Das Kind der GesellschaftS


Bad Guys

Spanien: Mit dem Hakenkreuz auf die Straße

Nazi-Symbole und Holocaustleugnung sind erlaubt, Diskriminierungsdelikte werden nicht erfasst - übertreibt es Spanien mit der Meinungsfreiheit?

In Spanien gibt es nicht nur Neonazi-Gewalt auf den Straßen, sondern auch intellektuelle Kreise, die das dazugehörige Gedankengut verbreiten. Wie weit die Meinungsfreiheit geht, wird vor höchsten Gerichten ausgefochten.

Die zentral in Barcelona gelegene Bücherei Europa bietet nicht viele thematische Regale, die sich auch in anderen Buchläden finden. Das für Philosophie vielleicht, wo neben Erasmus, Hermann Hesse und José Ortega y Gasset ein Yoga-Buch steht. Oder das Kinderregal mit den Tim-und-Struppi-Heften. Vermutlich auch die Sektion Selbsthilfe mit esoterischen Ratgebern. Kategorien wie »Memoiren und Biografien« und »Spanische Geschichte und Bürgerkrieg« gibt es wohl in den meisten spanischen Buchläden - doch dürften die darunter platzierten Werke dort stark abweichen.

»Schauen Sie da mal vorbei«, hatte Miguel Ángel Aguilar gesagt. »Sie passen da rein, blond und blauäugig.« Tatsächlich - andere Läden zeigen sicherlich auch weniger blonde Menschen auf Buch- und CD-Titeln. Das Aufhebens, das in der Bücherei Europa um gewisse Bleichgesichter gemacht wird, ist außergewöhnlich: »Deutscher Akt. Nackte Körperfreude 1920-1945«; »Die großen germanischen Führer«; »Altgermanische Kulturhöhe. Eine Einführung in die deutsche Vor- und Frühgeschichte« - so lauten die deutschen Titel einiger (Bild-)Bände.

Heart - Black

Kind mit Schütteltrauma im Spital: Vater angezeigt

Mann dürfte Baby misshandelt haben - Beiden Elternteilen wurde das Sorgerecht entzogen

Ein sechs Monate altes Baby ist in Wien offenbar von seinem Vater misshandelt worden. Der 33-jährige Mann war am 17. Dezember mit seinem Sohn ins SMZ-Ost gekommen und hatte angegeben, dass ihm der Bub vom Wickeltisch gefallen sei. Nachdem das Kind Krampfanfälle bekommen hatte, wurde es genauer untersucht. Die Ärzte stellten dabei laut Polizei eindeutige Hinweise auf ein Schütteltrauma fest.

Ursprünglich wurde von den Ärzten vorerst nur eine Wunde an der Lippe bemerkt, weshalb das Baby zur Beobachtung stationär aufgenommen wurde. Eine Computertomographie ergab schließlich, dass das Kind eine Gehirnschwellung und eine Gehirnblutung erlitten hatte. Diese Symptome sind eindeutige Zeichen für ein Schütteltrauma. Der Bub wurde daraufhin in die Intensivstation verlegt, er war am Donnerstag laut einer Aussendung der Polizei stabil.

Der Vater gab bei seiner Einvernahme an, dass er das Kind heftig geschüttelt hat. Die Aussage der Mutter wurde noch ausgewertet. Beiden Elternteilen wurde das Sorgerecht entzogen und sie wurden auf freiem Fuß angezeigt.

V

Occupy-Frankfurt: Protest im ersten Schnee

Auch an Weihnachten wollen die Bewohner des Frankfurter Occupy-Camps für eine "bessere Welt" demonstrieren

Frankfurt/Main - Morgens halb neun in Frankfurt. Das Occupy-Camp vor der Europäischen Zentralbank scheint wie ausgestorben. Der erste Schnee ist in der Nacht gefallen. Die Zelte drohen unter dem Gewicht der weißen Pracht einzustürzen. Doch das kümmert die hartgesottenen Bewohner kaum. Sie liegen noch in ihren Schlafsäcken und träumen von einer besseren Welt.

Erst nach und nach erwachen sie, klettern aus ihren Zelten und trauen ihren Augen kaum. "Ich habe den Schnee heute Nacht gar nicht bemerkt", sagt Per. Seinen Nachnamen nennt er nicht. Im Camp duzt man sich. "Mir hat jemand einen Schneeball ins Zelt geworfen, um mich zu wecken. Erst da habe ich es gemerkt. Die Kälte fällt mir gar nicht mehr auf. Der Körper stellt sich darauf ein. Selbst nachts, wenn es noch ein paar Grad kälter ist, friert man nicht." Mit Besen fegen die übriggebliebenen Protestler den Schnee von den Zelten. Auch die Gehwege werden frei gemacht, damit kein Passant stürzt.

