
Rund ein Fünftel aller Menschen ist wesentlich empfänglicher für die Emotionen anderer Personen.
Manche Menschen gelten als besonders einfühlsam, während andere kaum auf ihre Mitmenschen oder ihre Umwelt reagieren. Früheren Untersuchungen zufolge gehört rund ein Fünftel der Bevölkerung zu den sogenannten hochsensiblen Personen: Sie sind empfindlicher für Umweltreize, aber auch soziale Signale. Diese Menschen sind daher auch empfänglicher für Gefühle anderer, zeigen größere Anteilnahme und lassen sich von Emotionen im Film leichter anstecken. Die neurologische Ursachen für diese gesteigerte Empathie waren bislang jedoch weitgehend unerforscht.

Die farbigen Regionen zeigen Hirnbereiche höherer Aktivität bei hochsensiblen Menschen im Vergleich zu weniger empfindlichen Personen. Die "Anterior Insula" ist besonders für das Erkennen und Nachvollziehen von Emotionen zuständig. Beim Betrachten des lächelnden Ehepartners war diese Region bei Hochsensitiven besonders aktiv.
Direkter Nachweis im Gehirn
Das Experiment zeigte deutliche Unterschiede zwischen hochsensiblen und weniger empfänglichen Personen: Bei den besonders empathischen Menschen waren bestimmte Hirnregionen deutlich stärker durchblutet, während sie die Fotos betrachteten. Vergleichsweise stärker aktiv waren vor allem die Bereiche im Gehirn, die mit Emotionen und Einfühlungsvermögen in Verbindung gebracht werden. Besonders stark ausgeprägt war der Effekt beim Betrachten von Bildern des lächelnden Partners. "Das ist ein direkter Nachweis im Gehirn, dass hochsensible Personen besonders stark auf soziale, emotionale Situationen reagieren", sagt Aron.
Außerdem zeigten auch solche Hirnregionen größere Aktivität, die für Aufmerksamkeit und Verarbeitung von Sinneseindrücken verantwortlich sind. Zusammen mit den stärker durchbluteten emotionalen Bereichen des Gehirns untermauert dies nach Ansicht der Psychologen, dass hochsensible Personen nicht nur psychologisch anders auf ihre Umwelt reagieren, sondern aufgrund ihrer veränderten Hirnfunktionen ihre Umgebung tatsächlich intensiver wahrnehmen und emotionaler darauf reagieren.
(Brain and Behavior, 2014; doi: 10.1002/brb3.242)