Nach seiner Festnahme hat der mutmaßliche Kindermörder von Herne, Marcel H., im Polizei-Verhör zu seinen Taten ausgesagt. Der Tatverdächtige „legte ein umfassendes Geständnis ab“, sagte der Leiter der Mordkommission Bochum am Freitagnachmittag auf einer Pressekonferenz in Dortmund. Der mutmaßliche Täter schildere schreckliche Details und sei dabei "eiskalt".
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© dpaEin zerstörter Rollladen hängt in Herne aus dem Fenster einer ausgebrannten Wohnung. Der mutmaßliche Mörder des 9-jährigen Jaden, Marcel H. (kleines Foto), hatte in einem Imbiss in der Nähe der Polizei gestellt und die Ermittler zu der Wohnung geführt, in dem die Fahnder die Leiche eines Mannes fanden. Foto: Marcel Kusch
Herne/Dortmund - Kurz vor der ersten Bluttat habe sich Marcel H. erfolglos bei der Bundeswehr als Zeitsoldat beworben. Der 19-jährige Marcel H. sei im Februar abgelehnt worden. Er habe sich persönlich vorgestellt und sei als nicht geeignet eingestuft worden. Der Tatverdächtige habe danach offenbar versucht, sich auf mehrfache Weise selbst das Leben zu nehmen. Als das misslang, entschloss er sich nach eigenen Angaben dazu, einen Mord zu begehen.

Er habe den neunjährigen unter einem Vorwand ins Haus gelockt und mit 52 Messerstichen getötet. Er habe aus Mordlust und heimtückisch gehandelt, sagte der zuständige Staatsanwalt Danyal Maibaum am Freitag in Dortmund. Nach der Tat habe er sich in einem nahen Wald versteckt.

Zweites Opfer kannte er vom Berufskolleg

Später habe er sich an einen Bekanten erinnert, bei dem er Unterschlupf finden könnte. Der mutmaßliche Doppelmörder und das zweite Opfer kannten sich von einem Berufskolleg. Das sagte der Leiter der Mordkommission Bochum, Klaus-Peter Lipphaus, am Freitag in Dortmund. Über einen Internetchat hätten sie Kontakt gehalten.

Bei dem zweiten Toten handelt es sich nach Polizei-Angaben um einen 22-Jährigen. Er sei mit 68 Messerstichen und durch Gewalteinwirkung am Hals getötet worden, sagte Staatsanwalt Danyal Maibaum am Freitag in Dortmund. Marcel H. hat mit dem zweiten Opfer vor der Tat noch gemeinsam gegessen und Computerspiele gespielt. Das sagte der Leiter der Mordkommission Bochum, Klaus-Peter Lipphaus, am Freitag in Dortmund. Dann habe Marcel H. sich zunächst in der Wohnung des Bekannten und späteren Opfers schlafen gelegt.

"Er diktiert den Kollegen"

Der mutmaßliche Doppelmörder verhält sich nach Angaben der Polizei „eiskalt“ in den Vernehmungen. „Er diktiert den Kollegen“, sagte der Leiter der Mordkommission Bochum, Klaus-Peter Lipphaus, am Freitag in Dortmund. Der 19-Jährige sei emotionslos.


"Wir sind froh und glücklich, dass wir die Festnahme verkünden können, damit ist ein gefährlicher Täter aus dem Verkehr gezogen", hatte Polizeisprecher Oliver Peiler unserer Redaktion bereits am späten Donnerstagabend geschildert. Kurz zuvor hatte die Polizei bestätigt, dass es sich bei dem am Abend in Herne festgenommenen Mann "zweifelsfrei" um Marcel H. handelt. Laut Polizei hatte H. am Abend einen Imbiss in Herne betreten. In dem Imbiss habe er sich mit den Worten "Ich bin der Gesuchte, bitte rufen Sie die Polizei" gestellt.

Imbiss-Besitzer: "Habe ihn nicht erkannt"

„Um 20.10 Uhr kam er rein mit schwarzen Klamotten, Regenschirm und einem Sack Zwiebeln in der Hand“, erinnerte sich am Freitag der Inhaber vom „Thessaloniki Grill“, Georgios Chaitidis. „Er hatte keine Brille auf, ich habe ihn nicht erkannt.“ Er sei Marcel, habe der junge Mann in ruhigem Ton gesagt. „Welcher Marcel bist du denn?“, habe der Grieche daraufhin gefragt. „Guck auf dein Tablet, mein Bild steht da.“ Dann habe er geklickt und gewusst, wer der Mann war, sagte der 56-jährige Chaitidis.

Er habe seiner Frau gesagt, sie solle die Polizei alarmieren, H. habe dann mit dem Beamten gesprochen. Nach fünf bis zehn Minuten seien drei oder vier Polizisten gekommen und hätten den Verdächtigen festgenommen. „Er hat nix gemacht.“

Unklar, ob es noch mehr Tote gibt

Er war dann laut Peiler von Einsatzkräften der Bochumer Polizei in dem Imbiss festgenommen worden. Diesen habe er mitgeteilt, dass sich in einer Wohnung in Herne mindestens eine weitere Leiche befinde. In dem Wohnhaus fanden die Beamten tatsächlich eine männliche erwachsene Leiche, wie Peiler sagt. Zunächst hatte die Polizei von zwei Leichen gesprochen.

Fieberhafte Suche

Die Polizei hatte seit Tagen fieberhaft nach Marcel H. gesucht und bei ihrer Großfahndung bis Donnerstagabend mehr als 1500 Hinweise erhalten. Immer wieder gab es aber auch Fehlalarme. Mit Großaufgeboten rückten die Einsatzkräfte etwa in Herne, Mönchengladbach und in Wilnsdorf bei Siegen aus, nachdem Zeugen den mutmaßlichen Kindermörder dort gesehen haben wollten. Bestätigt hat sich der Verdacht in keinem der Fälle.

Der neun Jahre alte Jaden war am Montagabend in Herne erstochen im Keller des Nachbarn Marcel H. gefunden worden. H. soll den Jungen unter einem Vorwand in sein Haus direkt nebenan gelockt haben. Der Anwalt der Familie des getöteten Jaden, Reinhard Peters, sagte in der Nacht zu Freitag: „Sie sind froh, dass er gefasst worden ist.“ Die Festnahme helfe den Angehörigen, mit der Sache fertig zu werden. Nun stehe die Frage nach dem Warum im Vordergrund. „Die wollen verstehen, was da geschehen ist“, sagte Peters. Die Trauerfeier für Jaden werde voraussichtlich nächsten Donnerstag stattfinden. Einzelheiten seien aber noch offen.

Marcel H. verbrachte die Nacht zu Freitag in einer Polizeizelle. Der Verdacht, es könnte noch ein weiteres Opfer geben, bestätigte sich zunächst nicht. In der Nacht hätten Ermittler keine weitere Leiche gefunden.

mit dpa