Yale/London (dpa) - US-Forscher haben eine Ursache für die gewöhnliche Vergesslichkeit im Alter entdeckt. Eine Gehirnsubstanz bremse das Signalfeuer der Nerven.

Altersvergesslichkeit könnte möglicherweise einmal rückgängig gemacht werden, schreiben sie im Fachjournal Nature. Versuche mit älteren Menschen seien geplant. Ältere Gehirne haben schwächere Verbindungen in ihren Nervenbahnen und ihre Nervenzellen (Neuronen) feuern weniger oft Signale ab. Dadurch vergesse ein älterer Mensch eher Dinge, schreiben die Forscher um Amy Arnsten von der Yale University School of Medicine. Sie untersuchten zum ersten Mal die altersbedingten Veränderungen in Nervenzellen im vorderen Bereich der Großhirnrinde, dem für höhere kognitive Funktionen zuständigen Teil des Gehirns.

Diese Nervenzellen feuern ständig Impulse, um Informationen «frisch» zu halten. Dieser «Arbeitsspeicher» hilft, sich an Dinge des alltäglichen Lebens zu erinnern, etwa daran, wo der Autoschlüssel hingelegt wurde. Er ist aber auch die Basis für abstraktes Denken, Multitasking und der Unterdrückung von unangebrachten Gedanken. Der «Arbeitsspeicher» muss jedoch ständig aktualisiert werden.

Die Wissenschafter untersuchten die Feuerraten der Neuronen in Versuchstieren. Bei älteren Tieren feuerten die Neuronen während eines Erinnerungsvorgangs langsamer. Die Frequenz konnte erhöht werden, wenn die chemische Umgebung der Neuronen an die von jüngeren Versuchstieren angepasst wurde.

Im Stirnlappenbereich eines alternden Gehirns sammeln sich nach Erkenntnissen der Forscher zu viele der sogenannten cAMP-Moleküle. Diese schwächen das Neuronenfeuer ab, indem sie Kanäle in den Wänden von Nervenzellen öffnen, durch die elektrisch geladene Teilchen (Ionen) dringen.

Mit Hilfe von Hemmstoffen für cAMP konnten die Forscher Neuronen zu einem jugendlicheren Verhalten anregen. Klinische Tests mit dem als besonders effektiv scheinenden Wirkstoff Guanfacin seien bereits in Planung.