feuerball nienburg
© PolizeiDer gesichtete Meteor
Nienburg. Eine ungewöhnliche Beobachtung machte eine Anwohnerin in Nienburg: Am frühen Montagabend meldete sie der Polizei ein unbekanntes Objekt am Himmel. Das Objekt scheine abzustürzen, ziehe eine Rauchwolke hinter sich her und schimmere hell, so die Angaben der Nienburgerin über Notruf.

Eine Streifenwagenbesatzung schaute ebenfalls nach, das führte aber zu keinerlei Feststellungen. Auch eine Abfrage der Nienburger Polizei bei der Flugsicherung Hannover erbrachte keine Hinweise auf einen möglichen Flugzeugabsturz oder Aktivitäten im beschriebenen Luftraum.

Anhand der Handyaufnahmen der Frau konnte das Objekt als ein Komet identifiziert werden. Der Komet Ison rast derzeit auf die Sonne zu, erstrahlt sehr hell und ist mit dem bloßen Auge zu sehen. Bereits im Anflug auf die Sonne dürften sich nach Experteneinschätzungen kleinere Teile vom mehrere Kilometer großen Kometenkern abgespalten haben.

"Darauf deuten Beobachtungen nach zwei Helligkeitsausbrüchen hin, die seit dem 7. November bei Ison registriert wurden. Die Nienburger Bürgerin wurde offensichtlich Zeugin eines weiteren Helligkeitsausbruches des Kometen Ison, der auch Adventskomet oder Weihnachtsstern genannt wird", heißt es von der Polizei.


Kommentar: Das ist sehr weit hergeholt, im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn es sonst kein Weltraumschrott ist, dient diesmal Komet Ison als Erklärung für Feuerbälle. Die Polizei sollte wahrscheinlich keine Sterne lesen.


Björn Voss, Leiter des Planetariums im LWL Museum in Münster, hält die Beobachtung der Frau nicht für möglich: "Der Komet Ison geht vor der Sonne unter, er ist also wahrscheinlich nur am Morgen zu sehen und nicht, wie hier beschrieben, in den frühen Abendstunden."

Außerdem sei auf dem Foto klar zu erkennen, dass es sich nicht um einen Kometen handeln kann, denn dieser wäre heller als der Himmel im Hintergrund. "Auch die Form stimmt nicht und ein Komet zieht immer eine Danpf-, keine Rauchwolke hinter sich her", erklärt Björn Voss.

Ein weiteres Indiz sei, dass man den Kometen mit dem bloßen Auge gar nicht sehen könne, "geschweige denn mit einer Handykamera fotografieren." Der Komet sei zu nah an der Sonne.

Am Donnerstag zieht der eindrucksvoll helle Komet Ison ganz nah an der Sonne vorbei. "Kurz vor 20 Uhr nach unserer Zeit wird Ison seinen sonnennächsten Punkt erreicht haben", sagt Experte Hermann Böhnhardt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung im niedersächsischen Katlenburg-Lindau.

Das könnte die Schicksalsstunde des Kometen sein, der 4,6 Milliarden Jahre alt ist, vom Randbezirk unseres Sonnensystems kommt und vor gut einem Jahr entdeckt wurde. Den Sonnenvorbeiflug könnte Ison erfolgreich überstehen, aber er könnte ebenso zerbrechen oder verdampfen.

Böhnhardt sagte, falls Ison die Sonnenpassage am 28. November nicht überleben sollte, werde es ein Aufleuchten geben - eine Art Explosion, bei der sich der Kometenkern auflöst. "Das kann man vielleicht nicht mit dem Auge, aber mit dem Sonnenteleskop sehen. Binnen ein bis zwei Wochen wäre Ison für uns dann gar nicht mehr sichtbar." Möglich ist dem Forscher zufolge aber auch, dass Ison eine "deutliche Aktivitätssteigerung erfährt, ohne zu zerbrechen." Auch dann werde es möglicherweise zu einem hellen Aufleuchten kommen.

Der Komet hatte vor einigen Tagen Stücke seines Kerns verloren und leuchtete danach heller als zuvor. Dass Ison auch tagsüber mit bloßem Auge zu sehen sein wird, hält Böhnhardt für eher unwahrscheinlich.

mt/kra