Astronomen haben mit Hilfe des Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer Hinweise darauf entdeckt, dass es in dem um den Stern Eta Corvi vermuteten Planetensystem gerade zu einem heftigen Kometen-Bombardement kommt. Eine solche turbulente Phase gab es auch in der Geschichte unseres Sonnensystems. Damals könnten Wasser und eventuell auch Bausteine des Lebens auf die Erde gelangt sein.
Kometen um Eta Corvi
© NASA / JPL-CaltechSo stellt sich ein Künstler das "große Bombardement" im System um den Stern Eta Corvis vor.

Vor rund vier Milliarden Jahren war das Innere unseres Sonnensystems ein relativ ungemütlicher Ort: Die Planeten wurden von zahlreichen eisigen Brocken und Kometen getroffen, die aus dem Kuipergürtel abgelenkt worden waren. Grund hierfür war, so die Theorie der Astronomen, eine Wanderung der beiden Gasriesen Jupiter und Saturn. Sie störte das Gleichgewicht im Sonnensystem und sorgte dafür, dass viele Brocken des Kuipergürtels aus dem Sonnensystem hinausgeschleudert wurden. Im Gürtel selbst entstanden durch die dadurch ausgelösten Kollisionen größere Mengen an kaltem Staub.

Einige Brocken allerdings wurden auch auf Bahnen gelenkt, die sie ins innere Sonnensystem führten. Die Folge war das "Große Bombardement" der inneren Planeten. Unter anderem entstanden in dieser Zeit riesige Krater auf dem Mond, die sich dann mit Lava füllten und die wir heute als Mondmeere kennen. Auch die Erde blieb natürlich nicht verschont. Astronomen spekulieren schon seit längerem, dass durch dieses Bombardement auch größere Mengen Wasser oder sogar wichtige Bestandteile für die Entstehung des Lebens auf unseren Planeten gelangt sein könnten.

Mit Hilfe des Weltraumteleskops Spitzer haben Astronomen nun Hinweise dafür gefunden, dass um den Stern Eta Corvi gerade etwas ganz ähnliches passiert. Sie entdeckten ein Staubband um den Stern, dessen Zusammensetzung der eines zerstörten großen Kometen gleicht. Der Staub befindet sich in einem Abstand von Eta Corvi, in dem man auch erdähnliche Planeten erwarten würde, so dass sich hier eventuell eine Kollision zwischen einem Planeten und einem oder mehrerer Kometen ereignet haben könnte. Das Eta-Corvi-System ist etwa eine Milliarde Jahre alt.

"Wir glauben, dass wir hier einen direkten Beweis für ein gerade stattfindendes großes Bombardement in dem nahegelegenen Sternsystem Eta Corvi vor uns haben, das in etwa zur gleichen Zeit geschieht wie auch in unserem Sonnensystem", erläutert Carey Lisse vom Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins University, der auch Erstautor eines Fachartikels über die Beobachtungen ist, der in der Zeitschrift Astrophysical Journal erscheinen wird.

Die Wissenschaftler hatten mit den Infrarotdetektoren von Spitzer das Licht des Staubs um Eta Corvi untersucht und dabei die Signaturen bestimmter charakteristischer Substanzen wie Wassereis, organische Stoffe und Gestein entdeckt. Dies deutet darauf hin, dass es sich um die Überreste eines Kometen handeln könnte. Eine ähnliche Signatur wies auch der Meteorit Almahata Sitta auf, der 2008 im Sudan niederging (astronews.com berichtete). Dies könnte auf einen ähnlichen Ursprung des Meteoriten und des zerstörten Kometen in ihrem jeweiligen Sonnensystem hindeuten.

Am Rand des Eta-Corvi-Systems wurde bereits 2005 ein deutlich umfangreicheres Band aus kaltem Staub entdeckt, bei dem es sich um ein Reservoir für Kometen und ähnliche Objekte handeln könnte, das unserem Kuipergürtel ähnelt. Die neuen Spitzer-Beobachtungen könnten, so die Wissenschaftler, ein Hinweis darauf sein, dass der Meteorit Almahata Sitta aus dem Kuipergürtel stammt.

Der Stern Eta Corvi und sein eventuell vorhandenes Planetensystem könnte den Forschern also einen interessanten Einblick in die Geschichte unseres eigenen Sonnensystems erlauben: "Wir sollten das Eta-Corvi-System detailliert untersuchen, um so mehr über das Bombardement von Kometen und anderen Objekten zu lernen, durch das das Leben auf unserem Planeten eventuell erst möglich wurde", so Lisse.