Konflikte zwischen afroamerikanischen Staatsangehörigen und der Polizei kommen in den USA regelmäßig vor. Doch seit 2010 wiederholen sich solche Vorfälle immer häufiger. Zu den größten Zusammenstößen gibt Sputnik einen Überblick.
Aufstände Baltimore
© Sputnik/Alexej Agarischew
In den USA sind erneut Bürger auf die Straßen gegangen. Damit drückten sie ihre Empörung über die jüngsten Morde in Minnesota und Louisiana, wo Polizisten zwei Afroamerikaner erschossen hatten, aus. Die Protestaktion in Dallas endete mit einer Tragödie - eine Gruppe aus Scharfschützen eröffnete das Feuer auf die Ordnungshüter, fünf Menschen kamen ums Leben, zwölf wurden verletzt.

Unruhen in Los Angeles 1992

Ende April 1992 wurden drei der vier weißen Polizisten, die den schwarzen US-Bürger Rodney King während seiner Festnahme wegen einer Autoverfolgungsjagd in alkoholisiertem Zustand verprügelt hatten, von einem Gericht freigesprochen. King wiedersetzte sich bei der Festnahme, wofür er 56 Stockschläge bekam. Nach der Urteilsfällung versammelten sich mehrere Tausende Afroamerikaner auf den Straßen und die Demonstrationen verwandelten sich in ein völliges Chaos. Während der Protestaktion wurden 5.599 Gebäude angezündet. Dabei nahmen an den Ausschreitungen auch weiße Staatsangehörige und Menschen mit lateinamerikanischem Hintergrund teil. Die Ruhestörer wurden von 7.300 Polizisten, 1.950 Scheriffs, 9.975 Kämpfern der Nationalgarde und 1.000 FBI-Agenten auseinandergetrieben. Der Schaden für die US-Wirtschaft wurde auf eine Milliarde US-Dollar geschätzt.

Die Unruhe in LA hat die amerikanische Pop-Kultur überschattet: der Vorfall mit Rodney King wurde im Spiel GTA: San Andreas, in dem für den Oskar nominierten Film American History X und in der zweiten Saison der True Detective-Serien erwähnt. King selbst bekam 3,8 Millionen Dollar Entschädigungsgeld und spielte später noch einige Episodenrollen in Filmen. 2012 starb er im Alter von 47 Jahren. Er ertrank in seinem privaten Schwimmingpool.


Todesfall Trayvon Martin 2012

Im Februar 2012 erschoss George Zimmermann, ein Mitglied der Nachbarschaftswache des dortigen Viertels, den 17-jährigen Afroamerikaner Trayvon Martin in Sanford (Florida). Der Vorfall löste eine massive Protestwelle in den USA aus. Der Angeklagte Zimmermann wurde einstimmig vom Gericht freigesprochen. Seine Tat wurde mit der Notwendigkeit der Abwehr gerechtfertigt. Danach kam es zu größten Protesten landesweit.

In dieser Zeit erschien der Hastag #BlackLivesMatter, der noch später während der Protestaktionen wegen anderen Morden an Afroamerikanern benutzt wurde. Hip-Hop-Künstler Ace Hood hat dem Jungen das Lied „Another Statistic“ gewidmet.


Unruhen in Ferguson 2014

Im August 2014 erschoss der weiße Polizist Darren Wilson den 18-jährigen Afroamerikaner Michael Brown in der Stadt Ferguson. Die überwiegend schwarzen Einwohner der Stadt initiierten eine Aktion „Hands up, don’t shoot!“ („Hände hoch, schieß nicht!“). Die Menschen gingen davon aus, dass Brown sich der Festnahme nicht widersetzte und der Mord also aus rassistischen Gründen begangen wurde. Die zunächst friedlichen Proteste wuchsen jedoch in Ausschreitungen mit der Polizei aus, beide Seiten setzten Brandflaschen, Gewehre, Gummigeschosse und Tränengas ein. Die Stadt ging für eine Weile in einen Belagerungszustand über - der Flughafen von St. Louis wurde geschlossen, Flüge über das Territorium wurden gesperrt.


Erschießung von Polizisten in New York (2014)

Im Dezember 2014 erschoss der 28-jährige Afroamerikaner Ismaaiyl Brinsley aus nächster Nähe zwei Polizisten in Brooklyn. Das sollte eine Rache für die Ermordung eines anderen Afroamerikaners, Eric Garner, im Juli 2014 und auch für Michael Brown sein. 2015 gingen Tausende Menschen auf die Straßen von New York. Damit gedachten sie Eric Garners. Ähnliche Gedenkveranstaltungen wurden auch in Ferguson organisiert, wo es wieder zu Auseinandersetzungen mit der Polizei kam - mehr als hundert Protestierende wurden festgenommen.


Proteste in Baltimore 2015

Massenproteste im amerikanischen Baltimore (im US-Bundesstaat Maryland) brachen am Tag der Beerdigung von Freddie Gray, der nach seiner Festnahme durch die Polizei ums Leben kam, aus. Es stellte sich heraus, dass seine Wirbelsäule gebrochen war, im Polizeiauto fiel er ins Koma und danach starb er. Die Proteststimmung schwoll rasend an - von einer Aktion mit einigen Hunderten Jugendlichen, die Polizisten mit Steinen und Flaschen bewarfen, bis zum Eintreffen der Nationalgarde und der Ausrufung des staatsweiten Notstandes. Im Laufe der Straßenproteste wurden mindestens 20 Polizisten verletzt, 150 Autos und 60 Gebäude verbrannt, mehr als 250 Menschen wurden festgenommen.