Gewalt bei Protesten in Hongkong
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Hass und Gewalt zwischen Regierungsgegnern und -befürwortern in Hongkong scheinen Menschen beider Lager zusehend zu verrohen. Schockierende Aufnahmen sollen zeigen, wie ein Regierungsgegner einen Mann nach einem verbalen Disput mit Benzin übergießt und ihn Brand setzt.

Ereignet haben soll sich der Vorfall auf einer Fußgängerbrücke am Ma On Shan Plaza, einem kleinen Einkaufszentrum in Hongkong etwa 20 Kilometer vom zentralen Geschäftsviertel entfernt. Wie CNA berichtet, hat die Polizei den Vorfall bestätigt. Demnach sei ein Mann "nach heftigen Auseinandersetzungen mit Demonstranten" an einem weiteren Tag, der von "weitflächigen Zusammenstößen in der Stadt" gezeichnet war, in Brand gesetzt worden.

Polizeisprecher John Tse habe Reportern auf einer Pressekonferenz mitgeteilt: "Bei dem schockierendsten Vorfall haben einige Randalierer eine Person mit entflammbarer Flüssigkeit übergossen und in Brand gesteckt."

Die Aufnahmen zeigen, dass ein Mann mit schwarzem Pulli und Basecap ihn zunächst mit einer brennbaren Flüssigkeit übergießt und ihn kurz darauf anzündet. Sein obere Körperhälfte steht daraufhin komplett in Flammen.


Wie die Polizei weiter erklärte, hatten die Protestler am nahe gelegenen Bahnhof zuvor randaliert und den Mann verprügelt, weil er sie verfolgt hatte.

Ihm gelang es Medienberichten zufolge selbst, sich den brennenden Stoff seines T-Shirts vom Körper zu reißen und so das Feuer zu löschen. Anschließend wurde er in "einem kritischen Zustand" ins nächstgelegene Krankenhaus gebracht.

Die rohe Gewalt schockiert, und Regierungsbefürworter sehen sich einmal mehr darin bestätigt, dass der demokratische, rechtliche Rahmen von den Protestierenden längst verlassen wurde. Erneut hatten diese am Montag auf Randale und Verwüstung gesetzt.

Regierungsgegner hingegen fühlen sich durch einen anderen Vorfall am selben Tag angespornt. Aufnahmen zeigen einen Polizisten, der einem vermummten Demonstranten in den Bauch schießt. Dieser soll mit anderen Demonstranten versucht haben, zur Hauptverkehrszeit am Montagmorgen Straßenbarrikaden zu errichten. Von Polizeiseite hieß es später, dass der Vermummte versucht habe, dem Beamten die Waffe zu entreißen. In den Aufnahmen dazu sieht man tatsächlich, dass dieser nach der Waffe greift, während der Polizist mit einem anderen Demonstranten rangelt. Der Bauchschuss soll ihn an Leber und Niere verletzt haben. Er wurde notoperiert.


Die beiden Vorfälle reihen sich in eine Welle der Gewalt ein. So hatte im November ein Mann einem Regionalpolitiker, der auf Seiten der Regierungsgegner eingeordnet wird, ein Teil seines Ohres abgebissen und vier weitere Menschen mit einem Messer verletzt. Wenige Tage darauf war ein Regionalpolitiker, der als pekingtreu gilt, bei einer Wahlkampfveranstaltung mit einem Messer angegriffen worden.

Dies sind nur ein paar Beispiele, die derzeit einen Schatten auf Hongkong werfen. Seit Monaten versinkt die chinesische Sonderverwaltungszone zusehends im Chaos zweier Fronten. Ein Gesetzesvorhaben im März, das es ermöglichen sollte, Kriminelle aus Hongkong aufs chinesische Festland auszuliefern, hatte die Proteste entfacht. Zwar ruderten Hongkonger Behörden angesichts der Proteste zurück und gaben das Gesetz auf, doch die Proteste rissen nicht ab. Sie haben sich zur generellen Bewegung gegen den Einfluss Pekings mit einer Reihe von weiteren neu formulierten Forderungen wie etwa der bedingungslosen Freilassung aller inhaftierten Protestler entwickelt.