Bleiben die Lastwagen stehen? Bunkert Sanofi Harnstoff? Unsere Gesellschaft ist vernetzter, als manch vorschneller Jubel glauben machen mag. Es lohnt der zweite Blick.
© picture alliance / Jochen TackWird Harnstoff knapp, könnte das auch Auswirkungen auf die Produktion von Insulin haben.
Als die ersten Meldungen auftauchten, die Produktion von Harnstoff müsse wegen der gestiegenen Energiepreise eingeschränkt werden, sind bei einigen sofort Jubelstürme ausgebrochen. Harnstoff, das ist Adblue, das brauchen Dieselmotoren zum Laufen, also werden wir die auf diesem Wege endlich los.
Die Kampagne gegen den Diesel war schon an sich überzogen und aus technischer Sicht Unfug, nun zeigt sich, wie sehr Schwarz-Weiß-Denken in die Irre führt. Um nicht zu sagen: In eine Sackgasse.
Denn wenn es der BASF wegen der Entwicklung auf dem Gasmarkt an Ammoniak mangelt, sie Harnstoff nicht oder in geringerer Menge herstellt, der zur Stickoxidreduzierung unvermeidliche Kraftstoffzusatz mithin teurer und teurer wird, dann bleibt nicht nur Lieschen Müllers TDI in der Garage. Es kommt dann kein Paket von
DHL mehr zuhause an, im Edeka bleiben die Regale leer, die Zeitung findet ihren Weg zum Abonnenten nicht mehr, die Busverbindung fällt auch flach. Denn, natürlich, benötigen auch Lastwagen, Traktoren und Busse Adblue, und zwar in großen Mengen, nahezu alle fahren mit Diesel. Mir doch egal, ich brauche keinen Verkehr?
Kommentar: In den Artikelkommentaren gibt es einige Leser, die über eine aus ihrer Perspektive höhere Protestbeteiligung in den alten Bundesländern schreiben als wie es im Artikel dargestellt wird. Hier ein Blickwinkel in Bezug auf das Saarland und Rheinland-Pfalz: Und hier aus Hessen: Weitere Artikel zu den Protesten in den vergangenen Wochen: