Die Wissenschaft des Geistes
Das menschliche Gehirn hat etwa 100 Milliarden Nervenzellen und steuert Sinneswahrnehmungen und andere hochkomplexe Abläufe. Diese „Steuerzentrale" braucht ganze 15 Prozent des gesamten Energiebedarfs des Körpers.
Durch Lern- und Verhaltensprozesse wie beim Erlernen eines Instruments, oder Sportart wird das Netzwerk der Nervenzellen im Gehirn beeinflusst und verändert. Die Forschungsgruppe um den Neurobiologen Prof. Peter Scheiffele am Biozentrum der Universität Basel hat nun einen Mechanismus erkannt, mit dem Nervenzellen ihre Verbindungen anpassen.
„Dieser neue Regulationsmechanismus gibt einen Einblick, wie unsere Empfindungen und unser Verhalten direkt das neuronale Netzwerk im Gehirn verändern. Wenn ich beispielsweise ein Instrument lerne und die Bewegung meiner Hände trainiere, speichert mein Gehirn diese Information durch entsprechend angelegte Nervenverbindungen", so Prof. Scheiffele.
Netzwerke im Gehirn
Die Gruppe von Prof. Peter Scheiffele entdeckte einen neuen Mechanismus, mit dem Nervenzellen (Neuronen), den Aufbau ihres Netzwerks im Gehirn verändern. Die Ergebnisse zeigen, dass sich neuronale Aktivität während der Entwicklung des Nervensystems oder bei Lernprozessen direkt auf die Verbindungen im Nervensystem auswirkt.
Wiener Wissenschafter loten nun aus, was sich in unseren Köpfen abspielt, wenn wir uns altruistisch verhalten.
"Ist da jemand?" lautet einer der medial verpackten Spendenaufrufe, die besonders in der Vorweihnachtszeit auf unser Mitgefühl setzen - und darauf, dass wir es in bare Münze verwandeln. Doch was bewirken Bilder von leidenden Menschen wirklich in unseren Köpfen? Reicht empathisches Mitfühlen aus, um jemand anderem zu helfen? Also: Handelt da auch jemand?
Die Fähigkeit zu Selbstlosigkeit scheint tatsächlich mit dem Vermögen, sich in andere hineinzufühlen, in Verbindung zu stehen. Bei einer im August 2011 im Fachjournal PloS One veröffentlichten Studie zeigte sich, dass Versuchspersonen, die besonders empathisch mit dem Schmerz eines anderen mitfühlten, eher bereit waren, einer Testperson Schmerzstimulationen abzunehmen.

Mit einer starken emotionalen Bindung können Mütter dem Übergewicht ihres Kindes vorbeugen
Je schwächer die emotionale Bindung zwischen Kleinkind und Mutter, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Kind im späteren Leben zu viele Kilos mit sich herumschleppt. Diesen Zusammenhang stellten US-amerikanische Wissenschaftler her, der Fachartikel soll Anfang 2012 im Magazin „Pediatrics“ erscheinen. Während das Übergewicht in der Gruppe mit einer guten Verbindung nur gut jeden Zehnten betraf, war es in der mit der schwächsten gut jeder Vierte.
Insgesamt 997 Kinder und deren Mütter beteiligten sich an der Studie, die das Eunice Kennedy Shriver Institut für Kindsgesundheit und menschliche Entwicklung durchführte. Alle Probanden waren 1991 zur Welt gekommen. Eigens dafür ausgebildete Beobachter besuchten die Familien zu drei Zeitpunkten - als die Kleinkinder 15, 24 und 36 Monate alt waren. Dabei dokumentierten sie die Interaktionen zwischen Kind und Mutter, beispielsweise im Spiel, und bewerteten die Bindung zwischen beiden sowie das mütterliche Einfühlungsvermögen.
