Pim van Lommel
© Dagmar BarberPim van Lommel stellt sein Buch vor
In der evangelischen Kirche müssen rasch noch Stühle geholt werden, so groß ist der Andrang bei der Vorstellung des Buches "Endloses Bewusstsein. Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung" auf Einladung der Buchhandlung Sillmann. Auch die Diskussion danach war rege.

Der holländische Kardiologe und Autor Pim van Lommel sagt, dass das Bewusstsein nicht an einen funktionierenden Körper gebunden sein müsse und unabhängig vom Gehirn existiere. Ein Ergebnis, das großes Aufsehen erregte, als es medizinischen Fachzeitschriften veröffentlicht wurde.

Inge Drees (66) aus Neuss ringt nach Worten, während sie ihre Nahtoderfahrung emotional zum Ausdruck bringt. "Seitdem habe ich keine Angst mehr vor dem Tod, im Gegenteil. Es war ein unglaublich schönes Erlebnis." Sie berichtet von einem Tunnel, von Farben, einem Licht, einer wunderschönen Landschaft, Harmonie und von Musik. Aber auch von Einsamkeit und Ablehnung, die auf das Unverständnis ihres Umfeldes zurückging, ihr zu glauben. Interessantmacherei und Lüge warf man ihr vor. Dabei machten mehr als vier Prozent der Deutschen eine solche Erfahrung, hieß es; auch Kinder schilderten Details der Umgebung und wie sie sich selbst von oben sahen.

Der Nahtod-Forscher van Lommel hat sich mit persönlichen, psychologischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Aspekten beschäftigt: Können wir von Anfang und Ende unseres Bewusstsein sprechen? Ist ein Mensch, der hirntot ist, wirklich tot und was widerfährt dem Bewusstsein während des Sterbeprozesses? Dabei gewannen auch andere grundlegende Fragen an Bedeutung: Wer bin ich? Warum bin ich hier? Wann und wie wird mein Leben enden? Geht es nach dem Tod in anderer Form weiter? In allen Kulturen und jeder Lebensphase stelle man diese Frage immer wieder neu.

"Unsere Zeit ist bestimmt von einer Verkürzung der Wirklichkeitswahrnehmung", sagte Pfarrer Christian Stahmann. "Wirklich ist nur, was sich mathematisch-naturwissenschaftlich erklären lässt. Doch diese Reduzierung beruht auf einem bewussten Ausschluss eines weiten Spektrums an Wahrnehmungsmöglichkeiten. Es sollte Aufgabe der Kirchen sein, die verschütteten Talente anderer, auch mystische Erfahrungen, wieder zu erschließen". Das so genannte "Jenseits" gehöre dazu. "Vielleicht wird diese Art Know How neu entdeckt," hoffte Stahmann.

Info: Pim van Lommel, Endloses Bewusstsein - Neue medizinischen Fakten zur Nahtoderfahrung, ISBN 978-3-8436-0013-2