Du wirst sehen, dass du genau das bekommst, was du gibst. Dein Leben ist ein Spiegel dessen, was du tust. Es ist dein Abbild. Du bist passiv, blind, fordernd. Du nimmst und akzeptierst alles, ohne eine Verplichtung zu fühlen. Deine Haltung gegenüber der Welt und gegenüber dem Leben ist die Haltung von jemandem, der das Recht hat, Forderungen zu stellen und zu nehmen, die Haltung von jemandem, der es nicht nötig hat, zu zahlen oder sich etwas zu verdienen. Du glaubst, dass alle Dinge dir zustehen, einfach nur deshalb, weil du es bist! All deine Blindheit liegt da! Nichts davon erreicht deine Aufmerksamkeit. Und genau das ist es, was eine Welt von einer anderen trennt.
Du hast keinen Maßstab, mit dem du dich messen kannst. Du lebst ausschließlich nach "Ich mag" oder "Ich mag nicht", du schätzt nichts außer dich selbst. Du anerkennst nichts über dir - theroretisch oder logisch vielleicht, aber eigentlich nichts. Das ist der Grund, warum du verlangst und weiterhin glaubst, dass alles billig ist und dass du genug in deinen Taschen hast, alles zu kaufen, was du willst. Du anerkennst nichts über dir, entweder außerhalb von dir oder innerhalb. Ich wiederhole: Das ist der Grund, warum du keinen Maßstab hast und passiv nach deinen Neigungen und Abneigungen lebst.
Ja, die "Wertschätzung deiner selbst" blendet dich. Dies ist die größte Hürde zu einem neuen Leben. Du musst es schaffen, über diese Hürde, diese Schwelle zu kommen, bevor du weitergehen kannst. Dieser Test teilt die Menschen in zwei Arten: den "Weizen" und die "Spreu". Unabhängig wie intelligent, wie begabt, wie brillant ein Mensch sein mag, wenn er diese Wertschätzung seiner Selbst nicht verändert, gibt es keine Hoffnung für eine innere Entwicklung, für eine Arbeit in Richtung Selbstkenntnis, für ein wahres Werden. Er wird sein Leben lang so bleiben, wie er ist. Die erste Anforderung, die erste Bedingung, der erste Test für jemanden, der an sich arbeiten will, ist, die Wertschätzung seiner Selbst zu verändern. Er darf sich nicht vorstellen, nicht einfach glauben oder denken, sondern Dinge in ihm sehen, die er noch nie zuvor gesehen hat; sie tatsächlich sehen. Seine Wertschätzung wird sich niemals ändern können, so lange er nichts in sich sieht. Und um etwas in sich zu sehen, muss er lernen, zu sehen; das ist die erste Initiation des Menschen in der Selbstkenntnis.
Zuallererst muss er wissen, worauf er blicken muss. Wenn er es weiß, muss er Anstrengungen unternehmen, seine Aufmerksamkeit wahren, andauernd und beharrlich Ausschau halten. Nur wenn er seine Aufmerksamkeit aufrecht erhält, und nicht vergisst, Ausschau zu halten, wird er eines Tages - vielleicht - fähig, zu sehen. Das ist der Zustand, der gesucht werden muss, es ist das Ziel für unsere Beobachtung; von dort kann der wahre Wunsch, der unwiderstehliche Wunsch geboren werden, zu werden: von kalt mögen wir warm, kräftig werden; wir mögen von unserer Realität berührt werden.
Heute haben wir nichts außer die Illusion dessen, was wir sind. Wir schätzen uns zu hoch ein. Wir respektieren uns selbst nicht. Um mich selbst zu respektieren, muss ich in mir einen Teil anerkennen, der über den anderen Teilen steht, und meine Haltung gegenüber diesem Teil sollte dem vom Respekt zeugen, den ich diesem Teil gegenüber habe. Auf diese Art möge ich mich respektieren. Und meine Beziehungen mit Anderen werden auf denselben Respekt gründen.