Per lebt jetzt schon seit 60 Tagen in seinem Zelt unterhalb des Euro-Zeichens. Bereits an der ersten Demonstration am 15. Oktober hatte er teilgenommen. "Ich dachte, die Polizisten würden das Euro-Zeichen bewachen und uns nicht auf die Wiese lassen", sagt er. "Doch als das nicht der Fall war, haben wir schnell unser Infozelt aufgebaut. Und nach einer Woche haben wir gemerkt, dass wir auch dauerhaft bleiben können."

V

Wegen Streik in Belgien fallen die Züge aus

Ein Streik gegen das Sparprogramm der neuen Regierung hat den Zugverkehr in und durch Belgien weitgehend lahmgelegt. Auch in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes haben die Gewerkschaften zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen.

Am Brüsseler Flughafen lief der Betrieb ungestört. Die Proteste richten sich unter anderem gegen die geplante Erhöhung des Eintrittsalters für den Vorruhestand von 60 auf 62 Jahre.

Der eintägige Arbeitskampf hatte am Mittwochabend begonnen. Der Hochgeschwindigkeitszug Thalys zwischen Köln und Brüssel fällt bis Mitternacht aus, wie der Betreiber mitteilte. Auch die Eurostar-Züge von Brüssel nach London durch den Kanaltunnel fahren nicht. Für die Eurostar-Strecke zwischen Brüssel und dem nordfranzösischen Lille werden in beschränktem Umfang Busse eingesetzt. Der Betreiber rät Fahrtgästen aber, die Reise besser zu verschieben. Ticketkosten würden noch 60 Tage lang erstattet.

Dollar

Bank of America muss Millionen wegen Rassismus-Vorwürfen zahlen

Bei einer Tochterfirma spielte die Hautfarbe für die Kreditkonditionen eine Rolle. Nun muss das Institut die Betroffenen entschädigen.
bank of america
© ReutersDie Bank of America bleibt in Negativschlagzeilen: Nach fehlerhaften Hauspfändungen und Hypotheken-Betrügereien kommen rassistische Geschäftspraktiken hinzu

Washington. Die zweitgrößte Bank in den USA, die Bank of America, muss wegen Rassismus-Vorwürfen 335 Millionen Dollar (257 Millionen Euro) zahlen. Der Tochterfirma Countrywide wird vorgehalten, schwarze und lateinamerikanische Kunden benachteiligt zu haben. Sie soll mehr als 200.000 Kreditnehmern über Jahre überhöhte Zinsen abverlangt haben - nur wegen ihrer Herkunft und Hautfarbe. Davon ist das US-Justizministerium nach jahrelangen Ermittlungen überzeugt.

Die Millionenzahlung ist Teil eines Vergleichs, den die Bank mit dem Ministerium geschlossen hat, und den Justizminister Eric Holder in Washington verkündete. „Finanzfirmen sollten ihre Entscheidungen aufgrund der Kreditwürdigkeit ihrer Kunden treffen, nicht aufgrund von deren Hautfarbe“, sagte Holder. Nach seinen Angaben ist es die höchste Summe, die eine Bank jemals in einem derartigen Fall abdrücken musste.

Bomb

1000 Schüler gehen wegen Bombe in Bochum-Werne früher in die Weihnachtsferien

Bochum. Früher Weihnachtsferien: Etwa 1000 Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bochum-Werne könen einen Tag eher in die Weihnachtsferien gehen. In Schulnähe befinden sich, das legen zumindest die Luftbildauswertungen im Bereich der Wittekind-/Von-Waldthausen-Straße nahe, vermutlich drei Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg.

Der Clou: Möglicherweise muss eine der ab heute beginnenden Probebohrungen genau vom Lehrerzimmer aus in die Tiefe gehen, weil zumindest einer der Blindgänger direkt unter dem Schulgebäude liegen könnte. Das Kollegium hat bereits Platz gemacht und dem Bohrtrupp das Feld überlassen. Wie die Bezirksregierung bestätigt, sollen am Mittwoch die Sondierungen beginnen.

Der stellvertretende Schulleiter Ortwin Becker bestätigt, dass für alle Kinder der Sekundarstufe 1 (etwa 1000) aus Sicherheitsgründen die Ferien vorgezogen wurden. Obwohl, so die Stadt, keine akute Gefahr bestehe, seien die Gebäude der Gesamtschule während der Vorarbeiten komplett zu räumen.

Beer

Betrunken im Unterricht

Halle (Saale)/MZ. Große Aufregung am Mittwochmorgen am Giebichenstein-Gymnasium "Thomas Müntzer": Zwei Schüler im Alter von 13 und 14 Jahren mussten kurz vor 9 Uhr mit dem Rettungshubschrauber und dem Krankenwagen wegen des Verdachts auf Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden. Die Polizei ermittelt nun wegen eines Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz, so Polizeisprecherin Anja Koppsieker: "Wir prüfen, wo und unter welchen Umständen die Jungen Schnaps gekauft haben." Die Spurensicherung stellte mehrere Flaschen sicher.
gymnasium, schule
© MZDas Giebichenstein-Gymnasium

Nach Polizeiangaben sind die beiden Schüler der achten Klasse und drei weitere Klassenkameraden im Unterricht aufgefallen, weil sie betrunken waren. "Als plötzlich einer der Jungen zusammenbrach, alarmierte die Schulleitung den Rettungsdienst", sagt Gabriele Städter, Pressesprecherin des Landesverwaltungsamtes, das von der Schule informiert wurde.