Mythologie und Folklore sind tatsächlich eine frühe Form der Psychologie. In einer vor-wissenschaftlichen Zeit waren sie das einzige Medium, mit dem die gewöhnlichen Leute ihre Frustrationen und Warnungen bezüglich der Bewusstseins-Parasiten und anderen pathologischen Raubtieren in der materiellen Welt verankern konnten - ohne sich ausschließlich auf übernatürlich-religiöse Konzepte wie Dämonen, Succubi usw. stützen zu müssen. Dies geschah wahrscheinlich, um Anklagen wegen Hexerei und Blasphemie zu vermeiden. Anstatt also rein religiöse Leitmotive zu verwenden, betrat - etwa ab dem Mittelalter - der Psychopath die Welt der Kindermärchen.
Ab dieser Periode handeln fast all europäischen Märchen von Psychopathen und psychopathischem Verhalten. Wie man ihre Charaktereigenschaften erkennt, und wie man mit ihnen umgeht. Dies ist kein Zufall - in Gestalt von Kindergeschichten wurde eine kollektive mündliche Überlieferung über bösartige Stiefmütter, Wölfe verkleidet als freundliche und vertraute Menschen, die sich als Mörder herausstellen, hervorgebracht. Diese Sammlung von Bewusstheit über Pathologie war im Grunde die einzige Möglichkeit für die hauptsächlich analphabetische Bevölkerung jener Zeit.
Eine einflussreiche Methode, andere in einer Weise zu warnen, die sich verbreiten würde und ohne Spott und Zensur zu riskieren - durch Anwendung einer linguistischen Volkskunst, um Veränderungen im kollektiven Bewusstsein zu entwickeln. Letztendlich war es dies, was die Märchen versuchten zu bewerkstelligen - eine Art Warnung. Während sie ebenfalls die Funktion einer allegorischen, kollektiven Therapie erfüllten, um vergangenes Trauma innerhalb einer Gemeinschaft zu heilen - Trauma, das durch Psychopathen verursacht wurde.
Schon Kleinkinder im Krabbelalter beurteilen das Verhalten anderer nach ziemlich komplexen und ausgefeilten Maßstäben: Sie erkennen, dass eigentlich gute Handlungen nicht in jeder Situation gut sind und schlechte Handlungen manchmal angemessen. Das berichteten Forscher kürzlich in den „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften. Ihre Untersuchung zeige, dass die Fähigkeit, abgewogene soziale Beurteilungen zu treffen, schon früh in der kognitiven Entwicklung entstehe.
Die Forscher um Kiley Hamlin von der University of British Columbia (Vancouver/Kanada) hatten mit Kleinkindern im Alter von fünf und von acht Monaten spielerisch mehrere Versuche unternommen. Im ersten Experiment spielten sie den Kindern mit Handpuppen eine Szene vor, in der ein Stofftier mehrfach vergeblich versucht eine Kiste zu öffnen. Darin befindet sich eine Rassel. Diesem Stofftier kam dann entweder ein anderes Stofftier zur Hilfe, indem es die Kiste öffnete, oder aber ein zweites Stofftier sprang auf die Kiste und versperrte den Zugang zur Rassel endgültig.
Die Geschichte von Mann und Frau ist eine Geschichte von Missverständnissen. Warum, zeigt jetzt eine Studie um die US-Psychologin Carin Perilloux: Männer neigen oft dazu, ihre Anziehungskraft auf Frauen zu überschätzen.
Die Wissenschaftlerin vom Williams College im US-Staat Massachusetts untersuchte mit Kollegen 96 Studenten und 103 Studentinnen beim Speed-Dating. Den Studienteilnehmern wurden jeweils fünf Personen des anderen Geschlechts als Gesprächspartner zugeteilt, die Begegnungen dauerten drei Minuten.
Das Wort für extreme Erschöpfung ist inzwischen auch Pop: "Ich hab Burn-out. I feel so outgeburnt. I have my Burn-outing", sang der Comedian Johann König auf dem Satiregipfel der ARD. "Das ist wirklich toll. Ich lass mich bedienen und krümel alles voll."
Man könnte empört einwenden, hier mache sich jemand lustig auf Kosten leidender Mitbürger. Doch König hat nur satirisch verarbeitet, was viele spüren: Nach der Burn-out-Erkenntniswelle folgt nun eine Art Burn-out-Übertreibung. Die Vokabel steht mittlerweile für fast alle Arten psychischer Beschwerden, die in Verbindung mit hoher Arbeitsbelastung auftreten. Das fordert nicht nur Comedians zum Spott heraus, es reizt auch Ärzte und Psychotherapeuten zum Widerspruch.
Modediagnose Burn-out, titelt Mitte November das Deutsche Ärzteblatt. Der inflationäre Gebrauch des schwammigen Begriffs Burn-out sei "Verwirrung stiftend, irreführend und längerfristig stigmaverstärkend", klagt Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Und der Münsteraner Psychotherapeut Markus Pawelzik befürchtet, dass das Wort "als sozial akzeptierte Entschuldigung herhalten muss für ein schlechtes Einteilen der eigenen Kräfte". Der Zweifel am Massenphänomen Burn-out ist der vorläufige Höhepunkt einer sehr wechselhaften 40-jährigen Wortkarriere.
Motivierte Daumen
Die Gehirnregion für die Daumensteuerung ist bei Jugendlichen in den vergangenen Jahren sprunghaft angewachsen, zeigen englische Studien. Bei täglich gezieltem Daumentraining über mehrere Stunden allein wäre dies laut Hüther kaum in diesem Ausmaß zu beobachten. "Treibender Faktor ist die Begeisterung, mit der Jugendliche mit anderen über SMS kommunizieren. Das Gehirn ist kein Muskel, den man beliebig zwingen und belehren kann, sondern braucht für die Weiterentwicklung die richtige emotionale Anregung."

Liegt ein Portraitfoto auf dem Kopf, brauchen wir länger um es als Antlitz zu erkennen - oder haben Sie Angelina Jolie sofort erkannt?
Weniger als eine halbe Sekunde braucht unser Gehirn, um ein bekanntes Gesicht zu erkennen und es von vielen anderen bekannten und unbekannten Gesichtern zu unterscheiden. Das funktioniert selbst dann, wenn seit dem letzten Zusammentreffen Jahre vergangen sind und eine neue Brille oder eine andere Frisur das Aussehen verändert hat. Gesichter schnell zu erkennen und gut in ihnen lesen zu können, das ist eine Spezialität des Menschen.
Aus evolutionärer Sicht birgt es einen klaren Überlebensvorteil. Wahrscheinlich schauen Neugeborene deshalb bereits in den ersten Minuten ihres Lebens lieber Figuren an, die in ihrem Aufbau Gesichtern ähneln, als andere Figuren. Sie sehen zwar noch verschwommen und können keine Feinheiten erkennen - aber jeder Kreis, der mehr Symbole in der oberen Hälfte als in der unteren Hälfte aufweist, ist für die Säuglinge interessant.
Wer gähnt, der ist müde oder gelangweilt. Falsch, sagen Forscher. Gähnen ist ein sozialer Akt, der eine emotionale Verbindung zwischen Vorgähner und Mitgähner herstellt. Das bestätigt auch ein Forscher-Duo aus Italien. Sie zeigen zudem, dass Menschen nicht jedes gähnende Gegenüber gleichsam nachahmen. Vielmehr entscheidet die emotionale Nähe zwischen zwei Menschen, ob sie gemeinsam den Mund aufreißen, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal PLoS ONE.
Das Team aus Pisa und Rom beobachtete 109 Erwachsene in ihrem üblichen Umfeld an mehreren Tagen über ein Jahr hinweg. Immer, wenn eine Person gähnte, notierten die Wissenschaftler, wer in der Nähe mit welcher Verzögerung mit einem eigenen Gähner reagierte. Die Forscher hofften, auf diese Weise ein Gähnmuster zu finden, das Ergebnisse aus der Empathieforschung bestätigen würde: Demnach haben Menschen intuitiv eine Rangreihe, mit wem sie am meisten mitfühlen. An erster Stelle stehen Familienmitglieder, dann kommen Freunde und Bekannte, schließlich Fremde. Möglicherweise, so die Theorie, könnte sich das auch in dem sozialen Gähnverhalten niederschlagen.