Eingang Moschee zugemauert,vermauerter Eingang Moschee Parchim
© Netzwerk für FlüchtlingeZugemauerter Moschee-Eingang mit fremdenfeindlichen Sprüchen
Rund einen Meter hoch war die Mauer, die Unbekannte in der Nacht zum Freitag vor dem Eingang der Fatih-Moschee in der Kleinstadt Parchim in Mecklenburg-Vorpommern errichteten. Das kleine Gebäude, das früher als Trafohäuschen diente, wird von einem Verein unter anderem als Gebetsstätte genutzt.

Auch ohne die fremdenfeindlichen Parolen, die sie auf Papieren an die Gasbetonsteine hefteten, wäre die fremdenfeindliche Botschaft klargewesen. Eine zugemauerte Gebetsstätte für Muslime sagt „Wir wollen euch hier nicht.“

Als die Polizei eintraf, war die Mauer schon wieder weg. Vereinsmitglieder hatten sie selbst eingerissen. Die Beamten fanden Gasbetonsteine mit Kleber sowie Papierreste mit erkennbarer Beschriftung. Die Polizei ermittle wegen Sachbeschädigung, zudem prüfe der Verfassungsschutz, ob die Ermittlungen auf den Tatbestand der Volksverhetzung ausgeweitet werden, sagte ein Polizeisprecher FOCUS Online.


Kommentar: Das ist klare Volksverhetzung!


Parchim liegt rund 45 Kilometer südöstlich von Schwerin. Am kommenden Sonntag wählt Mecklenburg-Vorpommern einen neuen Landtag. Für Hanka Gatter vom "Netzwerk für Flüchtlinge in Parchim" ist der Vorfall nur eine weitere Zuspitzung in einer bedenklichen Entwicklung: „Aus Sicht derjenigen, die sich täglich mit Flüchtlingen beschäftigen, hat sich die Stimmung hier in den letzten Monaten deutlich verschlechtert. Wir erleben in Parchim eine starke Zunahme der ganz offenen Hetze gegen Flüchtlinge und Flüchtlingshelfer“, berichtet Gatter FOCUS Online.

Nach einem Aktionstag für Flüchtlinge sollen die Anfeindungen zugenommen haben

Besonders schlimm sei es ausgerechnet nach einem Aktionstag für Flüchtlinge Anfang August geworden, den das Netzwerk unter dem Motto „Nicht komplett im Arsch - zusammenhalten gegen Rechtruck“ in Parchim organisiert hatte. Neben einem Konzert und einem Fußballturnier habe eine Politikwissenschaftlerin der Universität Rostock einen Vortrag über das Programm der AfD und Auswirkungen eines möglichen Einzugs in den Landtag gehalten.


Nach der Veranstaltung seien plötzlich Gehwege, die Wände von Wohnhäusern, Geschäften oder anderen Gebäuden mit Graffitis mit fremdenfeindlichen Inhalten beschmiert worden.

Zudem würden auch wieder kleine schwarze, an Laternen gebundene Holzkreuze gefunden, von denen jedes an eine angebliche Gewalttat erinnern solle, die ein Flüchtling gegen einen Deutschen begangen haben soll.

"Muslimische Gemeinde nach Vorfall verängstigt"

Ob der Anstieg fremdenfeindlicher Aktionen im Landkreis mit dem Vortrag über die AfD beim Aktionstag von 6. August zusammenhänge, wollte Gatter nicht kommentieren. „Das entzieht sich meiner Kenntnis. Die muslimische Gemeinde jedenfalls reagiert verängstigt auf den Vorfall mit dem zugemauerten Moscheeneingang. Sie wollen nicht noch mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten.“

Der Sprecher von Landrat Rolf Christiansen, Andreas Bonin, betont gegenüber FOCUS Online jedoch, dass Taten wie das Zumauern der Moschee keineswegs "die Grundstimmung der Mehrheit der Bevölkerung widerspiegeln" würden. "Die Flüchtlinge sind bei uns willkommen", sagt er. Es habe zwar in der Vergangenheit im Landkreis Ludwigslust-Parchim „wie andernorts“ auch „viele Vorfälle mit fremdenfeindlichem Hintergrund gegeben“. Doch mit Ausnahme eines Brandanschlags auf eine Flüchtlingsunterkunft in Boitzenburg im Herbst vorigen Jahres, bei der niemand zu Schaden gekommen sei, habe es sich dabei um „kleinere Aktionen wie Pöbeleien“ gehandelt.