Der Bayerische Rundfunk (BR) hat beim Meinungsforschungs-Institut TNS Emnid eine Studie über die Erwartungshaltung der Bevölkerung an die Medien in Auftrag gegeben. Dabei kam - wenig überraschend - heraus, dass sich in Sachen Informationen über die Hälfte der Befragten auf öffentlich-rechtliches Fernsehen verlässt. Erschreckend: 60 Prozent sind der Meinung, dass Medien vorgegeben wird, worüber und auf welche Art sie berichten sollen.
Lügenpresse
Die Studie des BR trägt den Titel „Informationen fürs Leben“. Die Befragung sollte herausfinden sollte, was Menschen von Medien inhaltlich erwarten, was sie in der aktuellen Berichterstattung kritisieren, was sie loben und welche Bedeutung die etablierten Nachrichtenmarken noch haben. Befragt wurden 1.000 Personen ab 18 Jahren in Deutschland. Dabei zeigte sich grundsätzlich, dass viele Befragte die allgegenwärtigen „Lügenpresse“-Vorwürfe, wonach Medien manipuliert sind, zu glauben scheinen.


U.a. kam bei der Studie heraus, dass die Mehrzahl der Mediennutzer (56 Prozent) sich hauptsächlich auf das öffentlich-rechtliche Fernsehen verlässt, wenn sie informiert werden wollen. Danach folgt der öffentlich-rechtliche Hörfunk mit 47 Prozent. Auf das Internet, Apps oder Tageszeitungen verlassen sich 45 Prozent. Auf das private Fernsehen als Informationsquelle lediglich 37 Prozent. Auf Wochenzeitungen und Magazine 10 Prozent und auf Boulevardzeitungen lediglich 5 Prozent.


Kommentar: Das die öffentlich rechtlichen Sender in dieser Umfrage sehr gut abschneiden ist verwunderlich. Oder sind die Fragen im Fragebogen geschickt gestellt worden?

Allerdings nutzen 45 Prozent der Befragten das Internet und Apps täglich oder fast täglich als Informationsquelle. 76 Prozent der Befragten stimmten der Aussage, „Medien berichten zu viel über Probleme und zu wenig über Lösungen“, zu. Der Aussage „Medien blenden berechtigte Meinungen aus, die sie für unerwünscht halten“ stimmten 60 Prozent zu. Erstaunliche 87 Prozent sind der Auffassung, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen verständlich berichtet, während nur 48 Prozent den Boulevardzeitungen verständliche Berichterstattung zubilligen.

Wenig überraschend ist indes, dass 75 Prozent das öffentliche Fernsehen für glaubwürdig halten und nur 13 Prozent Boulevardzeitungen. Erschreckende 60 Prozent gaben an, dass sie der Meinung sind, dass Medien vorgegeben wird, worüber und auf welche Art sie berichten sollen. In den neuen Bundesländern lag der Wert sogar bei 67 Prozent. 55 Prozent der Mediennutzer sind zudem der Meinung, dass die Medien Staat, Regierung und Wirtschaft durch ihre Berichterstattung stützen. 31 Prozent billigen den Medien eine Kontrollfunktion zu.

Nur 27 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, Journalisten würden absichtlich falsch berichten. Aber 65 Prozent waren der Meinung, die Journalisten dürften oft nicht sagen, was sie wirklich denken.

Die Studie im Auftrag des BR scheint somit zu belegen, dass „Lügenpresse“-Vorurteile in der Bevölkerung weit verbreitet sind. Man darf aber auch nicht außer acht lassen, dass bei solchen Umfragen häufig geantwortet wird, was als sozial erwünscht wahrgenommen oder vom Umfrage-Design vorgegeben wird. Auch, dass der Auftraggeber einer Studie - hier das öffentlich-rechtliche Fernsehen - in der eigenen Studie besonders gut abschneidet, ist häufig der Fall.