Forscher entdecken, warum manche Cannabis-Konsumenten leichter an Psychosen erkranken
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© wollertz/fotolia.comEin bestimmtes Gen beeinflusst maßgeblich das Risiko von Psychosen beim Cannabis-Konsum.
Seid langer Zeit interessiert es nicht nur Mediziner, welche Verbindung zwischen Cannabis und Psychosen besteht. Die neuesten Studien weisen darauf hin, dass ein Gen mit dem Namen AKT1 beeinflusst, ob Personen durch den Konsum von Cannabis Psychosen entwickeln.

Die Auswirkungen von Cannabis auf die menschliche Psyche sind noch nicht vollständig geklärt. Einige Forscher vermuten, dass es eine Verbindung zwischen dem Konsum von Cannabis und der Entstehung von Psychosen gibt. Wissenschaftler von der „University of Exeter“ und dem „University College London“ führten jetzt eine Untersuchung durch, in der sie ein Gen entdeckten, das beeinflusst, wie Cannabis bei einzelnen Menschen wirkt. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Translational Psychiatry veröffentlicht.

Gen beeinflusst, ob wir Psychosen entwickeln

Die Studie suchte nach dem Zusammenhang zwischen dem Cannabis-Konsum und der Entstehung von Psychosen. Die beteiligten Wissenschaftler konnten feststellen, dass wir Menschen in uns ein Gen tragen, welches beeinflusst, ob wir eine Psychose entwickeln. Die Entdeckung könnte dazu beitragen, die Konsumenten zu identifizieren, die am meisten gefährdet sind, eine Psychose zu entwickeln, erklären die Forscher. Das gefundene Gen könnte somit bei der Vorbeugung und Behandlung von Psychosen helfen, die durch den Konsum von Cannabis ausgelöst werden, sagen die Wissenschaftler. Die Untersuchung stellte außerdem fest, dass weibliche Cannabis-Raucher möglicherweise anfälliger für einen kurzfristigen Gedächtnisverlust sind.

Menschen mit ATK1 Genotyp erleben stärkere Auswirkungen durch Cannabis

Die neuen Ergebnisse zeigen, dass Menschen mit einem AKT1 Genotyp viel eher starke Auswirkungen durch das Rauchen von Cannabis erleben, auch wenn sie sonst völlig gesund sind, sagt Professor Celia Morgan von der „University of Exeter“. Festzustellen, dass diese Genvariante auch in gesunden Menschen bewirkt, dass sie anfälliger für die bewusstseinsverändernde Wirkung von Cannabis sind, gebe Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für bestimmte Personen. Nach Angaben der Forscher entwickeln etwa ein Prozent der Cannabis-Konsumenten irgendwann eine Psychose. Personen die täglich Cannabis rauchen, verdoppeln das Risiko eine psychotische Störung zu entwickeln, fügen die Mediziner hinzu. Frühere Forschung hatte bereits eine hohe Prävalenz von einer besonderen Variante des AKT1 Genotyps bei Cannabis-Konsumenten mit Psychose nachgewiesen. Es war aber nicht bekannt, wie das Gen und die Auswirkungen des Rauchens von Cannabis zusammenhängen, erklären die Experten.

Häufige psychotische Reaktionen erhöhen Risiko für psychotische Störungen

Um dies herauszufinden, testeten die Wissenschaftler 442 gesunde junge Cannabis-Konsumenten. Die Probanden wurden untersucht, sowohl unter dem Einfluss der Droge als auch während sie Nüchtern waren, erläutern die Forscher. Das Ausmaß der Symptome einer Vergiftung und die Auswirkungen auf den Gedächtnisverlust wurden gemessen. Zuerst, wenn die Teilnehmer unter der Einwirkung von Cannabis standen. Dann verglichen die Experten ihre Ergebnissen mit neuen Tests, die sieben Tage später durchgeführt wurden, als die Konsumenten nicht mehr unter dem Einfluss von Cannabis standen. Menschen mit der AKT1 Genvariante hatten dabei eine höhere Wahrscheinlichkeit eine psychotische Reaktion zu erleben. Häufiger auftretende psychotische Reaktionen können mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer psychotischen Störung verknüpft werden, erklären die Wissenschaftler.

Genotyp-bezogene Medikamente könnten helfen, Psychosen zu vermeiden

Versuche an Tieren haben bereits gezeigt, dass Männer mehr Rezeptoren besitzen, auf die sich der Konsum von Cannabis auswirkt. Diese befinden sich in Teilen des Gehirns, die wichtig für unser Kurzzeitgedächtnis sind. Zu ihnen gehört der präfrontale Kortex, erläutert Prof. Morgan. Wir benötigen weitere Forschung auf diesem Gebiet, aber unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Männer weniger empfindlich für den kurzzeitigen Verlust des Gedächtnisses sind, fügt die Medizinerin hinzu. In Zukunft könnten eventuell Personen identifiziert werden, bei denen die Gefahr der negativen Auswirkungen von Cannabis am stärksten sind. Genotyp-bezogene Medikamente könnten dann die Betroffenen vor der Entwicklung einer psychotischen Störung schützen, trotz des Konsums von Cannabis, sagen die Wissenschaftler. Sich selbst immer wieder durch den Konsum von Cannabis in einen psychotischen oder paranoiden Zustand zu bringen, könnte der Grund dafür sein, dass diese Personen leichter eine Psychose entwickeln, so Prof. Morgan weiter. Obwohl eine Cannabis-induzierte Psychose sehr selten sei, könne diese Erkrankung schreckliche Auswirkungen auf das Leben von Jugendlichen haben. Die neue Untersuchung ebne hier den Weg in Richtung einer besseren Vorbeugung und Behandlung von Psychosen durch Cannabis-Konsum, sagen die Forscher.

(as)