studie zusammenhang ernährung und depression
Eine neue australische Studie stellt erstmals die Auswirkungen einer Ernährungsumstellung auf Depressionen dar und zeigt damit, dass die Ernährung bei psychischen Erkrankungen zählt.

Es wird für einige überraschend sein, dass die Meldung der Deakin Universität in Australien so bewegend ist. Der Grund ist aber einfach: bisher gab es keine randomisierten Studien, die den Effekt einer Ernährungsumstellung auf den Verlauf mittelschwerer bis schwerer Depressionen im Rahmen einer kontrollierten Studie untersuchten. Zwar sind in den vergangenen Jahren epidemiologische Studien publiziert worden, allerdings sind diese naturgemäß nicht besonders aussagekräftig. In epidemiologischen Studien werden Menschen mit einem Fragebogen über ihre Ernährungsgewohnheiten in der Vergangenheit gefragt. Hier besteht für Forscher häufig das Problem, dass Menschen sich nicht gut erinnern, was sie letzte Woche gegessen haben und die Studienergebnisse daher keine große Aussagekraft besitzen.

Dr. Felice Jacka hat in der Vergangenheit einige solcher Studien veröffentlicht, die bereits darauf hinwiesen, dass Menschen, die sich gesund ernähren, ein geringeres Risiko haben an Depressionen zu erkranken. Bewiesen hatte sie jedoch nichts. Ihre aktuelle, im Januar 2017 veröffentlichte Studie mit dem passenden Namen „The SMILES Trial“ geht nun einen Schritt weiter.

Die SMILES Studie

Professor Jackas Team rekrutierte aus 166 Bewerbern eine Gruppe von 67 Menschen, die unter mittelschweren bis schweren Depressionen litten. 55 davon waren zum Zeitpunkt der Studie in pharmakologischer und/oder psychotherapeutischer Behandlung. 21 nutzten Medikamente und Psychotherapie, 9 nur die Psychotherapie und 25 nur Medikamente. Das Team unterteilte nun in zwei Gruppen. Eine Gruppe (n=33) erhielt sieben individuelle Ernährungsberatungen in denen die Teilnehmer auf eine mediterrane Diät geschult wurden. Die andere Gruppe (n=34) nahm in gleicher Frequenz und Länge an sozialpädagogischen Sitzungen teil. Die Studiendauer betrug 12 Wochen und 31 (Ernährung) bzw. 25 (Kontrollgruppe) schlossen diese erfolgreich ab.

Die Stimmung der Teilnehmer wurde über einen Fragebogen (Montgomery-Åsberg Depression Rating Scale- MADRS) zu Beginn und nach den drei Monaten erhoben. MADRS ist ein Fragebogenset mit einer Bewertungsskala von 0-60, wobei 60 eine sehr schwere Depression kennzeichnet.

Das Ergebnis dürfte so einige Medikamenten-Studie übertreffen, denn 32% (10 von 31) der Teilnehmer aus der Ernährungsgruppe erzielten am Ende der Studienperiode so niedrige Fragebogen-Werte, dass nicht mehr vom Vorliegen einer Depression gesprochen werden konnte. In der Gruppe, die nur soziale Unterstützung erhielt, verbesserte sich die Situation nur bei 8% (2 von 25) der Teilnehmer so deutlich.

Die Ernährungsintervention der Forscher beinhaltete Beratung und Motivation, Zielsetzungen und Methoden des achtsamen Essens. Der Fokus lag auf der Verbesserung der Ernährungsqualität nach dem Vorbild der ModiMed-Ernährung, einem Konzept, das die gängigen Ernährungsempfehlungen mit den Erkenntnissen der Mitttelmeer-Diät kombiniert.

Folgende Lebensmittel sollten verzehrt werden:
  • Vollkorn (5-8 Portionen/Tag)
  • Gemüse (6 Portionen/Tag)
  • Obst (3 Portionen/Tag)
  • Hülsenfrüchte (3-4 Portionen/Woche)
  • Fettarme und ungesüßte Milchprodukte (2-3 /Tag)
  • ungesalzene Nüsse (1/Tag)
  • Fisch (>2 Portionen/Woche)
  • mageres, rotes Fleisch (3-4 Portionen/Woche)
  • Hühnchen (2-3 Portionen/Woche)
  • Eier (< 6 pro Woche)
  • Olivenöl (< 3 EL/ Tag)
Gleichzeitig wurden die Probanden angehalten den Konsum von Softdrinks (< 3 pro Woche), Süßigkeiten, Frühstückscerealien, frittierten Lebensmitteln, Fast-Food und Wurstprodukten zu reduzieren. Rot- und Weißwein, der bis zu 2 Gläser am Tag erlaubt war, wurde ebenfalls in diese „Extras“-Gruppe einsortiert. Rotwein sollte bevorzugt genossen werden und der Alkoholkonsum auf die Mahlzeiten beschränkt werden. Kalorische Beschränkungen wurden nicht gesetzt. Das Gewicht blieb in beiden Gruppen über den Studienzeitraum gleich.

Was ist also so besonders?

Bei allem, was ich über gesunde Ernährung weiß, dürfte ein wesentlicher Teil des Erfolges der Studiengruppe auf den Verzicht auf Fertiglebensmittel, raffinierte Weißmehlprodukte und Zucker zurückzuführen sein. Im Gegensatz zu Fast-Food und Süßigkeiten liefern die benannten Lebensmittel zudem gesunde Fette, Mineralien und Vitamine, die für das rein biochemische Funktionieren unseres Gehirns und unseres Hormonstoffwechsels wichtig sind. Die Ernährung enthält darüber hinaus tierische Eiweiße, die zu den wichtigsten Nährstoffen für unser Gehirn zählen. Außerdem wird so auch die Versorgung mit B-Vitaminen, Zink und Eisen verbessert, die ebenfalls für einen gesunden Neurotransmitter-Haushalt notwendig sind.

Selbst wenn ich persönlich für mehr gesunde Fette und deutlich weniger Kohlenhydrate plädieren würde, zeigt die Studie, dass vor allem die Qualität der Lebensmittel entscheidend ist. Und gute Qualität gibt es eben nicht aus bunt bedruckten Verpackungen.

Referenz

Jacka, F. N., O’Neil, A., Opie, R., Itsiopoulos, C., Cotton, S., Mohebbi, M., ... Berk, M. (2017). A randomised controlled trial of dietary improvement for adults with major depression (the “SMILES” trial). BMC Medicine, 15(1), 23. https://doi.org/10.1186/s12916-017-0791-y