Hirschvogel, einer der größten Arbeitgeber im Landkreis Schongau mit 930 Beschäftigten, steht vor großen Herausforderungen. Das Unternehmen produziert hochpräzise Bauteile für die Automobilindustrie, darunter Achsen, Getriebeteile und andere Komponenten. Doch nun sieht sich Hirschvogel mit sinkenden Absatzzahlen von E-Autos konfrontiert. Dies führte zur Anmeldung von Kurzarbeit im Schongauer Werk. Zeitgleich verkaufte Hirschvogel nach 36 Jahren das Werk in Ohio, USA (merkur: 12.07.24).

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© Merkur/ Hirschvogel
Hirschvogel in der Krise: Neuer CEO verkündet drastische Maßnahmen

Matthias Kratzsch, der neue CEO, stellte sich kürzlich den Beschäftigten in Schongau und Denklingen vor. Seine Botschaften waren nicht gerade erfreulich. Das Unternehmen, das weltweit 6500 Mitarbeiter beschäftigt und einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro erzielt, steht vor schwierigen Zeiten. Zu Beginn der Woche kündigte Hirschvogel den Verkauf des 1988 gegründeten Werks in Columbus, Ohio, an. Beim letztjährigen Bilanzgespräch wurde noch von Wachstum im Ausland gesprochen, besonders wegen der hohen Energiekosten in Deutschland. Doch der Verkauf in den USA passt nicht ganz zu den Förderprogrammen wie dem Inflation Reduction Act (IRA), das die lokale Produktion stärken soll.

"Es gab eine Vielzahl von Gründen", so Hirschvogel-Sprecherin Michaela Heinle. Der Standort in Ohio hatte lange mit Verlusten zu kämpfen. Trotz vieler Effizienzbemühungen und intensiver Unterstützung konnte das Unternehmen keine zufriedenstellende Profitabilität erzielen. Ein Kaufangebot von Walor, einem Teil der FerrAl United Group des Mutares-Konzerns, kam zur rechten Zeit. Mutares, eine Private-Equity-Gesellschaft aus München, übernimmt ertragsschwache Unternehmen, um sie zu restrukturieren und weiterzuveräußern.

"Unsere 320 Mitarbeiter in den USA werden vom Käufer übernommen", erklärte Heinle. Dies sei eine positive Entscheidung für alle Beteiligten. Das 2017 gegründete Werk in Mexiko, das in der Freihandelszone der USMCA liegt, könne problemlos den nordamerikanischen Markt bedienen. Weitere Standorte hat Hirschvogel in Polen, Indien und China sowie in Marksuhl und Eisenach in Deutschland. Der Stammsitz befindet sich in Denklingen.

Kurzarbeit und Stellenabbau: Hirschvogel-Schongau in der Elektromobilitätskrise

Das Werk in Schongau, stark auf Elektromobilität ausgerichtet, kämpft mit rückläufigen Absatzzahlen. Heinle erklärte: "Durch den Wegfall der Subventionen für den Kauf eines Elektrofahrzeugs sind die Absatzmengen in Deutschland stark eingebrochen." Dies führte zu reduzierten Abrufmengen der Kunden und zur Einführung von Kurzarbeit ab Juni. 35 Prozent der 930 Mitarbeiter in Schongau sind betroffen. Auch Zeitarbeiter wurden reduziert. "Wir arbeiten eng mit unseren Kollegen in Denklingen zusammen. Einige Zeitarbeitnehmer aus Schongau konnten nach Denklingen wechseln", erläuterte Heinle.

Das Werk in Denklingen, mit 2403 Mitarbeitern, steht weiterhin gut da. Es ist noch weitgehend auf den Verbrennungsmotor ausgerichtet. Hirschvogel hatte bei seiner Transition das Ziel, sowohl bei der E-Mobilität führend zu sein als auch das klassische Geschäft nicht zu vernachlässigen. Trotz der Schwierigkeiten im Bereich Elektromobilität setzt das Unternehmen weiterhin auf Innovation und Anpassung.

Zukunftsperspektiven für Hirschvogel

Die strategische Entscheidung, das Werk in Ohio zu verkaufen, und die Anpassung der Produktionskapazitäten zeigen Hirschvogels Bereitschaft, sich den Marktbedingungen anzupassen. Mit Standorten in verschiedenen Ländern und einer breiten Produktpalette bleibt das Unternehmen flexibel und zukunftsorientiert. Die Herausforderungen in der E-Mobilität sind nicht das Ende, sondern ein Anstoß für weitere Innovationen und Anpassungen im globalen Markt.