag gegen ihn vorliegt.

In Deutschland wurde die Folter im Laufe des 18. Jahrhunderts abgeschafft. Sowohl Artikel 3 der Europäischen Menschenrechtskonvention als auch Artikel 5 der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen sprechen sich, in beinahe dem gleichen Wortlaut, gegen „Folter oder unmenschliche oder erniedrigende Strafe oder Behandlung“ aus. In den Vereinigten Staaten von Amerika wurde die Folter unter Präsident George W. Bush, allen internationalen Abkommen zum Trotz, jedoch wieder eingeführt.

Über das Urteil aus Kuala Lumpur, wegen „Verbrechens gegen den Frieden“, hat The Intelligence, im Gegensatz zu den etablierten Medien, bereits berichtet. Zur Zeit befindet sich George W. Bush auf einer ausgedehnten Afrika-Reise. Als offizieller Anlass wird die Aufmerksamkeitsweckung bezüglich Krebs- und AIDS-Erkrankungen angeführt. Ob er im Auftrag der pharmazeutischen Industrie unterwegs ist, geht aus den diesbezüglichen Berichten nicht hervor.

Wie CBC-News und auch die Prawda informieren, bemüht sich die Menschenrechts-Organisation Amnesty International um eine Verhaftung Bushs in Sambia, Tansania und Äthiopien. Der Außenminister von Sambia, Chishimba Kambwili, hat bereits offiziell bekannt gegeben, dass man in seinem Land nichts unternehmen werde, um den ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten zu behelligen. Über Amnesty International soll er geäußert haben, dass diese Organisation ihr eigenes Land gründen solle, um die Verhaftung dort durchzuführen. Reaktionen der anderen beiden genannten Staaten wurden zwar nicht bekannt, es ist jedoch zu erwarten, dass auch diese dem Antrag von Amnesty International nicht folgen werden. Eine ähnliche Situation war im Oktober in Kanada gegeben. Nach seinem Besuch in der Provinz British Columbia, anlässlich eines informellen Wirtschaftsgipfels, bei dem auch Bill Clinton eingeladen war, konnte er das Land jedenfalls ungehindert wieder verlassen.

MIB

Strauss-Kahn das Opfer einer Verschwörung?

Eine SMS, ein geknacktes Mobiltelefon, ein Überwachungsvideo: Diese Zutaten präsentiert der US-Journalist Edward Epstein, um zu belegen, dass gegen Dominique Strauss-Kahn im Mai ein Komplott geschmiedet wurde. Die Spuren verfolgt Epstein bis in die Partei von Präsident Nicolas Sarkozy.

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Was, wenn der ehemalige Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, doch Opfer einer Verschwörung geworden ist? Diese Frage löst in Frankreich heftigen Wirbel aus, nachdem jüngste Recherchen des angesehenen US-Enthüllungs-journalisten Edward Epstein in der Sex-Affäre um ein New Yorker Zimmermädchen der Komplott-Theorie neue Nahrung gegeben haben.

"Was ist Dominique Strauss-Kahn wirklich widerfahren?", überschreibt Epstein seinen Artikel in der elitären "New York Review of Books", in dem er die Abläufe im Hotel Sofitel am 14. Mai, dem Tag von Strauss-Kahns Festnahme, minutengenau rekonstruiert und auf zahlreiche Ungereimtheiten stößt.

Textnachricht einer Freundin

Da ist einmal das Blackberry-Telefon von Strauss-Kahn ("DSK"), der bis zu seinem Sturz aussichtsreichster Herausforderer von Präsident Nicolas Sarkozy bei der Wahl 2012 war. Auf diesem Telefon soll Strauss-Kahn am 14. Mai morgens eine Textnachricht einer Freundin erhalten haben, die zu diesem Zeitpunkt in der Partei UMP von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy arbeitete.

Diese Freundin, so Epstein, habe "DSK" gewarnt, dass mindestens eine private E-Mail an seine Frau Anne Sinclair in der UMP zirkuliere - womöglich ein Hinweis darauf, dass das Telefon im Umfeld der UMP geknackt worden war.

Dies musste dem Chef des Währungsfonds Anlass geben zu glauben, dass er unter elektronischer Überwachung stehe. Um kurz nach 10 Uhr habe Strauss-Kahn daraufhin seine Frau angerufen, um das Blackberry nach seiner für den Tag geplanten Rückkehr in Paris auf einen Hacker-Angriff untersuchen zu lassen.

Aber dazu kam es nicht mehr: Bis heute, so Epstein, ist das Blackberry spurlos verschwunden - ausgerechnet jenes Gerät, das Strauss-Kahn bereits auf dem Weg zum Flughafen vergeblich suchte und weswegen er aus dem Taxi heraus das Sofitel von einem anderen Handy aus anrief. Dieses Telefonat hatte der Polizei letztlich erlaubt, ihn zu orten und an Bord einer Air-France-Maschine festzunehmen.

