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Egal ob Hitzewellen, Stürme, Dürren, Überschwemmungen - Entwicklungsländer sind meist die Hauptleidtragenden von Wetterkatastrophen. Aber auch in Deutschland steigt das Risiko. Das zeigt eine aktuelle Studie.

In Deutschland nehmen extreme Wetterereignisse zu. Im vergangenen Jahr rückte die Bundesrepublik auf dem Klima-Risiko-Index der Umweltschutzorganisation Germanwatch vom 64. auf den 42. Platz der am meisten betroffenen Staaten vor.

15 Menschen starben demnach durch Extremwetter wie Stürme und Überschwemmungen, der Schaden betrug fast vier Milliarden Dollar (etwa 3,5 Milliarden Euro). Die Zahlen wurden am Donnerstag bei der Weltklimakonferenz in Bonn veröffentlicht.

Am stärksten trifft es die Schwächsten

Auf Platz 10 stehen die USA. "Sie sind also nicht nur einer der Verursacher des Klimawandels, sondern auch Leidtragender", sagte Vera Künzel, eine der Autorinnen des Berichts.


2016 verzeichneten die USA 267 Todesopfer und 47 Milliarden Dollar Schäden. Am stärksten betroffen sind jedoch arme Länder. An der Spitze der Liste stehen Haiti, Simbabwe, Fidschi, Sri Lanka und Vietnam.

"Es gibt zwei Kategorien: Einmal Länder, die einmalig von sehr heftigen Ereignissen getroffen werden, so wie Honduras 1998 durch Hurrikan Mitch", sagte Künzel.

"Das hat Honduras um 20 Jahre in der Entwicklung zurückgeworfen. Und dann gibt es Länder, die so regelmäßig von Extremwetterereignissen betroffen sind, dass sie sich in der Zwischenzeit gar nicht mehr regenerieren können. Das nächste Ereignis trifft sie dann umso heftiger." Ihr Fazit: "Die Extreme werden extremer."


Kommentar: Die betreffenden Länder bekommen auch seit langer Zeit intensive finanzielle und wirtschaftliche Ausbeutung durch die sog. "reichen" Nationen - und insbesodere deren Konzerne und Banken - zu spüren, was ihnen jede Möglichkeit dazu nimmt sich zu regenerieren. Gemeinsam mit diesem Aspekt sind Extremunwetter für diese Länder dann wie ein doppelter Schlag in die Magengrube.


Ein halbe Million Tote

Nach dem Klima-Risiko-Index kamen zwischen 1997 und 2016 mehr als eine halbe Million Menschen als direkte Konsequenz von 11 000 Extremwetter-Ereignissen zu Tode.

Kleine Insel-Staaten seien besonders verwundbar. So sei Haiti 2016 vom stärksten Hurrikan seit 50 Jahren heimgesucht worden und Fidschi vom stärksten je dort gemessenen Wirbelsturm.

Das laufende Jahr 2017 könnte nach jetzigem Stand das Jahr mit den weltweit größten Schäden durch Extremwetter werden.

Über die vergangenen 20 Jahre von 1997 bis 2016 betrachtet sind Honduras, Haiti und Myanmar die am härtesten getroffenen Länder.


Deutschland im Auge des Klima-Sturms

Deutschland ist im Langfrist-Index seit 1997 eine der am stärksten betroffenen Industrienationen. Das Land litt demzufolge vor allem unter der langen Hitzewelle 2003, schweren Stürmen wie dem Orkan Kyrill 2007 und wiederholt aufgetretenen "Jahrhundert-Hochwassern" an Elbe, Donau und Oder.


Germanwatch erstellt den Globalen Klima-Risiko-Index auf der Grundlage der Datenbank des Rückversicherers Munich Re sowie von Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF).

"Wenngleich die Auswertungen über die steigenden Schäden und Todesopfer keine einfache Aussage darüber erlauben, welchen Einfluss der Klimawandel bereits bei diesen Ereignissen hatte, so lässt sich doch ein Bild der Verwundbarkeit der Staaten zeichnen", teilte Germanwatch mit.

dpa