Waldmaus
© Rasbak (vai WikimediaCommons), CC BY-SA 3.0Symbolbild: Waldmaus
Portland (USA) - In Experimenten an Mäusen haben US-Wissenschaftler erstmals Belege dafür gefunden, dass auch Schmerzempfinden von einem Individuum auf ein anderes ohne direkten Kontakt übertragen werden kann. Sollten sich die Beobachtungen auch auf den Menschen übertragen lassen, so wäre dies möglicherweise eine Erklärung für eine Vielzahl von Phänomenen, wenn Menschen etwa plötzlich an einem bestimmten Ort und ohne bestimmten Grund Unbehagen verspüren oder sogar Schmerzen empfinden, ohne dass dafür eine medizinische Ursache gefunden werden kann.

„Zum ersten Mal können wir zeigen, dass man nicht verletzt sein oder an einer Entzündung leiden muss, um Schmerzzustände zu entwickeln“, zitiert der New Scientist den Studienleiter Andrey Ryabinin von der Oregon Health and Science University in Portland, Oregon. „Schmerzen können einfach auch nur soziale Ursachen haben.“

In ihren Experimenten beobachteten die Forscher, dass Mäuse ebenso hypersensibel für Schmerz wurden, wie eine in unmittelbarer Nähe, aber dennoch gänzlich vom physischen und visuellen Kontakt mit ihren Artgenossen isoliert gehaltene Maus, die tatsächlichen Schmerzen und physischen Reizen ausgesetzt wurde.

Das Team um Ryabinin berichtet im Fachjournal Science Advances (DOI: 10.1126/sciadv.1600855), dass Mäuse, die in einem anderen Raum gehalten wurden, von den Effekten unbetroffen waren.

In weiteren Untersuchungen stellten die Forscher fest, dass Gerüche, die von den schmerz-gereizten Mäusen abgesondert werden, Signale für jene Hypersensibilität beinhalten und die Testmäuse diese auch entwickelten, wenn sie dem Material der Schlafstätte der gereizten Mäuse aussetzten.

Ryabinin selbst vermutet, dass das Phänomen entstand, um Partnertiere vor drohenden Gefahren, Krankheiten oder Bedrohungen zu warnen.

Die Beobachtung könnte möglicherweise eine Erklärung für eine Vielzahl von Phänomenen sein, wenn Menschen plötzlich an einem bestimmten Ort aber ohne bestimmten Grund Unbehagen verspüren oder sogar Schmerzen empfinden, ohne dass dafür eine medizinische Ursache gefunden werden kann (bspw. Fibromyalgie). Allerdings sei es sehr viel schwieriger zu untersuchen, ob und wie diese bzw. ähnliche Signale zwischen Menschen übertragen werden, da diese sehr viel weniger auf Gerüche angewiesen und gewöhnt sind, wie die untersuchten Mäuse.

„Wir wissen nicht, ob Gerüche bei uns Menschen beteiligt sind, aber es gab schon Experimente, die aufgezeigt haben, dass auch Menschen dafür sensibel sein und als Reaktion auf Gerüche ihr Verhalten verändern können, denen sie nur unbewusst ausgesetzt waren“, so Ryabinin und führt dazu weiter aus: „Aber ganz offensichtlich spielt bei Menschen die visuelle Wahrnehmung eine wichtige Rolle: Sehen wir bei anderen eine schmerzverzehrte Grimasse, so löst das auch bei uns eine Reaktion aus.“

Das Studienergebnis könnte Auswirkungen für Menschen haben, die mit chronischen Schmerzpatienten zusammenleben, da sie so dem Risiko ausgesetzt wären, selbst chronische Schmerzen zu entwickeln, so die Autoren.
...GreWi-Kommentar

Nicht nur aus grenzwissenschaftlicher Sicht wäre es zudem sicherlich interessant zu untersuchen, ob und in wie weit nicht nur Schmerzen sondern auch andere Wahrnehmungen sozusagen „ansteckend“ sein können?
GreWi-Kurzgefaßt

- In Experimenten mit Mäusen haben Forscher Hinweise dafür gefunden, dass Schmerzen von einem auf ein anderes Individuum ohne physischen oder visuellen Kontakt übertragen werden können.

- Die Beobachtung könnte unter anderem Erklären, warum wir uns plötzlich an einem bestimmten Ort unwohl fühlen oder warum einige Menschen Schmerzen empfinden, ohne dass dafür eine medizinische Ursache gefunden werden kann.