Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen nehmen nach Aussage des Kinder- und Jugendpsychiaters Eberhard Meyer zu. Der ärztliche Direktor der Vitos Klinik Hofheim im südhessischen Riedstadt stellt außerdem eine Zunahme der Schwere der Erkrankungen fest. So trete Schizophrenie zunehmend bei Jugendlichen unter 19 Jahren auf.
Drogenkonsum im internationalen Vergleich
![Klicken um zu vergrößern Drogenkonsum im internationalen Vergleich](/image/s3/64675/Drogenkonsum_Alkoho_611759p.jpg)
Ein weiterer Grund für die Erkrankungen sei die Lage in den Familien. Viele Eltern seien heute immer seltener in der Lage, die Probleme der Kinder zu erkennen und abzufangen, so Meyer. Außerdem sei die Häufigkeit der psychischen Erkrankungen schichtabhängig und steige mit der Anzahl der Kinder. So seien untere soziale Schichten stärker betroffen.
Eltern sollten reagieren, wenn ihr Kind Schwierigkeiten in der Schule bekommt und sich aus der Familie zurückzieht. Der Arzt rät dann zu einem Gespräch mit dem Kind. „Dieser Schritt fehlt oft. Wir geben vieles in professionelle Hände, was auch gesellschaftlich zu regeln wäre“, sagte Meyer.
Seiner Meinung nach gebe es nicht genügend Möglichkeiten für eine stationäre Behandlung. „Die Klinken sind nicht mehr in der Lage, den Ansturm zu bewältigen“, kritisierte Meyer. „Bei jeder Notaufnahme müssen wir eine Notentlassung machen.“ Immer häufiger nehme auch die Polizei Zwangseinweisungen vor. Das passiert beispielsweise, wenn ein Jugendlicher in der Schule randaliert hat.
Insgesamt bekommen nach den Worten von Meyer zehn bis zwanzig Prozent der Kinder und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr eine „kinderpsychiatrische Störung“. Nur rund ein Fünftel erhalte eine Therapie, davon nur jeder Zweite in angemessener Form: „Wir haben in Deutschland eine zu geringe Zahl von Kinder- und Jugendtherapeuten und -psychologen.“
Kommentare von Lesern
für unseren Newsletter an