Der Putschversuch in der Türkei ist gescheitert, weil Präsident Tayyip Recep Erdogan laut Medienberichten rechtzeitig eine Warnung erhalten hatte - und zwar aus Russland. Das russische Militär soll Funkverbindungen der Putschisten abgehört und Erdogan wenige Stunden vor Beginn des Putsches gewarnt haben, meldet die iranische Agentur Fars.
Erdogan
© REUTERS/ Alkis Konstantinidis
Fars beruft sich auf arabische Medien, die mit anonymen Diplomaten in Ankara gesprochen haben wollen. Diese teilten den Medien mit, der türkische Geheimdienst MIT habe wenige Stunden vor Beginn des Putsches vom russischen Verteidigungsministerium eine Warnung erhalten. Die russische Armee habe Funkverbindungen der Putschisten mitgehört. Unter anderem wurde so der Befehl abgefangen und entschlüsselt, Kampfhubschrauber nach Marmaris zu schicken und Erdogan in seinem Urlaubshotel zu verhaften bzw. zu ermorden.


Kommentar: Die Wahrscheinlichkeit der Richtigkeit dieser Vermutung ist hoch.


Letztlich konnte der Präsident das Hotel noch rechtzeitig verlassen, ehe es wenige Minuten später von Putschisten gestürmt wurde. Die Informanten in Ankara konnten nicht genau sagen, von wo aus das russische Militär die Funksprüche abfing. Sie verwiesen jedoch darauf, dass im russischen Militärstützpunkt Hmeimim im nordsyrischen Latakia modernste Abhöranlagen in Betrieb seien. Bereits am Dienstag hatten türkische Medien berichtet, dass der nationale Geheimdienst MIT von dem bevorstehenden Putschversuch gewusst und die Armee rund fünf Stunden davor gewarnt habe.

Dmitri Peskow, Pressesprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, konnte am Donnerstag diese Meldungen nicht bestätigen. Ihm lägen keine solchen Informationen darüber vor, so Peskow. Auch das russische Verteidigungsministerium hält sich mit Kommentaren vorerst zurück.


Kommentar: Vermutlich eine Strategische Maßnahme...


Bei einem gescheiterten Putschversuch durch Teile des türkischen Militärs waren in der Nacht zum 16. Juli mehr als 250 Menschen getötet worden, darunter über 100 mutmaßliche Putschisten. Mehr als 1500 weitere Menschen erlitten Verletzungen. In den folgenden Tagen wurden mehr als 6.000 mutmaßliche Putschisten festgenommen, unter ihnen ranghohe Militärs, Richter, Staatsanwälte. Auch gab es Massenentlassungen.

Erdogans Beziehungen zu Russland waren seit November 2015 angespannt, nachdem die türkische Luftwaffe einen russischen Su-24-Bomber abgeschossen hatte, der im syrischen Grenzgebiet Stellungen der Terrororganisation Daesh (auch Islamischer Staat, IS) bombardierte.


Kommentar: Eine Aktion die höchstwahrscheinlich nicht von Erdogan angeordnet wurde:

Einer der beiden Piloten wurde dabei getötet. Der Abschuss belastete die bilateralen Beziehungen Staaten schwer. Russland verhängte Sanktionen gegen die Türkei.

Seit Juni 2016 sind beide Staaten wieder auf Normalisierungskurs, nachdem sich Erdogan formell für den Abschuss des Jets und den Tod des Piloten entschuldigt hatte.


Kommentar: Und dann begann der Putschversuch...


Gestern wurde bekannt, dass Erdogan Anfang August zu Gesprächen mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin nach Russland kommen wird.