Che Guevara

Neue Proteste in Russland - Zahlreiche Festnahmen

In Russland sind Sicherheitskräfte den zweiten Tag in Folge hart gegen Demonstrationen vorgegangen, die gegen das Ergebnis der Parlamentswahl protestierten. Die Menge skandierte: "Das Volk glaubt Regierungschef Putin nicht". Soldaten zerrten Demonstranten in Lastwagen, wie Augenzeugen berichteten. In Moskau und St. Petersburg wurden nach Angaben der Polizei insgesamt 450 Menschen festgenommen. Der Regierungskritiker und frühere Vize-Ministerpräsident Boris Nemzow sowie der prominente Menschenrechtler Oleg Orlow von der Organisation Memorial sollen inzwischen wieder auf freiem Fuß sein. Ein Gericht in der Hauptstadt verurteilte einen der Anführer der Oppositionsbewegung, Ilja Jaschin, sowie den prominenten Internet-Blogger und Anwalt Alexej Nawalny zu je 15 Tagen Gefängnis. Am Montagabend hatten in Moskau und St. Petersburg tausende Menschen gegen den Wahlsieg der Kreml-Partei "Einiges Russland" demonstriert. Rund 300 von ihnen wurden festgenommen. "Einiges Russland" bekam bei der Abstimmung vom Sonntag trotz herber Verluste noch die absolute Mehrheit der Sitze. Beobachter halten das Ergebnis für manipuliert, weil es bei der Wahl zahlreiche Unregelmäßigkeiten gegeben hatte.

Bomb

Koblenz: Bomben-Entschärfer waren die Helden des Tages

Koblenz - Einen solchen Rummel sind Horst Lenz und seine Leute nicht gewöhnt. Gerade noch haben die Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes hoch konzentriert und mit ruhiger Hand zwei Bomben entschärft und ein Nebelfass gesprengt - kurz darauf sind sie von Kameras, Scheinwerfern und Mikrofonen, von Journalisten und Politikern umringt.
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© DENISE HÜLPÜSCHHorst Lenz (links) im Rampenlicht: Nach der erfolgreichen Entschärfung wird der Leiter des Kampfmittelräumdienstes als Held gefeiert.

„An Munition gibt es viel Schlimmeres als das hier“, versucht Lenz den Großeinsatz zu relativieren. Es nützt nichts: Nach der größten Evakuierungsaktion der deutschen Nachkriegsgeschichte herrscht Begeisterung. Sogar Kurt Beck ruft den Leiter des Kampfmittelräumdienstes an, um sich zu bedanken und sein Team nach Berlin einzuladen.

Es ist ein langer Tag für die Experten. Um 13.36 Uhr hat zunächst das Warten auf den Großeinsatz ein Ende: Halb Koblenz ist evakuiert, die letzten Ordnungskräfte haben die Sperrzone verlassen, die Bomben am Pfaffendorfer Rheinufer sind vorbereitet. Die Entschärfung kann beginnen. Um 15.48 Uhr ist dann das meiste geschafft, Fliegerbombe und Luftmine sind entschärft. Um 16.26 Uhr erfährt Koblenz durch einen lauten Knall, dass auch das Nebelfass unschädlich gemacht wurde.

Schon vormittags legt der Kampfmittelräumdienst die Luftmine in ihrem „Pool“ aus Sandsäcken trocken. Als die technische Einsatzleitung um 13.20 Uhr meldet, dass die Evakuierung abgeschlossen ist, können sie die Bomben selbst vorbereiten - vorher dürfen sie nicht angerührt werden. Die „kleine“ Fliegerbombe wird mit einem Seil aus dem Wasser gezogen, die Zündvorrichtungen werden gesäubert. An der Luftmine wird eine sogenannte Seilscheibe befestigt, mit der die Bombe aus der Entfernung entschärft werden kann. Zwei Teams à vier Mann sind bei der Entschärfung im Einsatz, darunter fünf Koblenzer.

Bomb

Weltkriegsmunition im Meer

Bomben und Minen, Granaten und Torpedos: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Nord- und Ostsee als billige Endlager für Munition genutzt. Bis heute sind Mensch und Umwelt gefährdet.

Mehr als 65 Jahre nach Kriegsende lagern noch immer gewaltige Mengen Bomben und Munition in Nord- und Ostsee: Noch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Meere als billige Endlager für Munition genutzt. Allein in deutschen Hoheitsgewässern werden mindestens 1,6 Millionen Tonnen konventionelle und weitere 5000 Tonnen chemische Kampfmittel vermutet. Das ergab die Bestandsaufnahme der Arbeitsgruppe von Behörden aus Bund und Ländern "Munitionsaltlasten im Meer", die am Montag in Hamburg vorgestellt wurde.
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Diese Schätzung sei aber aufgrund der unklaren Datenlage besonders für die Ostsee wenig belastbar, heißt es in dem rund 1100 Seiten starken Bericht. Eine großräumige und akute Gefahr gehe von den Kampfmitteln nicht aus, wohl aber eine latente und kleinräumige. "Diese Stoffe gehören nicht in unsere Meere", sagte Jens Sternheim vom schleswig-holsteinischen Innenministerium.