Condoleezza Rice
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Die ehemalige US-Beraterin für nationale Sicherheit und Ex-US-Außenministerin Condoleezza Rice hat während eines TV-Auftritts gefordert, dass die USA ihre Präsenz in Afghanistan aufrechterhalten. Diesmal aus scheinbar feministischen Gründen.

Nach einigem Trump-Bashing kamen Gastgeber Stephen Colbert und Condoleezza Rice auf das eigentliche Thema zu sprechen: Die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, ein für letzte Woche in Camp David anberaumtes Treffen mit den afghanischen Taliban abzusagen.

Unter dem Hinweis, dass Trump mit den islamischen Militanten eine Vereinbarung hätte treffen können, um den schon 18 Jahre anhaltenden Krieg in Afghanistan zu beenden, sprach sich Rice für eine Fortsetzung der US-Präsenz in diesem Land aus. Unter dem Beifall des Publikums verkündete sie:
Ich hoffe, dass wir die Frauen in Afghanistan nicht im Stich lassen werden.
"Wir haben einen langen Weg zurückgelegt, um einen anständigen Ort für das afghanische Volk zu schaffen", fuhr sie fort, ohne zu erwähnen, dass in Afghanistan seit dem Jahr 2001 schätzungsweise 38.000 Zivilisten, mehr als 2.400 US-Soldaten, 4.000 US-Söldner und 58.500 afghanische Militär- und Polizeibeamte getötet wurden.

Während sie die Tatsache herausposaunte, dass Frauen jetzt dem afghanischen Militär und der Polizei beitreten können, erwähnte Rice nicht die fast wöchentlichen Angriffe auf diese Kräfte durch die Taliban. Es handelt sich um Bombenanschläge, bei denen Anfang dieses Monats mindestens 179 Sicherheitskräfte in einer Woche getötet wurden.

Während das Leben für die afghanischen Frauen unter den Taliban sicherlich repressiv und grausam ist, kann das Leben mit US-Soldaten im Land und Drohnen am Himmel auch brutal und kurz sein. Ein gemeinsamer US-amerikanischer und afghanischer Luftangriff tötete am Montag sieben Zivilisten und löschte Berichten zufolge eine Gruppe auf dem Weg zu einer Hochzeitsfeier im Sajedabad-Distrikt aus. Darüber hinaus enthüllte ein UN-Bericht im Juli, dass afghanische Regierungstruppen und ihre US-amerikanischen und internationalen Partner in der ersten Jahreshälfte 2019 mehr Zivilisten getötet haben als die Taliban, der Islamische Staat und andere regierungsfeindliche Militanten zusammen.

Der Moderator der Sendung konfrontierte Rice jedoch nicht mit derartigen Tatsachen. Stattdessen nahm er sich einen Moment Zeit, um für Rices neues Buch mit dem durchaus ernst gemeinten Titel "To Build a Better World" (zu Deutsch: Für den Bau einer besseren Welt) Werbung zu machen.