Du musst verstehen, dass all die anderen Maßstäbe - Talent, Bildung, Kultur, Genie - veränderliche Maßstäbe sind, Maßstäbe des Details. Der einzige exakte Maßstab, der einzige unveränderliche, objektive, reale Maßstab ist der Maßstab der inneren Sicht. Ich sehe - ich sehe mich selbst. Dadurch hast du gemessen. Mit einem höheren, realen Teil, hast du einen anderen, niedrigeren Teil gemessen, der ebenfalls real ist. Und dieser Maßstab, der durch sich selbst die Rolle eines jeden Teils festlegt, leitet dich zu dem Respekt deiner Selbst.
Aber du wirst sehen, dass das nicht leicht ist. Und es ist nicht billig. Du musst inniglich bezahlen. Für schlechte Zahler, faule Leute, Parasiten, keine Hoffnung. Du musst zahlen, teuer bezahlen, und sofort bezahlen, im Voraus bezahlen. Zahle mit dir selbst. Mit ernsten, gewissenhaften, unbeteiligten Anstrengungen. Je mehr du vorbereitet bist, ohne Sparen zu zahlen, ohne zu betrügen, ohne jegliche Verfälschung, umso mehr wirst du erhalten. Und von jenem Zeitpunkt an wirst du mit deiner Natur vertraut. Und du wirst alle Tricks sehen, all die Unehrlichkeiten, in die sich deine Natur zurückzieht, um es zu vermeiden, mit hartem Bargeld zu zahlen. Denn du musst mit deinen schnell zusammengebrauten Theorien bezahlen, mit deinen verwurzelten Überzeugungen, mit deinen Vorurteilen, deinen Voraussetzungen, deinem "Ich mag" und "Ich mag nicht". Ohne Feilschen, ehrlich, ohne vorzugeben. Versuche "aufrichtig", zu sehen, während du mit deinem Falschgeld zahlst.
Versuche einen Moment lang die Idee zu akzeptieren, dass du nicht bist, was du von dir selbst glaubst; dass du dich überschätzt, sogar dass du dich selbst belügst. Dass du dich immer, jeden Moment belügst, jeden Tag, dein ganzes Leben lang. Und dass dich dieses Lügen derart beherrscht, dass du es nicht mehr kontrollieren kannst. Du bist die Beute des Lügens. Du lügst, überall. Deine Beziehungen mit anderen - Lügen. Die Erziehung, die du gibst, die Grundsätze - Lügen. Dein Lehren - Lügen. Deine Theorien, deine Kunst - Lügen. Dein gesellschaftliches Leben, deine Familienleben - Lügen. Und was du über dich denkst - ebenfalls Lügen.
Aber du hörst niemals auf, was du tust, oder was du sagst, weil du an dich glaubst. Du musst innerlich stehenbleiben und beobachten. Beobachte ohne Vorverständnis, akzeptiere für eine Zeit die Vorstellung des Lügens. Und wenn du auf diese Art beobachtest, mit dir selbst zahlst, ohne Selbstmitleid, all deine angeblichen Reichtümer für einen Moment der Realität aufgibst, vielleicht wirst du dann plötzlich etwas sehen, das du bis zu diesem Tage noch nie gesehen hast. Du wirst sehen, dass du anders bist als das, was du bisher von dir gedacht hast. Du wirst sehen, dass du Zwei bist. Einer, der nicht ist, aber den Platz einnimmt und die Rolle des anderen spielt. Und der andere ist so schwach, so substanzlos, dass er sich sofort wieder zurückzieht, wenn er einmal auftauchen sollte. Er kann keine Lügen erdulden. Die geringste Lüge lässt ihn verschwinden. Er müht sich nicht ab, er widersetzt sich nicht, er wird von vornherein besiegt. Lerne zu sehen, bis du den Unterschied zwischen deinen zwei Naturen gesehen hast, bis du die Lügen gesehen hast, die Täuschung in dir. Wenn du deine zwei Naturen gesehen hast, an diesem Tag wird in dir die Wahrheit geboren.
Kommentare von Lesern
für unseren Newsletter an