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Der Spiegel in Person der neuen Korrespondentin in Moskau, Christina Hebel, zauberte umgehend einen Schlaumeier aus dem Hut, der das sagte was die Herrschaften und Brötchengeber in der Hamburger Zentrale so gern hören. Auf die Frage, ob er glaube der Terroranschlag auf die U-Bahn in St. Petersburg habe mit dem Besuch Putins in der Stadt etwas zu tun, antwortet Roman Romanow:
„Ja, das glaube ich schon, das war kein Zufall“.
Egal was in Russland auch passiert, ein Brand, eine Explosion, ein schwerer Unfall, unseren Journalisten ist nichts heilig. Im Zentrum allen Ungemachs steht die Inkarnation des Bösen, der russische Präsident Putin. Weil die flinken Reporterlein dafür aber natürlich keine Beweise erbringen können, suchen sie sich irgendeinen Schwachkopf der sich darin gefällt sein Bild in der Zeitung oder im Fersehen zu sehen, um ihm den größten Unsinn in den Mund zu legen.

Weil aber ein Dummschwätzer allein wenig Überzeugungskraft hat, erfinden die Herrschaften flugs noch eine allgemeine Meinung hinzu, Volkes Stimme sozusagen:
„Viele weisen darauf hin, dass es die Heimatstadt von Putin und Premier Dimitrij Medwedew ist. Der Anschlag sei eine Ohrfeige für den Staatschef, sagen sie.“
Siehste wohl - es ist zwar ausgemachter Schwachsinn, aber wenn's alle sagen, soll wohl schon was dran sein.


Dieser bestechenden Logik kann sich auch der „FOCUS-Online-Experte“ Christian Osthold von „Focus Online“ nicht entziehen. Obwohl, wie er achselzuckend feststellt, „nur“ verhältnismässig wenige Opfer zu beklagen seien,
„detonierte der Sprengsatz, als sich Präsident Putin gerade auf dem Nationalen Medienforum und damit unter den Augen der Weltöffentlichkeit befand.“
Das sei als eine unmissverständliche Machtdemonstration zu verstehen und
„somit darf man annehmen, dass der heutige Terrorakt als unmissverständliche Kriegserklärung an die russische Regierung gedeutet werden kann.“
Im Laufe des Nachmittags konnten dann Wetten abgeschlossen werden, wann der erste journalistische Vollpfosten aus der Deckung kommen würde, um der erstaunten Öffentlichkeit mitzuteilen, dass der russische Präsident Putin mit zu den Hauptverantwortlichen für den Terroranschlag gezählt würde.

Das Privileg, Deutschlands schlimmster Hetzer seit Josef Goebbels zu sein, wollte sich dann der gern von den unterschiedlichen Medien, unter anderem auch dem ZDF, als Russlandexperte gehandelte Boris Reitschuster nicht entgehen lassen. In der „Huffington Post“ teilte Reitschuster der verblüfften Öffentlichkeit das Ergebnis seiner Überlegungen, unter Einbeziehung seines gesamten Expertenwissens, bereits fünf Stunden nach dem schrecklichen Ereignis, am Montag um 18:39 Uhr MEZ mit:
„Der Terroranschlag von Sankt Petersburg nützt Putin - das nährt einen bösen Verdacht.“
Unter dem Bild eines grinsenden, feixenden und sich offenbar bestens amüsierenden Putin präsentiert Reitschuster seine Kernthesen:
  • Der Anschlag in Sankt Petersburg nützt Präsident Putin
  • Kritiker äußern den Verdacht, der Kreml könnte in das Attentat verwickelt sein
  • Andere werfen der Regierung vor, über die Bespitzelung der Opposition die Terrorabwehr zu vernachlässigen
Zwar hat Reitschuster zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung wer verantwortlich ist für die unmenschliche Tat ist, dafür aber kennt er die Folgen dieser Tat aufs genaueste:
„So unklar es ist, wer hinter dem Bomben-Terror in Sankt Petersburg steckt - so offensichtlich ist, welche Folgen er haben wird: Die politischen Prioritäten in Russland werden sich völlig ändern, ein Jahr vor den Präsidentschaftswahlen.“
Hier kennt er sich bestens aus: Diffamieren, manipulieren, subjektive Berichterstattung, vermischen von Berichterstattung und Meinung sind schliesslich sein täglich Brot. Reitschuster spekuliert nicht, wählt nicht einmal die Möglichkeitsform, er fühlt sich gottähnlich, kann in die Zukunft sehen:
„Die politischen Prioritäten in Russland werden sich völlig ändern, ein Jahr vor den Präsidentschaftswahlen.“
Hier ist er sich mit dem ehemaligen Tennislehrer und jetzt Korrespondent der ARD in Moskau, Udo Lielischkies vollkommen und auf ganzer Linie einig. Dieser verlautbarte nämlich, in der Hauptsendung der ARD-Tagesschau um 20:00 Uhr am 04. April:
„Der Terroranschlag hat die Protestdemonstrationen vor gerade erst zehn Tagen völlig in den Hintergrund gedrängt...“.
Ein merkwürdiges Völkchen, diese Russen, interessieren sich mehr für einen Terroranschlag in ihrer Metropole St Petersburg mit 14 Toten und etlichen, zum Teil schwer verletzten Menschen, als für ein paar, zumindest an der Anzahl der Teilnehmer gemessenen, belanglosen Demonstrationen vor über einer Woche. Und das obwohl Udo Lielischkies und mit ihm die gesamte westliche Mainstreampresse doch schon eine Zeitenwende in Russland heraufziehen sahen.

