Kinder-Zeit
© grewi.deSymbolbild: Kinder-Zeit (Illu.).
Frankfurt (Deutschland) - Frankfurter Psychologen können Eltern und Erziehern von Kindern und Jugendlichen mit dem Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) nun eine neue Erkenntnis zur Hand geben, die ein besseres Verständnis im Umgang mit den Kindern eröffnet: Wie die Forscher zeigen können, haben ADHS-Kinder offenbar eine andere Wahrnehmung der Zeit.

Wie die Forscher um Prof. Dr. Helmut Prior vom Institut für Psychologie der Goethe-Universität, Dr. Marco Walg vom LVR-Klinikum der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Dr. Johannes Oepen vom Viktoriastift in Bad Kreuznach aktuell in der Fachzeitschrift Journal of Attention Disorders berichten, erlebten die betroffenen Kinder die Dauer von Zeitspannen als wesentlich länger als andere Kinder.

Aufgrund der beteiligten Hirnstrukturen hatten Forscher schon zuvor vermutet, dass die Verarbeitung von Zeit bei ADHS verändert ist. Die neue Studie mit dem Titel "Adjustment of Time Perception in the Range of Seconds and Milliseconds: The Nature of Time-Processing Alterations in Children With ADHD (ADHS)" liefert nun den ersten klaren Beleg in Verhaltenstests.

Hierbei lernten zunächst 29 Kinder ohne und 31 Kinder mit ADHS, ein auf dem Computerbildschirm für kurze Dauer (z.B. 1,3 Sekunden) gezeigtes Kreissymbol von einem für längere Dauer (z.B. 2,5 Sekunden) gezeigten gleich aussehenden Symbol zu unterschieden. In anschließenden Tests bewerteten sie für eine größere Serie von Zeitspannen, ob diese "kurz" oder "lang" waren. Dieselben Zeitspannen wurden von Kindern mit ADHS sehr viel häufiger als lang wahrgenommen. "Außerdem", so die Forscher, "taten sich ADHS-Kinder schwerer als andere Kinder, sich auf die neue Situation einzustellen, wenn die getesteten Zeitspannen insgesamt verlängert oder verkürzt wurden."

Für die Wissenschaftler werfen die publizierten Befunde ein neues Licht auf die Gründe für Impulsivität und mangelnde Konzentration bei ADHS, der am häufigsten diagnostizierten "Störung" bei Kindern und Jugendlichen. "Ein optimiertes Zeitmanagement, zum Beispiel durch Strukturierung komplexer Aufgaben in Teilaufgaben, dürfte ein wesentlicher Ansatzpunkt sein, um mit ADHS einhergehende Probleme im Schulunterricht und anderen Lebensbereichen in den Griff zu bekommen", so der Frankfurter Wissenschaftler Prior.

Quelle: uni-frankfurt.de