Veränderte Hirnaktivität markiert ein Fünftel von uns als besonders sensibel und mitfühlend
Empathie,Mitgefühl,Unterstützung,Beistand
© freeimagesRund ein Fünftel aller Menschen ist wesentlich empfänglicher für die Emotionen anderer Personen.
Nah am Wasser gebaut oder besonders hilfsbereit? Das anscheinend größere Einfühlungsvermögen mancher Menschen könnte auf körperlicher Veranlagung beruhen. US-Wissenschaftler haben zum ersten Mal direkt die Gehirnaktivität solcher hochsensibler Menschen aufgezeichnet. Dabei fanden sie deutlich gesteigerte Aktivität in den verantwortlichen Hirnregionen für das Erkennen von Emotionen und die Verarbeitung von Sinneseindrücken.

Manche Menschen gelten als besonders einfühlsam, während andere kaum auf ihre Mitmenschen oder ihre Umwelt reagieren. Früheren Untersuchungen zufolge gehört rund ein Fünftel der Bevölkerung zu den sogenannten hochsensiblen Personen: Sie sind empfindlicher für Umweltreize, aber auch soziale Signale. Diese Menschen sind daher auch empfänglicher für Gefühle anderer, zeigen größere Anteilnahme und lassen sich von Emotionen im Film leichter anstecken. Die neurologische Ursachen für diese gesteigerte Empathie waren bislang jedoch weitgehend unerforscht.

Nachweis Gehirnscan Empathie
© Art AronDie farbigen Regionen zeigen Hirnbereiche höherer Aktivität bei hochsensiblen Menschen im Vergleich zu weniger empfindlichen Personen. Die "Anterior Insula" ist besonders für das Erkennen und Nachvollziehen von Emotionen zuständig. Beim Betrachten des lächelnden Ehepartners war diese Region bei Hochsensitiven besonders aktiv.
Elaine Aron von der Stony Brook University in New York und ihre Kollegen haben nun zum ersten Mal die Gehirnaktivität von hochsensiblen Personen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie mit einer Kontrollgruppe verglichen. Sie scannten das Gehirn von 18 Versuchspersonen, denen sie Fotos von verschiedenen Gesichtern vorlegten. Einige Bilder zeigten traurige, andere fröhliche Gesichtsausdrücke. Eine Serie von Bildern bestand dabei aus Bildern von Fremden, während eine zweite Serie Bilder des Ehepartners der Versuchsperson enthielt.

Direkter Nachweis im Gehirn

Das Experiment zeigte deutliche Unterschiede zwischen hochsensiblen und weniger empfänglichen Personen: Bei den besonders empathischen Menschen waren bestimmte Hirnregionen deutlich stärker durchblutet, während sie die Fotos betrachteten. Vergleichsweise stärker aktiv waren vor allem die Bereiche im Gehirn, die mit Emotionen und Einfühlungsvermögen in Verbindung gebracht werden. Besonders stark ausgeprägt war der Effekt beim Betrachten von Bildern des lächelnden Partners. "Das ist ein direkter Nachweis im Gehirn, dass hochsensible Personen besonders stark auf soziale, emotionale Situationen reagieren", sagt Aron.

Außerdem zeigten auch solche Hirnregionen größere Aktivität, die für Aufmerksamkeit und Verarbeitung von Sinneseindrücken verantwortlich sind. Zusammen mit den stärker durchbluteten emotionalen Bereichen des Gehirns untermauert dies nach Ansicht der Psychologen, dass hochsensible Personen nicht nur psychologisch anders auf ihre Umwelt reagieren, sondern aufgrund ihrer veränderten Hirnfunktionen ihre Umgebung tatsächlich intensiver wahrnehmen und emotionaler darauf reagieren.

(Brain and Behavior, 2014; doi: 10.1002/brb3.242)