Wissenschaft und TechnologieS


People 2

Menschen scheinen gezielt Augenkontakt zu suchen

Sehorgane eines Gegenübers werden auch an ungewöhnlichen Stellen erkannt

Wir schauen einem Gegenüber immer zuerst auf die Augen - auch dann, wenn diese nicht im Gesicht sitzen, wie beispielsweise bei einem Fantasiemonster. Das haben britische und kanadische Forscher in einem Experiment festgestellt. Sie testeten, wohin Probanden als erstes blickten, wenn sie Bilder von Menschen, menschenähnlichen Figuren oder aber Monstern mit Augen an den Armen sahen. Bei allen Bildern seien die Blicke zuerst in die Bildmitte gegangen, dann aber direkt zu den Augen der jeweiligen Figuren - egal wo diese saßen. Das zeige, dass nicht die Position der Augen im Gesicht entscheidend sei, sondern dass unser Gehirn die Augen an sich bei einem Gegenüber erkenne und gezielt anvisiere, berichten die Forscher im Fachmagazin "Biology Letters". Diese Erkenntnis erlaube auch Rückschlüsse darüber, welcher Gehirnbereich für dieses Verhalten zuständig sei.

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© Tom Foulsham Monster mit Augen an den Enden der Arme
"Der Mensch, aber auch Affen, Delfine, Vögel oder Hunde folgen automatisch dem Blick ihres Gegenübers", schreiben Alan Kingstone von der University of British Columbia und seine Kollegen. Der Blick auf die Augen liefere wichtige Informationen über den Gegenüber und dessen Umgebung. Woran das Gehirn aber erkennt, wohin es dabei schauen muss, war bisher unklar. "Eine Erklärung wäre, dass wir einen Schaltkreis im Gehirn besitzen, der darauf spezialisiert ist, Augen zu erkennen", sagen die Forscher. Eine andere Möglichkeit wäre aber auch, dass unser Zentrum für die Gesichtserkennung einfach unseren Blick automatisch in die Mitte eines Kopfes lenkt - dort, wo bei den meisten Tieren und dem Menschen die Augen sitzen. Mit ihrem Experiment haben die Forscher nun Indizien dafür geliefert, dass die erste Theorie - ein auf Augen spezialisierter Schaltkreis - zutreffen könnte.

People 2

Wer arm ist, ist wahrscheinlich anfälliger für kurzsichtige Entscheidungen

Mangel versperrt den Blick für langfristige Folgen des Handelns

Menschen in Armut treffen häufig Entscheidungen, die ihre Lage noch verschlimmern: Sie spielen im Lotto, machen übermäßig Schulden oder nehmen Hilfsangebote nicht wahr. Eine Erklärung für dieses scheinbar paradoxe Verhalten könnten US-amerikanische Forscher jetzt gefunden haben. In mehreren Experimenten stellten sie fest, dass Menschen, die unter einem Mangel leiden, sich stärker auf unmittelbare Herausforderungen konzentrieren, dabei aber langfristige Probleme aus dem Blick verlieren. Das habe nichts mit geistiger Beschränktheit oder der Persönlichkeit der Betroffenen zu tun, betonen die Wissenschaftler. Stattdessen rufe der Mangel als solcher - egal ob an Geld oder Zeit - eine ganz eigene Denkweise hervor. Diese verändere, wie die Menschen Probleme wahrnehmen und Entscheidungen treffen, berichten die Forscher im Fachmagazin "Science".


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© SXC Geldscheine
"Der Prinzip hinter diesem Mechanismus lässt sich leicht nachvollziehen: Wenn Geld genug da ist, können wir Ausgaben für das Einkaufen, die Miete oder ähnliches leicht decken und müssen kaum darüber nachdenken", erklären Anuj Shah von der University of Chicago und seine Kollegen. Anders sei dies aber, wenn Geldmangel herrsche: Dann erscheine jede Ausgabe dringender und bedrohlicher. Sie erfordere daher mehr Aufmerksamkeit. Dieses Prinzip der Fokussierung gelte nicht nur bei Armut, sondern auch bei Zeitmangel und anderer Knappheit. Und genau hier setzt die Hypothese der Forscher an: Weil Mangel einige Probleme mehr in den Mittelpunkt rücke, vernachlässige man gleichzeitig andere, "Während wir uns darauf konzentrieren, was wir diese Woche für Lebensmittel bezahlen müssen, verlieren wir die Miete des nächsten Monats aus dem Blick", verdeutlichen die Forscher.

Jupiter

Hochinteressantes Studienobjekt für Astronomen: Freifliegender, sonnenloser Planet beobachtet

Mit dem "Very Large Telescope" (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) und dem Canada-France-Hawaii Telescope haben Astronomen einen Himmelskörper beobachtet, bei dem es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Planeten handelt, der ungebunden an einen Mutterstern alleine durch das Weltall treibt.
Planet
© ESO/P. Delorme Künstlerische Darstellung des sonnenlosen, frei beweglichen Planeten "CFBDSIR J214947.2-040308.9" (Illu.).
Grenoble (Frankreich) - Da der Planet mit 100 Lichtjahren Entfernung im Vergleich zu allen anderen Kandidaten für solche frei beweglichen Einzelgängerplaneten unserem Sonnensystem vergleichsweise nahe ist, ist er für die Astronomen das bei weitem interessanteste Objekt dieser Klasse von Himmelskörpern.

2 + 2 = 4

Mathe kann weh tun

Die Furcht vor bevorstehenden Rechenaufgaben aktiviert Schmerzzentren im Gehirn

Die Angst vor der nächsten Mathe-Arbeit kann echte Pein verursachen: Denn sie aktiviert Zentren im Gehirn, die normalerweise bei körperlichen Schmerzen reagieren. Das haben ein kanadischer und ein US-amerikanischer Forscher herausgefunden, als sie Menschen mit ausgeprägter Mathe-Angst vor und bei dem Lösen von Rechenaufgaben im Hirnscanner untersuchten. Das Ergebnis: Unmittelbar vor Beginn der Aufgaben wurden mehrere Hirnareale im Gehirn dieser Probanden aktiv, in denen Schmerzen, aber auch körperliche Bedrohungen verarbeitet werden. Bei Probanden, die Mathematik neutral gegenüberstanden, sei dies nicht der Fall gewesen, berichten die Forscher im Fachmagazin "PloS ONE". Dieses Ergebnis zeige, dass die Angst vor Mathematik eine echte, körperliche Reaktion hervorrufen könne und eng mit dem Empfinden von Schmerzen verknüpft sei.


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© SXC Angst vor Mathe-Aufgaben kann weh tun
Mathematik fällt vielen Menschen nicht leicht, und auch in der Schule rangiert das Fach nicht gerade hoch auf der Beliebtheitsskala. Für einige Menschen jedoch sind Gleichungen und Textaufgaben der reinste Horror. "Diese Menschen empfinden extremen Stress, Angst und Bedrohung beim Gedanken an Mathematikaufgaben", erklären Ian Lyons von der University of Chicago und Sian Beilock von der Western University in Ontario. Dass diese Mathe-Angst kein rein psychologisches Phänomen ist, sondern tatsächlich eine Form der körperlich empfundenen Beklemmung und des Schmerzes auslöst, zeigt nun ihr Experiment.

Battery

Durchbruch bei der Umwandlung und Speicherung von Sonnenenergie

Mit Hilfe von Sonnenkraft und ultradünnen Filmen aus Eisenoxid - also Rost - haben israelische Wissenschaftler einen neuen Weg gefunden, Wassermoleküle in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten. Dieser Durchbruch könnte zu billigeren Wegen der Speicherung von Sonnenenergie in Form von auf Wasserstoff basierten Treibstoffen führen. Mit der Erfindung könnte den Forschern also ein Durchbruch in der Entwicklung wirksamer Ersatzstoffe fossiler Treibstoffe gelungen sein und Probleme bisheriger Photovoltaiktechnik stark reduziert werden.
Sonne
© grewi.deSymbolbild: Sonnenenergie
Haifa (Israel) - Wie das Team um Prof. Avner Rothschild vom Department of Materials Science and Engineering am Technion - Israel Institute of Technology aktuell im Fachmagazin Nature Materials berichtet, ist es mit den neuen Ansatz erstmals gelungen, Licht in extrem dünnen Filmen aus Eisenoxid einzufangen, die 5.000 mal dünner sind als ein Blatt Papier, was einen hohen Effizienzgrad bei niedrigen Kosten ermögliche.

