Es klingt abstrus, dass die Klimadebatte, der Greta-Wahn und die Friday-Hüpfer etwas mit dem Putsch in Bolivien zu tun haben. Aber wer auf die Hintergründe schaut, kann diesen Zusammenhang nicht von der Hand weisen.
Bolivien hat die weltweit größten Lithium-Vorkommen. Dieses Metall, das in der Vergangenheit kaum jemanden interessiert hat, ist heute ungemein wichtig geworden und der Grund liegt in der Klimadebatte. Viele Menschen fragen sich, warum von Politik und Medien ausgerechnet Elektoaustos als Lösung für das Klimaproblem gepusht werden. Erstens brauchen sie Strom, der wieder hauptsächlich durch fossilie Energieträger oder Atomkraft produziert werden muss, was den CO2-Ausstoß nicht nennenswert reduzieren wird, sondern ihn nur aus dem Automotor in ein Kraftwerk verlagert. Und zweitens bedeutet der Abbau des für die Batterien nötigen Lithiums für die betroffenen Regionen ökologische Katastrophen. Elektroautos sind also alles andere als klima- oder umweltfreundlich.
Kommentar: Wer hätte das gedacht...
Eine Alternative wäre das Wasserstoffauto, das technisch zwar noch nicht ausgereift ist, aber das ist Elektoauto ja auch nicht, wenn man allein die nötige Zeit zum Aufladen der Batterien bedenkt. Das Wasserstoffauto verursacht allerdings keine CO2-Emissionen. Hier wäre noch das Problem der industriellen Herstellung von Wasserstoff zu lösen, aber selbst mit der heutigen Technik wäre das Wasserstoffauto eine wesentlich umwelt- und klimafreundlichere Alternative, als das Elektoausto.
Trotzdem wird das Elekrotauto von den Medien propagiert. Warum?
Die Antwort ist profan: Es geht um´s Geld. An der Produktion von Wasserstoff lässt sich nicht besonders viel Geld verdienen. An den Batterien der Elektoaustos hingegen schon. Seit die Medien das Elekrotauto in den letzten zwei Jahren pushen und Greta ins gleiche Horn bläst, ist der Preis für Lithium durch die Decke geschossen.
Die Medien haben einen Hype um Klima, CO2 und Elekrotautos geschaffen, der innerhalb von weniger als fünf Jahren aus einem recht uninteressanten Rohstoff eine Goldgrube gemacht hat. Die Verdienstmöglichkeiten für Konzerne sind auf Jahre oder Jahrzehnte gesichert, denn Lithium wird in Zeiten der Elekrotautos das neue Öl. Und Bolivien hat mit 9 Millionen Tonnen die weltweit größten Lithium-Vorkommen.
Normalerweise läuft der Abbau von Rohstoffen nach immer dem gleichen Muster: Ein Entwicklungsland hat den Rohstoff, eine westliche Firma schließt mit dem Land einen PSA-Vertrag ab und beutet die Bodenschätze aus, während das Land in der Regel mit nicht mehr als 25 Prozent der Einnahmen abgespeist wird. Den Löwenanteil bekommt der westliche Konzern. Der verarbeitet den Rohstoff dann bei sich zu Hause weiter und verdient mit der folgenden Wertschöpfungskette noch einmal ein Vielfaches.
Präsident Morales wollte jedoch nicht, dass Lithium einfach nur in Bolivien abgebaut und dann im Ausland verarbeitet wird. Er wollte die gesamte Wertschöpfungskette im Land halten und so für Wohlstand sorgen. 2018 hat Bolivien daher mit der deutschen Firma ACI-Systems einen Vertrag geschlossen. In der Pressemeldung konnte man lesen:
"Diese Industrialisierung soll durch die Gewinnung und Herstellung von Rohstoffen aus Restsole, den Aufbau von Fertigungskapazitäten und die Produktion von Kathodenmaterial und Batteriesystemen in Bolivien sowie deren Vermarktung erfolgen."Im Klartext: In Bolivien sollte das Lithium abgebaut und verarbeitet werden. Bolivien hätte fertige Batterien für Elektoaustos exportiert, anstatt nur den Rohstoff Lithium. Die Gewinne wären vergleichbar mit dem Ölboom der Vergangenheit.
