Für den bekannten schmerzlindernden Arzneistoff Paracetamol wurde eine ungewöhnliche Nebenwirkung entdeckt: Er dämpft Gefühle.
Prescription medication, pills
© AFP Photo / Joseph Eid
Frei verkäufliche Schmerzmittel haben viele Nebenwirkungen. Meist sind es Magen-Darm-Beschwerden. Für Paracetamol, eines der weltweit am häufigsten eingesetzten Schmerzmittel, entdeckte man jetzt eine weitere, bislang unbekannte Nebenwirkung: Paracetamol sorgt dafür, dass Ihnen die gute Laune vergeht. Das Schmerzmittel dämpft positive, aber auch traurige Gefühle.

Paracetamol - In mehr als 600 Arzneimitteln versteckt

Kopfschmerz, Zahnschmerz, Bauchschmerz, Gliederschmerz - schnell wird zur Schmerztablette gegriffen. Oft ist es Paracetamol.

Das Scherzmittel Paracetamol steckt jedoch nicht nur in reinen Schmerzmitteln, sondern auch in Kombinationspräparaten. So enthalten z. B. viele sog. Erkältungsmittel neben anderen Wirkstoffen auch Paracetamol.

Paracetamol gibt es überdies kombiniert mit anderen Schmerzmitteln, mit Koffein, mit Vitamin C, mit krampflösenden Mitteln etc. - je nachdem, welche Beschwerden gerade bekämpft werden sollen.

Und so sind weltweit mehr als 600 Arzneimittel auf dem Markt, die in irgendeiner Form Paracetamol enthalten.

In den USA nimmt etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung - also über 80 Millionen Menschen - gerade Paracetamol ein.

Paracetamol-Nebenwirkungen: Asthma, Autismus und Leberschäden

Im Grunde ist Paracetamol recht gut verträglich, so glaubt man zumindest, da man die Nebenwirkungen nicht unbedingt sofort spürt, sondern in manchen Fällen erst deutlich zeitversetzt - worunter besonders Kinder zu leiden haben.

So besteht die Vermutung, dass Paracetamol, wenn von einer schwangeren Frau eingenommen, beim Kind die Entwicklung von Autismus fördern kann.

Auch wenn Kindern gegen Fieber paracetamolhaltige Mittel gegeben werden, sollen diese nicht nur das Autismusrisiko, sondern auch die Asthmagefahr merklich erhöhen können.

Beim regelmässigen Einsatz von Paracetamol leidet ausserdem die Leber sehr stark.

Das Schmerzmittel verbraucht nämlich in hoher Dosierung L-Glutathion aus den Mitochondrien der Leberzellen. L-Glutathion ist ein körpereigenes hochwirksames Antioxidans, das die Leberzellen vor oxidativen Schäden schützt.

Fehlt L-Glutathion nun infolge einer Paracetamoleinnahme, dann kommt es zu Leberschäden.

Kein Wunder ist Paracetamol in etlichen Ländern (z. B. in GB und USA) die häufigste Ursache für akutes Leberversagen.

Nun hat sich eine weitere Nebenwirkung im Zusammenhang mit Paracetamol gezeigt. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine neue Nebenwirkung, die es bislang noch nicht gegeben hätte, sondern um eine Nebenwirkung, von der man nicht gewusst hatte, dass Paracetamol ihr Urheber war.

Das Online-Magazin Psychological Science berichtete dazu im April 2015 von einer placebokontrollierten Studie, die an der Ohio State University stattfand.

Paracetamol führt zu emotionaler Abstumpfung

Frühere Untersuchungen hatten bereits ergeben, dass sich Paracetamol auch auf die Psyche auswirkt. Es lindert nämlich nicht nur körperlichen, sondern auch psychischen Schmerz.

Wenn psychische Schmerzen medikamentös behandelt werden, dann bedeutet da jedoch meist, dass der Schmerz nur gedämpft wird. Der Patient fühlt sich nicht mehr so verzweifelt. Doch fröhlich ist er auch nicht gerade.

Das Medikament führt also eher zu einer Art Emotionslosigkeit.

An besagter Studie der Ohio State University nahmen 82 Probanden teil. Nach der Einnahme von Paracetamol bzw. der Placebotablette wartete man eine Stunde, damit das Medikament seine Wirkung entfalten konnte.

Dann betrachteten die Teilnehmer 40 Fotografien, die von Forschern aus aller Welt speziell dazu ausgewählt wurden, um emotionale Reaktionen auszulösen.

Darauf waren extrem traurige Motive zu sehen (weinende unterernährte Kinder) oder sehr fröhliche Szenen (spielende Kinder). Auch neutrale Fotos waren dabei (eine grasende Kuh).

Nun sollten die Teilnehmer einerseits das Bild selbst beurteilen, andererseits ihre Gefühle, die sie beim Betrachten des Bildes empfanden.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Paracetamolgruppe alle Fotografien weniger emotional einstufte, als es die Placebogruppe tat.

Fröhliche Bilder wurden folglich nicht als übermässig fröhlich empfunden und traurige Bilder lösten in den Probanden, die unter Paracetamoleinfluss standen, nicht annähernd so traurige Gefühle aus, wie das bei der Placebogruppe der Fall war.
“Menschen, die Paracetamol einnehmen, erleben nicht mehr dieselben emotionalen Hochs und Tiefs wie andere Menschen”,
erklärten die Wissenschaftler.

Und Studienautor Geoffrey Durso fügte hinzu:
„Die Einnahme von Paracetamol scheint weitreichendere Konsequenzen zu haben, als zuvor gedacht. Denn das Mittel ist offenbar nicht nur ein Schmerzdämpfer, sondern auch ein Gefühlsdämpfer.“
Interessant und erschreckend zugleich war ausserdem, dass die Probanden es gar nicht zu merken schienen, wie das Medikament ihre Emotionen beeinflusste.

Alternativen zu Schmerzmitteln

Doch nicht bei jedem Schmerz muss man unmittelbar zum chemischen Schmerzmittel greifen.
Auch so manches Mittel aus der Hausapotheke kann Schmerzen lindern. Noch besser wäre es natürlich, mit einem insgesamt gesunden Lebensstil vielen jener Krankheiten vorzubeugen, die mit Schmerzen einhergehen, wie z. B. Arthrose, Gicht und Arthritis.

Nähere Informationen zu natürlichen Schmerzmitteln finden Sie z. B. hier: Quellen: