Das Kind der GesellschaftS


Eye 1

Gewalttäter wickeln ihre Opfer um die Finger

Gefängnistelefonate haben aufgedeckt, warum Opfer häuslicher Gewalt ihre Anklage zurückziehen. Die Forscher um Amy Bonomi von der Ohio State University analysierten die Gespräche von 17 beschuldigten männlichen Gewalttätern und ihren Opfern. Alle Opfer hatten sich entschieden, die Anklage fallen zu lassen. Bisher dachte man, dass die Gewaltopfer ihre Aussage revidieren, weil ihnen der Täter mit mehr Gewalt droht. Die Telefonate zeigen ein anderes Bild. Die Täter wickeln ihre Opfer emotional um den Finger. Sie spielen ihre Tat herunter und erschleichen sich Schritt für Schritt neue Sympathie. Die in der Fachzeitschrift Social Science & Medicine veröffentlichten Ergebnisse ändern fundamental, wie man mit Opfern häuslicher Gewalt umgehen muss, so die Forscher.

Stormtrooper

Hamburg: Randale nach dem Schanzenfest

Brandstiftung, Sachbeschädigung, Rangeleien mit der Polizei: Nach dem friedlichen Schanzenfest ist es auch in diesem Jahr zu Zwischenfällen in dem Hamburger Stadtteil gekommen. Die Beamten rückten mit Wasserwerfern an.
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© Spiegel OnlinePolizeieinsatz vor der Roten Flora: Den Einsatzkräften standen überwiegend keine Linksradikalen gegenüber, sondern ein feierwütiger und zum Teil alkoholisierter Mob.

Hamburg - Die ersten Zwischenfälle gab es am späten Samstagabend: Nachdem das linksalternative Schanzenfest in Hamburg friedlich zu Ende gegangen war, haben Randalierer eine Filiale der Sparkasse unweit des Autonomentreffs Rote Flora leicht beschädigt. Als ein Feuer aus Mülltonnen, Absperrgittern, Holzpaletten und Bierbänken vor der Roten Flora meterhohe Flammen geschlagen habe, sei die Polizei vorgerückt, sagte eine Sprecherin. Dabei setzten die Beamten drei Wasserwerfer ein, löschten das Feuer und trieben die Menge auseinander. Zuvor hatten Jugendliche bereits mehrere Müllsäcke auf der Straße entzündet - Passanten konnten das Feuer jedoch rasch wieder löschen.

Bis zum Samstagabend hatten Anwohner und Besucher ein friedliches Schanzenfest gefeiert. Zu dem Straßenfest mit Musik und Flohmarkt kamen laut Polizeiangaben mehr als 10.000 Menschen. Es habe "Familienfeststimmung" geherrscht, überwiegend junge Menschen tanzten und feierten in den Straßen des Viertels.

Ambulance

Tödliche Keime: So krank macht das Krankenhaus

Jährlich sterben in deutschen Kliniken Tausende Patienten an gefährlichen Erregern. Schuld sind die hygienischen Bedingungen. Weil aber immer mehr Bakterien immun gegen Medikamente werden, ist der Kampf gegen sie schwierig. Um das Problem in den Griff zu bekommen, muss unser System von Grund auf geändert werden

Marianne Becker*, 55, steht an einem grauen Spind im Büro einer Berliner Tankstelle. Der kleine Raum ist schlecht beleuchtet. Oben, im Regal über dem Schreibtisch, vierteln schwarz-weiße Kamerabilder den Überwachungsmonitor. Ein Golf rollt langsam an die Zapfsäule. Marianne Becker schaut auf, ihr Mann steht hinter der Kasse, er wird sich kümmern. Sie greift zu einem grauen Aktenordner, hebt ihn aus dem Spind, legt ihn auf den Schreibtisch. Blass sieht sie aus, müde. Nein, Marianne Becker geht es heute nicht so gut. Seit ziemlich genau vier Jahren geht es ihr nicht gut. Dabei sah damals alles ganz harmlos aus. Niemand konnte wissen, dass ihr Leben aus den Fugen geraten würde.

Handcuffs

Missbrauchsverdacht: Klinikarzt in Haft

Der Pfaffenhofener Mediziner soll privat Sex mit Kindern geplant haben. Die Ilmtalklinik kündigt ihm fristlos.
In Handschellen
© Unbekannt

Pfaffenhofen. Ein Arzt aus der Ilmtalklinik (ITK) Pfaffenhofen ist am Freitag zusammen mit drei weiteren Männern festgenommen worden: Die vier stehen unter dem Verdacht des sexuellen Missbrauchs von Kindern, meldet die Nachrichtenagentur dpa.

Die Männer, die zwischen 42 und 56 Jahre alt sind und aus unterschiedlichen Orten stammen, sollen sich zu sexuellen Handlungen an unter 14-Jährigen verabredet haben; vor allem per E-Mail. Inwieweit es tatsächlich zu Übergriffen gekommen ist, sei noch unklar, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Augsburg, die Haftbefehl gegen die vier erließ.

Cloud Lightning

Verletzte durch Hitze und Unwetter bei Papstbesuch

1585 Sanitäter-Einsätze, 52 Notfälle, Schwerverletzte: Heftige Hitze und schwere Unwetter wüteten während des Massengebets mit Papst Benedikt XVI. in Madrid.
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© DPA/DPABlitze durchzuckten den Himmel von Madrid: Auf dem Weltjugendtag sind bei einem Unwetter während einer Gebetsfeier mit Papst Benedikt XVI. sieben Menschen verletzt worden.

Heftige Hitze und ein nachfolgendes Gewitter mit Sturmböen haben bei einem Massengebet mit Papst Benedikt XVI. in Madrid den Rettungsdienst beschäftigt: Nach einer ersten Bilanz mussten die Sanitäter 1585 Mal tätig werden, 52 Personen wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Zwei Fälle seien als schwer einzustufen, gab der staatliche Rettungsdienst Samur bekannt. Details gingen aus der Mitteilung nicht hervor.

Blitze durchzuckten den Himmel von Madrid: Auf dem Weltjugendtag sind bei einem Unwetter während einer Gebetsfeier mit Papst Benedikt XVI. sieben Menschen verletzt worden.

Zum Abschluss des katholischen Weltjugendtages hatten sich am Samstag weit über eine Million Menschen auf dem Flughafengelände „Cuatro Vientos“ bei Madrid versammelt. Zahlreiche Jugendliche benötigten nach stundenlangem Warten in der prallen Sonne bei Temperaturen bis 38 Grad medizinische Hilfe.

Heart - Black

18-Jährige im Siegener Hauptbahnhof erstochen

Siegen. Eine junge Frau wird erstochen, mitten im Hauptbahnhof, bei strahlendem Sonnenschein am Nachmittag. Der blutverschmierte mutmaßliche Täter flieht mit einem Baby auf dem Arm in Richtung Innenstadt.
Spurensicherung
© UnbekanntSpurensicherung mitten in der Nacht.

Strahlender Sonnenschein, eine ausgelassene CSD-Party, tausende flanierende und einkaufende Menschen. Schöner kann ein Feriensamstag in Siegen nicht sein. Umso geschockter zeigten sich die Menschen, als sie von der schrecklichen Bluttat im Hauptbahnhof hörten.

Eine junge Frau war dort gegen 17.45 Uhr in der Unterführung zum Mittelbahnsteig erstochen worden. Der blutverschmierte mutmaßliche Täter floh mit einem Baby auf dem Arm in Richtung Innenstadt. Dass es sich dabei um ein Beziehungsdrama handelt, wussten die zahlreichen Menschen zu dem Zeitpunkt nicht, die auf der Schwulen- und Lesbenparty auf dem Maria-Rubens-Platz spontan eine Schweigeminute für das erst 18-jährige Opfer aus Rheinland-Pfalz abhielten.

Attention

WWF-Studie: Megastädte in der Wasserkrise

Stockholm/Berlin (dpa) - Mega-Städten weltweit droht in den kommenden Jahren eine Verschärfung der Wasserkrise. Sie sind besonders von Trinkwassermangel, sinkender Wasserqualität sowie Ausfällen der Kanalisation gefährdet.

Dies bestätigt die Umweltstiftung WWF in einer Studie mit Fallbeispielen. Sie wurde am Sonntag zu Beginn der Internationalen Weltwasserwoche in Stockholm veröffentlicht. Die Organisation empfiehlt, das Wassermanagement in den Städten nachhaltig zu planen.

Schon heute sei die Situation in vielen Metropolen unhaltbar und bedrohlich, heißt es in der Studie. Mexiko-Stadt sinke wegen der Übernutzung der Grundwasserreserven Jahr für Jahr um 5 bis 40 Zentimeter ab. Die Stadt sei mittlerweile abhängig von Wasserreserven in 150 Kilometer entfernten Regionen.

Bandaid

Mehr Patienten in Kliniken

Wiesbaden - In den deutschen Krankenhäusern sind im vergangenen Jahr erstmals mehr als 18 Millionen Menschen stationär behandelt worden. Im Vergleich zum Jahr 2009 sei dies ein Anstieg von etwa 207000 Patienten oder 1,2 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag auf der Grundlage vorläufiger Ergebnisse der Krankenhaus-Statistik mit. Im Schnitt lagen die Patienten demnach 7,9 Tage in der Klinik, das ist etwas weniger als im Vorjahr. Die 2065 Krankenhäuser in Deutschland verfügten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes über 503000 Betten. Annähernd jedes zweite davon stand in einem öffentlichen Haus. Der Anteil der Betten in Krankenhäusern von privaten Trägern nimmt weiter zu. Die Auslastung aller Betten lag mit 77,4 Prozent leicht unter Vorjahresniveau. Um die Betreuung der Patienten kümmerten sich den Angaben zufolge 827000 Vollkräfte. 134000 davon zählten zum ärztlichen Dienst, was ein Plus von 2,1 Prozent gegenüber 2009 bedeutet. Im nicht-ärztlichen Dienst waren mit 693000 Menschen 2,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor beschäftigt. Allein im Pflegedienst waren 305000 Menschen tätig, das sind 1000 mehr als 2009.

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Polizei gelingt Schlag gegen Hackergruppe

Fahndern des Landeskriminalamtes (LKA) Nordrhein-Westfalen haben ihre Jagd auf die Hackergruppe No Name Crew mit einer Razzia fortgesetzt. Mitglieder der Gruppe sollen gezielt Sicherheitslücken in IT-Systemen des Zolls und der Bundespolizei aufgespürt und Daten abgegriffen haben, wie ein Polizeisprecher am Freitag in Düsseldorf mitteilte.

Mit ihrer Aktion habe die No Name Crew die Kontrolle über die Computersysteme erlangen wollen, hieß es. Bei Durchsuchungen in NRW, Bayern, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Sachsen seien am Donnerstag umfangreiche Beweismittel sichergestellt worden. Darunter befänden sich Computer, USB-Sticks, Festplatten, Router und Mobiltelefone. Ausgangspunkt der Aktion war die Festnahme eines 23-jährigen Tatverdächtigen im Juli, dem besonders schwere Computersabotage vorgeworfen wird. Durch forensische Untersuchungen von Computern und Datenspeichern konnten weitere sieben Verdächtige ermittelt werden. Sie seien zwischen 15 und 29 Jahre alt. Sie sollen an einem Hackerangriff auf das Peil- und Ortungssystem Patras beteiligt gewesen sein. Mit diesem GPS-basierten System kann der Zoll die Aufenthaltsorte von verdächtigen Menschen, Fahrzeugen und Waren ermitteln.

Laptop

Warnung vor "gefällt mir"

Datenschützer aus Schleswig-Holstein drängen Betreiber von Internetseiten zu einem Verzicht auf Verknüpfungen zum sozialen Netzwerk Facebook. Die "Gefällt mir"-Funktion , mit der Nutzer dort per Mausklick positive Rückmeldungen geben können, verstoße gegen Datenschutzgesetze, teilte das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz (ULD) in Kiel mit. Auch ihre bei Facebook angelegten Fanseiten sollten öffentliche wie private Stellen löschen. Denn bei Nutzung der Facebook-Dienste würden Daten in die USA weitergegeben, mit deren Hilfe eine Profilbildung der Nutzer möglich sei. Die Datenschützer schreiben, wer einmal Facebook und seine Dienste genutzt habe, der müsse davon ausgehen, dass das Unternehmen zwei Jahre lang seine Daten sammle.

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