Aber in Bolivien haben sich Kräfte gegen das Projekt gestellt und Morales hat es am 4. November ohne Angabe von Gründen gestoppt. Zu dem Zeitpunkt versank das Land in Unruhen, dazu gleich mehr. Wahrscheinlich sah Morales in dem Deal mit ACI den Grund für den Widerstand gegen sich und hat gehofft, die Situation zu entschärfen, wenn er den Vertrag anuliert. Aber das ist Spekulation, weil er bis heute keine Gründe für den Schritt genannt hat.
Wir sehen, dass es hier einige interessante "Zufälle" gibt: Ein Entwicklungsland hat die Chance, aus der Armut zu entkommen und eine deutsche Firma will dabei helfen. Und plötzlich findet ein Putsch statt und das Projekt wird gekippt. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass demnächst US-Firmen den Zuschlag für den Abbau von Lithium in Bolivien bekommen und die Weiterverarbeitung zu Batterien nicht in Bolivien stattfinden wird.
Nun kommen wir zu der interessanten Frage, wie all dies eingefädelt wurde. Und wie ich eingangs sagte, werden wir eine neue Technik aus der Trickkiste der US-Regimechanges kennen lernen.
Etwa zwei Wochen vor der Wahl in Bolivien sind 16 Audiodateien von Gesprächen aufgetaucht, die belegen, wie der Putsch ablaufen sollte. Ursprünglich waren sie auf einem Dropboxaccount, der jedoch inzwischen gelöscht wurde, aber sie sind heruntergeladen worden und nun auf anderen Seiten zugänglich. Die Aufnahmen zeigten auf, dass die USA zusammen mit Komplizen in Bolivien einen Putsch planten und sie zeigten im Detail auf, wie das ablaufen sollte.
Am 8. Oktober, also zwölf Tage vor der Wahl, die am 20. Oktober stattfinden sollte, hat ein Portal darüber berichtet und aufgezeigt, dass der Putsch-Plan aus drei Phasen bestehen sollte. Wie wir sehen werden, war das ein geradezu prophetischer Artikel, denn es ist fast zu 100 Prozent alles so eingetroffen, wie es dort Wochen vorher beschrieben wurde. Das alleine ist ein sicheres Anzeichen dafür, dass der Autor des Artikels sich auf wahre Informationen berufen hat. Demnach ist ein Vorgehen in drei Phasen lange vorher geplant worden.
Erstens: "Vorbereitungsphase" - Zweck: Bereitung des Feldes für die nachfolgenden Phasen.
Im April und Juli 2019 wurden politische Bündnisse geschmiedet, um eine einheitliche Oppositionsfront zu bilden. Es fanden Sitzungen und Aktionen statt, um die Stufen 2 und 3 vorzubereiten und es wurden Kampagnen gegen Regierung vereinbart, die Medien, Ad-hoc-Medien, Aktivisten in sozialen Netzwerken und auch formelle Beschwerden bei internationalen Gremien vorbereitet.
Die Strategie in den sozialen Netzwerken und die Fake News wurden von dem Bolivianer Raél Reyes Rivero, einem der wichtigsten Mobilisierungsaktivisten der Opposition, geleitet. Er hat Aktionen und Pläne der demokratischen Plattformen und Bürgerkomitees gegen die Regierung vorbereitet, um den Sturz von Präsident Evo Morales einzuleiten.
Der ehemalige Präsident und Widersacher von Morales, Jorge Quiroga, war verantwortlich für die Suche nach Unterstützung bei regionalen und internationalen Institutionen wie der OAS (Organisation Amerikanischer Staaten), der Europäischen Union und einigen anderen, um den absehbaren Wahlsieg von Morales zu deligitimieren und als verfassungswidrig zu bezeichnen und so den Boden und für eine internationale Intervention (auch medial oder notfalls wirtschaftlich) in Bolivien zu bereiten.
Zweitens: "Intensive Phase" - Zweck: Die Schaffung von Unruhen und sozialer Instabilität im Land.
Sie begann im Juli und sollte bis Oktober andauern. Es sollte eine soziale Krise im Land entstehen. Dazu sollten gewalttätige und friedliche Demonstrationen und Streiks stattfinden, die von Bürgerkomitees, der 21F-Bewegung, Studenten, anderen Gruppen veranstaltet wurden.
Juan Flores, Präsident des Bürgerkomitees von Cochabamba, ist politischer Berater von Carlos Sénchez Berzain und Manfred Reyes Villa in Bolivien und hatte die Aufgabe, bürgerliche Komitees und ehemalige Armeeoffiziere und Polizisten zusammenzubringen. Zusammen mit dem pensionierten Oberst Oscar Pacello wurden diese Gruppen subtil manipuliert, um zu einem Punkt zu kommen, an dem Gewalt und soziale Unruhen ausbrechen konnten.
Es waren Proteste und Kundgebungen vorgesehen, die dann am 20. September (national), am 26. September (in La Paz) und am 4. Oktober (in Santa Cruz und La Paz) stattgefunden haben. Das Ziel war es, die bewaffneten staatlichen Institutionen, vor allem die Polizei und die Armee, politisch zu "zersplittern", damit diese bei dem Putsch nicht einheitlich hinter dem Präsidenten stehen.
Es wurden Offiziere innerhalb der Armee gesucht, die den Staatsstreich unterstützen würden und für eine Übergangszeit entweder eine neue Regierung an die Macht bringen oder selbst die Macht übernehmen würden. Darunter auch Offiziere, die dem Präsidenten nahe stehen und ihn falsch über die Entwicklungen informieren würden.
Drittens: "Endphase" - Vorwürfe über Wahlbetrug und Ausrufung einer Parallelregierung (nach dem Vorbild Venezuela).
Umfragen sagten voraus, dass Präsident Morales die Wahl gewinnen würde. Daher hat die US-Botschaft heimlich im Vorwege die Bedingungen für die Vorwürfe des Wahlbetrugs geschaffen. Schon vor den Wahlen hat eine leitende Mitarbeiterin der US-Botschaft in Bolivien, Marianne Scott, bei Treffen mit Bolivianern und auch mit ausländischen Diplomaten im Land die anstehenden Wahlen im Vorwege diskreditiert und eine Atmosphäre des Misstrauens geschaffen.
Bei ihren Treffen mit hochrangigen Beamten der Botschaften Brasiliens, Argentiniens, Paraguays, Kolumbiens, Spaniens, Ecuadors, des Vereinigten Königreichs und Chiles hat sie sie immer wieder gefordert, die Länder sollten ebenfalls die Wahlen anzweifeln, weil das glaubwürdiger wäre, als wenn nur die USA die Wahlen anzweifeln.
Danach gab es mehrere Möglichkeiten: Entweder einen Militärputsch oder die Selbsternennung einer Parallelregierung, die Präsident Morales absetzt und die Macht übernimmt.
Soweit die Veröffentlichungen vom 8. Oktober, zwei Wochen vor der Wahl, später kommen noch mehr Details.
Es ist alles genau so eingetreten: Gegen die Wahlen gibt es Fälschungsvorwürfe, es gibt massive Unruhen im Land, die mit den USA befreundeten Länder haben die Wahl angezweifelt. Nur ein offener Militärputsch bzw. eine Parallelregierung wurde nicht nötig, da Morales auf Druck der Armee zurückgetreten ist, nachdem seine Wachen abgezogen wurden, das Haus seiner Schwester abgefackelt und sein eigenes Haus verwüstet worden ist. Morales fordert ein Ende der Gewalt und hat bei seinem Rücktritt gesagt, er trete zurück, damit die Unruhen enden und die Gewalt nicht eskaliert. Allerdings sind vor allem seine Unterstützer aufgrund des offensichtlichen Putsches bisher nicht bereit, ihre Proteste einzustellen.
Bleibt eine Frage offen: Tatsächlich gab es massive Hinweise auf Wahlfälschung. Laut Verfassung hätte Morales entweder über 50 Prozent der Stimmen erreichen müssen, um den ersten Wahlgang zu gewinnen, oder über 40 Prozent und mindestens 10 Prozent Vorsprung vor dem nächsten Kandidaten. Kurz vor Ende der Auszählung, als Morales diese 10 Prozent Vorsprung nicht hatte, wurden die Übertragungen der Auszählung unterbrochen. Angeblich wegen eine Computerproblems. Und als sie Stunden später wieder übertragen wurden, da hatte Morales plötzlich die nötigen 10 Prozent Vorsprung.
Das war mehr als verdächtig und deutete auf eine Wahlfälschung durch Morales hin. Daraufhin eskalierten die Proteste im Land, die westlichen Länder prangerten die Wahlergebnisse an und forderten Neuwahlen. Morales reagierte, indem er sich an die OAS wandte, damit diese eine internationale Neuauszählung durchführen konnte. Aber das Ergebnis wurde nicht abgewartet.
Der Oberkommandierende der bolivianischen Streitkräfte, Williams Kaliman, und der Polizeichef, Vladimir Yuri Calderón, forderten Morales vorher zum Rücktritt auf. Wenig überraschend haben beide engste Kontakte zu den USA. Kaliman war von 2013 bis 2016 in Washington an der bolivianischen Botschaft tätig und Calderón ist in gemeinsame Programme mit dem FBI eingebunden.
Die Auszählung der Stimmen durch die OAS war problematisch, weil bei den Unruhen auch Wahllokale angegriffen worden sind und dabei die Stimmzettel vernichtet wurden. Und die Untersuchung des fraglichen Servers hat einige Fragen aufgeworfen, weil dort merkwürdige Programme gefunden worden sind.
Hat Morales also die Wahl gefälscht?
Es waren wohl eher die USA, denn in dem "prophetischen" Artikel vom 8.Oktober, aus dem ich bereits die drei Phasen der Putschvorbereitungen zitiert habe, konnte man folgendes lesen. Ich übersetze es wörtlich.
Beginn der Übersetzung:
ES IST NICHT WICHTIG, WER WÄHLT, SONDERN WICHTIG IST, WER DIE STIMMEN AUSZÄHLT.
Parallel dazu fand im Juli ein privates Treffen zwischen Jaime Antonio Alarcén Daza, Ivén Arias und anderen Mitgliedern der Bürgerkomitees statt, bei dem vereinbart wurde, "Maschinen für die schnelle Stimmenauszählung" für die kommende Präsidentschaftswahl zu erwerben, um die Wahlergebnisse manipulieren zu können.
Diese Maschinen würden zusammen 300.000 Dollar kosten. Die US-Botschaft und die Vertretung der Europäischen Union im Land würden zur Finanzierung des Kaufs beitragen, die Mittel würden sie über die Jubileo-Foundation und die Evangelische Kirche bereitstellen. Für dieses Ziel haben sie mehr als 800.000 Dollar gesammelt, mit denen auch die Leute, die an der schnellen Auszählung der Stimmen teilnehmen würden, bezahlt würden.
Die Absicht dahinter ist, die Maschinen in jedem niedergelassenen Wahlvorstand zu platzieren und durch die Bürgerkomitees und ihre Berichterstattung (durch Personen, die im Voraus für dieses Manöver geschult wurden) während des gesamten Wahltages die Medienberichterstattung zu organisieren. Die Bevölkerung sollte aufgefordert werden, dieses System der Stimmenauszählung als Möglichkeit zur Überwachung der Ergebnisse anzuerkennen, ohne das Oberste Wahlgericht einzuschalten.
In dieser Phase wird die "Union Juvenil Cruceista" (Anm. d. Übers.: eine militante, rechtsextremistische Gruppierung aus Santa Cruz) eine Schlüsselrolle spielen, die Kriminelle rekrutiert hat, um nach der Veröffentlichung der endgültigen Wahlergebnisse als Speerspitze eine grundlegende Rolle bei Konfrontationen und gewalttätigen Aktionen gegen die staatlichen Institutionen zu spielen.
Juan Martin Delgado, Mitglied dieser Jugendorganisation, ist für die Organisation der gewalttätigen Aktivitäten verantwortlich. Er zählt auch auf die Unterstützung des Bolivianers Luis Fernando Camacho, Präsident des Bürgerkomitees von Santa Cruz, der wiederum Hinweise und Ratschläge vom US-Regierungsmitarbeiter Rolf A. Olson erhält.
(...)
Diese Strategie, die von der US-Botschaft in Bolivien geleitet und finanziert wird, sieht auch den Aufruf zu einem unbefristeten Generalstreik vor dem Wahltag, verdeckte Operationen, Diskreditierungs- und Desinformationskampagnen und andere Arten von Sabotage vor, um Gewalt zu erzeugen und den Wahlprozess zu deligitimieren.
Ende der Übersetzung
Wenn also tatsächlich kurzfristig Hardware für die Stimmenauszählung mit westlichem Geld im Westen angeschafft worden ist, muss man kein Hellseher sein, um zu vermuten, dass dabei auch Schadprogramme installiert worden sind, die bei der Auszählung für das Chaos sorgen konnten, das es dann ja tatsächlich am Wahltag gegeben hat.
Das ist der neue Trick der Regimechange-Spezialisten in Washington: Sie behaupten nicht nur, es habe eine Wahlfälschung gegeben, sie organisieren sie zur Sicherheit gleich selber, um sie der Regierung in die Schuhe schieben zu können.
Übrigens gab es schon drei Tage nach der Wahl Meldungen darüber, dass die "Union Juvenil Cruceista" den von ihr mobilisierten Demonstranten ein Handgeld für die Teilnahme an Demonstrationen gegeben hat und denen, die ein Wahllokal in Santa Cruz angezündet haben, wurden sogar fast 200 Dollar pro Nase bezahlt. In dem Entwicklungsland Bolivien ist das fast ein Drittel eines Monatslohns. Man kann ja mal raten, wo das Geld dafür wohl hergekommen sein mag.
Morales hat versucht, mit der Opposition zu verhandeln und auch Neuwahlen angeboten. Aber die Opposition handelte exakt so, wie in dem "prophetischen" Artikel vom 8. Oktober vorhergesagt, indem sie jeden Kompromiss ablehnte und auch die "Bürgerkomitees" spielten ihre Rolle. Im Spiegel konnte man lesen:
"Die Opposition wies unterdessen einen Aufruf von Amtsinhaber Evo Morales zum Dialog zurück. Sein Rivale bei der Präsidentschaftswahl, Carlos Mesa, sagte mit Blick auf Morales und dessen Regierung, es gebe "nichts zu verhandeln". Auch eine weitere Oppositionspartei schlug das Gesprächsangebot aus. Die einflussreichen Bürgerkomitees, die die Proteste maßgeblich organisieren, schloss der Präsident zuvor ausdrücklich von seinem Angebot aus."Als Morales dann am 10. November unter dem enormen Druck von Militär und Polizei seinen Rücktritt verkündet hat, haben die Demonstranten auch gleich die Staatssender gestürmt, die pro-Morales waren und die danach den Sendebetrieb für Tage eingestellt haben. Die Massenmedien waren damit in der Hand der Putschisten, die von den verbliebenen privaten Medien unterstützt werden.
Der Spiegel machte nach dem Rücktritt von Morales seiner Aufgabe als Verkünder der US-Propaganda dann auch alle Ehre und erklärte seinen Lesern, warum der Rücktritt eines Staatspräsidenten nach Drohungen des Militärs trotzdem kein Putsch sei:
"Wenn das Militär einen demokratisch gewählten Präsidenten vorzeitig zum Rücktritt drängt wie jetzt in Bolivien, nennt man das normalerweise einen Putsch. Doch was ist, wenn eine Volksbewegung den Sturz des Präsidenten unterstützt, weil er seine jüngste Wiederwahl einer Manipulation an den Urnen verdankt?"Morales, der ein Vertreter der indianischen Ureinwohner ist, fand Schutz bei den Koka-Bauern, die seine wichtigsten Unterstützer sind, bevor er schließlich nach einigem Hin und Her nach Mexiko ausgeflogen werden konnte. Mexiko hat sich bereit erklärt, ihn aufzunehmen, was sich aber schwierig gestaltete, da einige Länder das Auftanken oder auch den Überflug des Flugzeuges untersagten. Spätestens hier ist der Druck zu sehen, den die USA ganz offen in der Sache ausgeübt haben. Man wollte Morales nicht nur absetzen, im "Idealfall" wäre er auch gelyncht worden, um seine Rückkehr ein für alle Mal zu verhindern.
Morales gab danach Reuters ein Interview, in dem er erzählte, dass die USA angeboten hätten, ihn auszufliegen. Aber er vermutete, dass er von den USA dann direkt nach Guantanamo transportiert worden wäre.
Nachdem Morales außer Landes war, haben die USA nach dem üblichen Schema gearbeitet. In Bolivien eskalierte die Gewalt weiter und wer war laut Washington daran Schuld? Natürlich die Russen!
Der Senator Marco Rubio, der auch in den veröffentlichten Gesprächen zur Vorbereitung des Putsches immer wieder als führender Strippenzieher erwähnt wird, tweetete:
"Wer sich dafür interessiert, wie Putin Desinformation als Instrument der Außenpolitik einsetzt, sollte die aktuelle Berichterstattung über Bolivien anschauen
- Sie erstellen Fake News
- Sie verbreiten es über ein riesiges Netzwerk von Outlets & Social-Media-Akteuren
- Desinformation wird in den Mainstream-Medien widergespiegelt"
Interessanterweise gab es den Hinweis auf die bösen Russen nicht einmal in Bolivien selbst, aber in Washington ist es wohl ein Reflex, für alles Russland verantwortlich machen zu wollen. Dabei haben wir gesehen, dass es umgekehrt ist und dass eine Bot-Armee der Putschisten in sozialen Netzwerken aktiv werden sollte. Und tatsächlich gab es keine massive Kampagne für Morales im Netz, sondern gegen ihn. Der Journalist Ben Norton hat wohl als Erster darauf aufmerksam gemacht:
"Es gibt Tausende offensichtlicher Bot-Konten, die jeden trollen, der über den rechten Putsch in Bolivien twittert
Sie verbreiten Propaganda auf Englisch, ihre Kontonamen sind oft nur Namen und Nummern und sie wurden erst im November erstellt
Hier läuft eine große Operation"
Und er wurde getrollt, woraufhin er schrieb:
"Dieses Gefühl, wenn man über die rechten Bolivien-Putsch-Bots twittert ... und einige derselben Bots, deren gefälschte Konten buchstäblich gestern eingerichtet wurden, ankommen und behaupten, dass sie keine Bots sind."
Und es ging weiter:
"Hahaha noch ein weiterer bolivianischer Putsch-Bot-Account, der nur 4 Tweets hat, greift mich an.
Er wurde vor 3 Stunden eingerichtet und er folgt 1 Person: dem rechtsextremen bolivianischen Putschführer Camacho.
Die Pro-Putsch-Bot-Desinformationskampagne ist so offensichtlich."
Das Medienunternehmen Redfish fasste Beispiele dafür in einem Videoclip zusammen:
"Warum versuchen Bots, die Leute davon zu überzeugen, dass es in Bolivien keinen Putsch gibt?
Wenn Sie 'An die Freunde überall, in Bolivien gab es KEINEN PUTSCH' in die Suchleiste eingeben, gibt es Hunderte von gefälschten Konten, die die gleiche Nachricht auf Englisch verfassen."
Während also Bots in sozialen Medien behaupten, es gäbe keinen Putsch, gab es in Bolivien einen Machtwechsel. Im Spiegel kann man dazu lesen:
"Die Senatorin Jeanine Añez hatte sich am vergangenen Dienstag zur Interimspräsidentin des südamerikanischen Landes erklärt. "Ich werde alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um das Land zu befrieden", sagte sie. Zuvor waren zwei Versuche des Senats und der Abgeordnetenkammer gescheitert, eine Beschlussfähigkeit festzustellen, da nicht genug Parlamentarier anwesend waren."Was der Spiegel hier in einem Nebensatz abhandelt, ist ein weiterer, lupenreiner Beleg für einen Putsch. Die Bestätigung ihrer Ernennung durch das Parlament hat nicht stattgefunden, sie ist also nicht nach den Regeln der Verfassung, sondern durch den gewaltsamen Putsch ins Amt gekommen. Aber das Wort "Putsch" vermeiden die deutschen Medien und Politiker im Falle von Bolivien.
Die Regierungssprecher haben sich in der ihnen eigenen Perfektion bei einer Frage dazu blamiert, wie man hier sehen kann.
Nachtrag: Nachdem ich diesen Artikel veröffentlicht habe, kamen Meldungen, die meine These weiter bestätigen. Bei den Unruhen im Zuge des Putsches in Bolivien sind 23 Menschen gestorben und über 700 verletzt worden. Es wird jedoch keine Untersuchungen oder ein Nachspiel haben, denn die neue Regierung hat die Sicherheitskräfte von jeder Verantwortung für Gewaltanwendung gegen Demonstranten freigesprochen.
Das dürfte die Sicherheitskräfte als Freibrief verstehen, nun erst recht mit aller Härte gegen die Anhänger von Morales vorzugehen.
Dieses Muster, die eigenen Leute für Gewaltanwendung beim Putsch freizusprechen, sieht man immer wieder bei Putschen. Nach dem Maidan war es zum Beispiel eine der ersten Amtshandlungen der Maidan-Regierung von Ministerpräsident Jazenjuk, allen Demonstranten, die während des Maidan randaliert oder Polizisten angegriffen hatten, eine Amnestie zu geben.
Kommentar:
Dass die Handschrift der "Meister des Regime Change" in Washington auch hier wieder klar und deutlich zu erkennen ist, überrascht eigentlich nicht. Viel eher ist es die ausgefeilte Perfidität, die hier an den Tag gelegt worden ist: Da wird monatelang eine massive Kampagne geführt, um Unruhe zu stiften und das Land zu destabilisieren. Und dann stellen die USA (bzw. der Tiefe Staat) sicher, dass es am Wahltag tatsächlich zu einer massiven Wahlfälschung kommt, die dann Evo Morales in die Schuhe geschoben wird, der anschließend keine Möglichkeit zur Aufklärung des Ganzen erhält und das Land fluchtartig verlassen muss.
Die durch den Putsch entstandenen weiteren Unruhen lastet Washington - natürlich - Russland an. Desweiteren wird eine massive Desinformationskampagne über gefakte Twitter-Bots betrieben, die behauptet, dass es keinen Putsch gebe und die legitimen Aufstände der Bevölkerung damit diskreditiert werden können. Gleichzeitig gibt das neue Putschisten-Regime in La Paz Sicherheitskräften den Freibrief für die Anwendung von Gewalt, um diese Aufstände niederzuschlagen.
Und all das, um Bolivien einerseits wegen seiner Rohstoff-Vorkommen auszurauben und andererseits einen Präsidenten zu entfernen, der den USA, der westlichen "Wertegemeinschaft" und auch Israel im Weg stand: