Präsident Medwedjew schimpfte auf die Technik, als innerhalb weniger Monate zwei Flugzeuge in Russland abstürzten. Über die Piloten sprach er nicht. Jetzt stellt sich heraus, dass menschliches Versagen schuld am Tod von fast 100 Menschen ist. Auch Alkohol soll im Spiel gewesen sein.© dpaDie Trümmer der Jak-42 ragen an der Absturzstelle aus dem Wasser. Mehr als 40 Menschen, darunter die Eishockey-Mannschaft Lokomotive Jaroslawl, kamen bei dem Unglück ums Leben
Sie sind alt, und Präsident
Dmitrij Medwedjew will sie nicht mehr sehen. Als im Juni bei Petrosawodsk eine
Tupoljew-134 abstürzte und 47 Menschen starben, sagte der Kremlchef, diese Maschinen müssten aus dem Verkehr gezogen werden. Als vor zwei Wochen in Jaroslawl eine
Jak-42 nach dem Start auseinanderbrach und eine Eishockey-Mannschaft getötet wurde, schimpfte Medwedjew wieder. "Falls russische Firmen keine sicheren Flugzeuge bauen können, müssen sie diese eben im Ausland kaufen", sagte er. Über die Piloten sprach er nicht.
Ein russisches Luftfahrtkomitee gab am Montag im Fall der verunglückten
Tupoljew bekannt, dass im Blut des Navigationsoffiziers Alkohol gefunden worden sei. Er habe den Flug "im Zustand einer leichten Stufe von Trunkenheit absolviert". Dies sei zwar nicht der alleinige, aber doch "einer der Faktoren gewesen, die zur Katastrophe geführt haben". Russische Medien berichteten von 0,8 bis 1,0 Promille.
In älteren russischen Flugzeugen ist der Navigator bei Starts und Landungen für die Flugkorridore zuständig und dem Piloten weisungsbefugt. Beim Landeanflug auf den Flughafen von
Petrosawodsk in Karelien war es so neblig gewesen, dass die Besatzung angewiesen wurde, erst noch einmal eine Schleife zu fliegen. Dies aber lehnte die Crew ab. Der Navigationsoffizier wird in dem Untersuchungsbericht als "überaktiv" beschrieben, während der zweite Pilot als "faktisch nicht anwesend" galt.