Natürlich macht es auch einen Unterschied, ob hier im freien Westen die Menschen nach schweren Terroranschlägen das Gefühl haben, nun erst recht zusammenzustehen, oder in Putins eigenem, von tumben Slawen bewohntem Russland:
„...und Menschen sagen uns hier, jetzt müsse man zusammenstehen gerade vor den Großereignissen Confed Cup und Fußballweltmeisterschaft im kommenden Jahr.“
Denn hier hat man nicht einfach ein Gefühl der Verbundenheit mit den Opfern, hier beschneidet man, praktisch in einem Akt von kollektiver Unterdrückung die bürgerlichen Freiheiten wenn man zusammensteht:
„Die Opposition fürchtet nun, dass jeder Protest, und sei er noch so legitim, ab sofort gebrandmarkt wird als Schwächung der nationalen Einheit im Kampf gegen den Terrorismus.“
Wobei man hinzufügen sollte, legitim ist im Falle Russlands alles was Udo Lielischkies und Boris Reitschuster dazu erklären.

Und weil das so ist, weiss Reitschuster auch jetzt schon wie der Wahlkampf um das Präsidentenamt in Russland verlaufen wird:
„Statt Korruption und Willkür, Wirtschaftskrise und Massenprotesten werden Terror und Sicherheit die wichtigsten Themen sein“,
ganz anders wie in Deutschland, wo vornehmlich die CDU und die CSU, gemeinsam mit der AFD eine gepflegte, angeregte Diskussion über Flüchtlinge und deren Verbindung zum internationalen Terrorismus während des Wahlkampfes führen werden.

Womit bereits jetzt, über ein Jahr vor den Wahlen erklärt wäre, warum Putin dann mit solch einem hohen Wahlergebnis wiedergewählt wird, obwohl doch solche Speichellecker und US-finanzierten Vorbestraften wie Alexej Navalny von unseren Medien viel lieber als Sieger gesehen würden. Wie gesagt ein merkwürdiges Völkchen, diese Russen. Müssten sie doch eigentlich wissen, dass ihr Präsident nun schon zum zweiten mal den gleichen Coup abzieht, um in betrügerischer Absicht von ihnen zum Präsidenten gewählt zu werden:
„Genauso wie 1999, als der damals kaum bekannte Wladimir Putin, Ziehsohn des greisen Präsidenten Boris Jelzin, nach mehreren Bombenanschlägen auf Wohnhäuser mit mehr als 300 Toten zum Hoffnungsträger der Nation wurde. Auch damals standen im Folgejahr Präsidentschaftswahlen ins Haus.“
Nun mag Beobachtern, die sich trotz des seit Jahren anhaltenden Trommelfeuers westlicher Propaganda noch einen Rest an Objektivität bewahrt haben, eine Parallelität der Ereignisse nicht so recht eingehen zu wollen. Für diesen Fall zieht Reitschuster seinen Bruder im Geiste, den ehemaligen Schachweltmeister Garri Kasparow aus dem Ärmel seines Zaubermantels.
„Tragödie in Petersburg. 'Unbekannte Terroristen' haben es zum wiederholten Mal geschafft, sich genau an die politische Tagesordnung des russischen Diktators zu halten“,
so zitiert er aus einem Schreiben Kasparows. Es ist zwar bekannt, dass Genie und Wahnsinn ganz dicht beieinander sind, dass Kasparow sich allerdings einbildet, er kenne Putins Tagesordnung, geht dann schon ein wenig über das akzeptable Mass Wahnsinn hinaus.

Aber wenn man jahrelang in einer Welt von Lügen gelebt hat, dann ist es schwer selbst noch die Wahrheit zu erkennen. Dann setzt man sich im trauten Kreis der Verschwörungsspraktiker zusammen und backt sich aus den Lügen und Halbwahrheiten, den haltlosen Verdächtigungen und den eigenen Wahnvorstellungen seine ganz eigene Wahrheit, die da laute:
„Der Kreml selbst könne hinter dem Terror stecken.“
Man sieht Reitschuster und seine Kumpane im Geiste schrecken vor rein gar nichts mehr zurück. Mitgefühl mit den Opfern und deren Angehörigen, Entsetzen über eine grausame Tat, dass alles ist diesen Herrschaften vollkommen fremd. Sie wollen verleumden, zerstören, vernichten, aufhetzen - komme was da wolle. Sie sind Polizei, Staatsanwalt, Richter und Henker in einer Person.

Aber da gibt es ja noch jene, denen die These, Putin sei nicht nur an allem Schuld, sondern habe selbst Hand angelegt bei Mord und Totschlag, habe die Bombe in der U-Bahn in St. Petersburg selbst gezündet, etwas zu weit geht. Für diese Verstockten hat Reitschuster noch eine Hilfsthese bereit, die da lautet: Putin und seine Schergen aus dem Geheimdienst hätten die Bombe zwar nicht selbst gebastelt und gezündet, aber sie seien für den Terrorakt verantwortlich, weil sie sich nicht genug um die Umtriebe der Terroristen gekümmert hätten.

Im deutschen Strafrecht gibt es dafür den Begriff der Schuld durch unterlassen. Wer einen Mörder, von dem er weiß, dass er morden will, nicht daran hindert zu morden, der ist selbst des Mordes schuldig.

Diese These, schuldig durch unterlassen, ist allerdings ein zweischneidiges Schwert. Nicht so fest in ihrem Charakter gegründete Menschen könnten die Frage stellen, wenn denn Putin durch Unterlassung schuld ist am Tod der Terroropfer von St. Petersburg, ist dann Angela Merkel schuld am Tod der Menschen in Berlin, Françoise Hollande am Tod der Terroropfer von Paris, die belgische Regierung für den Anschlag in Brüssel oder etwa sogar George W. Bush für die Anschläge auf das Worldtrade Center und das Pentagon am 11. September 2001?

Halt! Hier werden dann doch wohl zwei völlig unterschiedliche Sachen in einen Topf geworfen. Das Eine ist die freie Welt mit den besten, klügsten und integersten Personen an ihrer Spitze, wie Merkel, Hollande und Bush der jüngere. In dieser Welt sind grundsätzlich immer die anderen die Bösen, die Verbrecher, die hinterhältigen Mörder, die uns unserer Freiheit und unseres Lebensstils berauben wollen. Dagegen müssen wir zusammen stehen, uns schützen, indem wir unseren Regierungen erlauben uns auszuhorchen, unsere Privatsphäre auszuspionieren und dann wenn wir zu „Wutbürgern“ mutieren, wie das Beispiel Stuttgart 21 zeigt, uns die Augen mit dem Strahl von Wasserwerfern aus dem Kopf schiessen.

Das Andere, das ist das Reich der Finsternis, beherrscht, unterdrückt und gequält vom Herrn der Finsternis, Wladimir Putin. Da sind selbst die Opfer von Terror und Gewalt nicht der Rede, geschweige denn der Trauer und des Mitgefühls wert.

Sie, die Toten und die Verletzten von St. Petersburg, sind keine Opfer, sondern sie sind Waffen in den Händen der Lielischkies, der Reitschusters, der Hebels und der Ostholds. Waffen im Krieg gegen den Fürst der Finsternis, Mittel zum Zweck der Propaganda und des Erzeugens von Hass und der Bereitschaft in den Krieg zu ziehen, unsere Kinder und Enkelkinder zu opfern für den letzten, heiligen Krieg. Der Krieg, der uns alle am Ende zu Asche verbrennt, wenn die Atomblitze rund um die Welt aufleuchten und an dessen Ende alles Leben ausgelöscht ist - bis auf die langen Reihen von Nullen und Einsen, die die Kontenstände der Rüstungsindustrie wiedergeben, auf den, in vor Atombomben geschützten Bunkern aufgestellten Computern.