Depressionen oder Nikotinsucht könnten auf übernommene Urmenschen-DNA zurückzuführen sein
Neandertaler
© ap/frank franklin iiImmer wieder trafen Neandertaler und moderner Mensch aufeinander. Das Ergebnis sind heute einige Gene, die uns nicht unbedingt zum Vorteil gereichen.
Nashville - Gene können den einen oder anderen nicht nur mit optischen Merkmalen ausstatten, auf die man hätte verzichten können, sondern auch mit Veranlagungen für bestimmte Krankheiten. Nun fanden US-amerikanische Forscher mehr über den Einfluss von Neandertaler-DNA auf schädliche Prädispositionen heraus.

Menschen eurasischen Ursprungs besitzen ein bis vier Prozent DNA, die von Neandertalern stammt, weil der frühe anatomisch moderne Mensch hin und wieder Tête-à-têtes mit Neandertalern hatte. Wie bereits bekannt ist, vererbten diese uns Gene, die für eine bessere Anpassung unseres Immunsystems an die Abwehr von Infektionen sorgen. Eine Nebenwirkung ist aber die höhere Anfälligkeit für Allergien.

Weitere Einflüsse hat jetzt das Team um den Evolutionsgenetiker John Capra von der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, festgestellt. Die Wissenschafter verglichen Neandertalerallele mit den anonymisierten Gesundheitsdaten von 28.000 Erwachsenen.

"Wir haben Zusammenhänge mit einer breiten Palette an Merkmalen gefunden, darunter immunologische, neurologische und psychiatrische Krankheiten", sagt Capra. So erklärt das Vorhandensein der entsprechenden Neandertalergene zwei Prozent des Risikos, an Depression zu erkranken. Was sich nach wenig anhört, kann abhängig von der Lebensgeschichte einer Person dennoch eine Rolle spielen.

Anpassung an Europa

Auch das Risiko für Nikotinabhängigkeit ist signifikant erhöht, wenn das zugehörige Neandertalerallel vorhanden ist. Warum derartiges vorkommt, darüber kann nur spekuliert werden. Die Studienautoren schreiben im Fachblatt Science, dass diese Allele vorteilhaft gewesen sein könnten für die frühen Menschen, die vor rund 40.000 Jahren aus Afrika kamen und sich an europäische Bedingungen anpassen mussten.

Heute kann das Erbe jedoch Nachteile nach sich ziehen. Das Ergebnis sind heute einige Gene, die uns nicht unbedingt zum Vorteil gereichen.

(sic)

Abstract Science: "The phenotypic legacy of admixture between modern humans and Neandertals."