Inzwischen werden die Informationen zahlreicher, welche Arten von Produktion durch die hohen Erdgaspreise verringert oder eingestellt werden. Es trifft die gesamte Kunststoffchemie - deren Produkte wiederum in viele weitere Lieferketten eingehen.
© www.globallookpress.com Uwe AnspachBASF in Ludwigshafen, 28. April 2022
Von Dagmar HennLangsam ziehen sich um die chemische Industrie die Schlingen enger, und die Folgen dürften viele Bereiche des Alltags betreffen.
Der mittlerweile bekannteste Sektor ist die Ammoniakproduktion. Diese ist sehr energieintensiv und braucht zusätzlich Erdgas als Rohstoff.
An der Ammoniakproduktion hängen aber unzählige weitere Bereiche.
Zuallererst die Produktion von
Stickstoffdüngern. Hier waren die Preise
bereits 2021 infolge steigender Erdgaspreise gestiegen, und schon damals hatte der europaweit größte Hersteller Yara mit einer Drosselung der Produktion um 40 Prozent reagiert. Im Frühjahr hatten die Düngemittelpreise auf Rekordhöhe gelegen, danach gingen sie etwas zurück, aber wichtig ist der Grund, den die Fachzeitschrift
Agrar Heute nennt: Sowohl in den USA als auch in Europa haben die Landwirte schlicht extrem wenig Dünger gekauft.
Das dürfte daran liegen, dass sie die Preissteigerungen nur schwer weitergeben können (ihr Gegenüber sind die großen Handelsketten) und sich dann der Anbau nicht mehr lohnt. Inzwischen sind die Gaspreise und damit die Ammoniakpreise erneut gestiegen, und die Hersteller von Stickstoffdünger haben in ganz Europa ihre Konsequenzen gezogen. Yara produziert nur noch 35 Prozent der technisch möglichen Menge; die Firma ist aber außerdem auch der zweitgrößte Ammoniakproduzent weltweit, und auch die Ammoniakproduktion ist zurückgefahren.
Größter deutscher Ammoniakhersteller ist SKW Priesteritz in Sachsen-Anhalt. Deren Produktion steht augenblicklich wegen Wartung; aber da ein Sprecher der Firma bereits
erklärt hatte, die Gasumlage werde das Unternehmen 30 Millionen Euro monatlich kosten, und damit sei die Produktion nicht mehr rentabel, ist
fraglich, ob das Werk überhaupt wieder hochgefahren wird. Eine der beiden Produktionsanlagen war bereits im Juli geschlossen worden. Heute
wurde das Unternehmen deswegen im Kanzleramt vorstellig.
BASF in Ludwigshafen hat die Ammoniakherstellung gedrosselt, macht aber keine genaueren Angaben.
Die gleiche Lage findet sich bei der Ammoniak- und Düngerherstellung in ganz Europa. Die Produktion wurde entweder eingeschränkt oder ganz stillgelegt.
An der Ammoniakherstellung hängt aber auch die Herstellung von Ad Blue für Dieselfahrzeuge. Dessen Preis lag Ende Juli bereits wieder bei 62 Euro auf 100 Liter für Lkw, was natürlich die
Kosten für Transporte weiter in die Höhe treibt, aber
schlimmer ist noch, dass das Angebot wegen der fehlenden Ammoniakproduktion endlich ist. Ohne Ad Blue fahren aber die Lkw nicht mehr.
Darüber, dass bei der Ammoniakproduktion auch reines CO₂ anfällt, das unter anderem in der Lagerhaltung benötigt wird, hatten wir bereits berichtet.
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