Die fünf Jungen zwischen 13 und 14 Jahren wurden daraufhin einem Alkoholtest unterzogen. Das Ergebnis waren laut Koppsieker Werte bis zu einem Promille. Während Rettungskräfte die beiden stark betrunken Schüler ins Krankenhaus brachten, wurden die anderen drei von ihren Eltern abgeholt.

Dollar

Großbritannien: Kein Frieden auf den Baustellen

In Großbritannien wehren sich Gewerkschaftsaktivisten weiter gegen verschlechterte Bedingungen

In der britischen Bauindustrie wird es dieses Jahr keinen Weihnachtsfrieden geben. Seit mehr als drei Monaten gibt es Massenproteste.

Auf den britischen Baustellen ist es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Konflikten gekommen, jetzt gibt es erstmals seit den 1970er Jahren wieder eine landesweite Streikbewegung: Wilde Streiks, Blockaden und zahlreiche Baustellenbesetzungen bestimmen das Bild. Auch am Mittwoch wurde in verschiedenen Städten demonstriert. In Glasgow versammelten sich Gewerkschafter vor der »Land Registry«, die einen weiteren Großauftrag an den umstrittenen »Balfour Beatty Konzern« vergeben hat.

Doch der Konzern steht nicht allein in der Kritik. Sieben große Baukonzerne wollen eine ganze Reihe von Verschlechterungen durchsetzen und vor dem Hintergrund einer sich verschlechternden Wirtschaftslage ihre Profite auf dem Rücken der Beschäftigten retten. Löhne sollen um bis zu 35 Prozent gesenkt werden, auch bei der Ausbildung soll gespart werden. Derzeit sehen sich besonders Elektriker am Bau mit der Drohung konfrontiert: »unterschreibt den neuen Vertrag oder werdet gefeuert«. Doch statt zu unterschreiben, gab es während der vergangenen 18 Wochen jeden Mittwoch Proteste.

Eye 1

IBM-Ankündigung: Bis 2017 sollen Maschinen Gedanken lesen können

IBM hat sich für die nächsten fünf Jahre viel vorgenommen. Wie der Technologie-Konzern in San Francisco ankündigte, sollen Handys und Computer bereits 2017 die Kunst des Gedankenlesens beherrschen.
Gehirn digital
© jim/fotolia.com

Das Wählen von Telefonnummern durch Spracherkennung ist aufgrund der rasant voranschreitenden technischen Entwicklung schon fast ein alter Hut. 2017 sollen allerdings Smartphones die Gedankengänge ihrer Besitzers lesen und umsetzen können. So zumindest stellt sich IBM die nahe Zukunft vor, wie der Konzern in einem technologischen Fünfjahresplan erklärte. IBM-Wissenschafter untersuchen Verbindungen zwischen dem Gehirn und elektronischen Geräten.

IBM erwartet zudem, dass Passwörter schon bald überlüssig sein werden. Biometrische Erkennungsmerkmale wie Stimme oder Blick könnten diese ersetzen, beispielsweise an Bankomaten. Dort müssten die Kunden dann nur noch laut ihren Namen sagen oder in einen winzigen Sensor schauen, der die Netzhaut erkennt. Das Beamen von Menschen ist leider zumindest in den nächsten Jahren noch nicht geplant.

Pistol

Freiwilliger Wehrdienst: Jeder Vierte geht vorzeitig

Die Quote der Abbrecher bei der Bundeswehr ist ziemlich hoch. Viele gehen, weil sie einen anderen Job in Aussicht haben.

Die Wehrpflicht ist ausgesetzt, die Bundeswehr eine Freiwilligenarmee, der Dienst in den Streitkräften ein Job wie jeder andere. Ein Job wie jeder andere? Nicht ganz. Immerhin geht es, im Falle eines Falles, um die Erfüllung eines militärischen Auftrags unter Einsatz der eigenen Gesundheit, wenn nicht des eigenen Lebens. Kein Job wie jeder andere also, und so findet es das Bundesverteidigungsministerium auch „nicht sonderlich überraschend“, dass mehr als jeder vierte Freiwillige nach kurzer Zeit die Truppe wieder verlässt: 23,3 Prozent der Freiwilligen haben von ihrem Recht Gebrauch gemacht, in den ersten sechs Monaten ihres Engagements bei der Bundeswehr ohne Angabe von Gründen ihren Dienst zu quittieren.

Weitere 4,4 Prozent haben auf Wunsch des Arbeitgebers Armee die Truppe verlassen, sagte Ministeriumssprecher Kai-Siegfried Schlolaut am Mittwoch dem Tagesspiegel in Berlin.