Blackbox

Seltener Partikelnachweis weckt Zweifel an Konzepten der "neuen Physik"

Wissenschaftler am Europäischen Kernforschungszentrum CERN feiern aktuell den erstmaligen Nachweis eines extrem seltenen Teilchens mit Hilfe des weltgrößten Teilchenbeschleunigers "Large Hadron Collider" (LHC). Allerdings erfüllt das Teilchen die Vorhersagen des immer noch vorherrschenden Standardmodells der Teilchenphysik derart genau, dass sein Nachweis zugleich auch populären Konzepte der sogenannten neuen Physik, darunter u.a. die Dunkle Materie, in Frage stellt.
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© LHCb/CERNEin Protonenstrahl im Detektor des LHCb-Experiments des LHC-Teilchenbeschleunigers am CERN erzeugt sogenannte B_s-Teilchen, die wiederum – ganz wie im Standardmodel der Teilchenphysik vorhergesagt, in zwei Muonen zerfallen.
Genf (Schweiz) - Wie die CERN-Wissenschaftler aktuell auf dem "Hadron Collider Particle Symposium" im japanischen Kyoto berichteten, handele es bei den Hinweisen auf das sogenannte B_s-Meson bislang zwar noch um Vorab-Messergebnisse, dennoch passe die Beobachtung derart genau zu den Vorhersagen des Standardmodells über den Zerfall von Quarks-Partikeln, dass sie Hoffnungen auf Konzepte der "neuen Physik", darunter auch von Dunkler Materie und einer neuen Teilchenphysik in Frage stellen.

Fireball 4

Asteroiden-Gefahr und die unmöglichen Versuche die Erde zu retten

Es klingt nach Hollywood und Science Fiction, doch tatsächlich sind wir durch Asteroiden bedroht. Nach einer aktuellen Untersuchung der NASA gibt es rund 5.000 Himmelskörper mit einem Durchmesser von mehr als 100 Metern, die uns in Zukunft gefährlich werden können. Sorgen bereitet den Experten, dass erst 20 bis 30 Prozent davon konkret bekannt sind. Das bedeutet, bei etwa 3.500 Asteroiden wissen sie weder wo sie sich derzeit aufhalten, noch ob sie vielleicht auf Kollisionskurs in Richtung Erde sind. Die Forscher versuchen daher, so schnell wie möglich alle gefährlichen Asteroiden aufzuspüren. Wenn ihnen das rechtzeitig gelingt, können sie den Einschlag auf der Erde abwehren.
asteroid, großstadt
Schon ein relativ kleiner Asteroid könnte eine Großstadt auslöschen.
Asteroid mit 100 Metern Durchmesser wäre eine Katastrophe

Eine Modellrechnung zeigt, welchen Schaden der Einschlag eines Asteroiden mit einem Durchmesser von 100 Metern anrichten würde. Eine große Rolle spielt die ungeheure Geschwindigkeit, mit der er auf die Erde auftreffen würde. Typischerweise rasen Asteroiden mit einer Geschwindigkeit von 15 Kilometern pro Sekunde durchs All, das entspricht über 50.000 Stundenkilometern. Die Erdatmosphäre würde ihn nur minimal abbremsen. Die Wucht beim Aufprall wäre enorm: 40 Megatonnen TNT, so viel wie 2.500 Hiroshima-Atombomben. Alleine der entstehende Krater hätte einen Durchmesser von bis zu zwei Kilometern und wäre rund 300 Meter tief. Die Zerstörungen durch die Druckwelle und das glühend heiße Gestein würde jedoch auch in einem Umkreis von rund 70 Kilometern alles verwüsten.

Kommentar: Es wird oft vermutet, dass Meteoriten alle paar Millionen Jahre auf die Erde einschlagen und dass es sich dabei um seltene Einzelfälle handelt. Oder in diesem Artikel um große bis größere Asteroiden. Victor Clube und Paul Napier (aus ihrem Buch: The Cosmic Winter) untersuchten die Geschichte auf Meteoriten. Dabei sind sie auf relativ kurze Zyklen gestoßen, als Gesteinsbrocken auf die Erde einschlugen (ca. alle 3600 Jahre) und es sich oftmals um Schwärme handelt und kleine Himmelskörper. Die Autoren wiesen darauf hin, dass es nahezu unmöglich ist alle Gesteinsbrocken im All ausfindig zu machen, da sie sehr oft kein Licht reflektieren und mehr oder weniger einfach "schwarze Klumpen" sind.

carolina bay
© unbekanntCarolina Bay: wo ca. 500.000 Einschläge geschätzt werden.
In dem Video auf der Originalartikelseite wird von fünf Jahren gesprochen, die nötig sind um eine "Abwehrmission" gegen Asteroiden zu starten. Jedoch werden Asteroiden oftmals erst Monate, Wochen oder gar Tage vorher entdeckt: Lesen Sie die folgenden Artikel für mehr Informationen: Meteore, Asteroide und Kometen: Schäden, Unglücke, Verletzungen, Tod und Nahbegegnungen und Kosmische Ballerei


HAL9000

Neuartiger Kunststoff und Biosprit aus tierischem Fett

Ein wenig befremdlich klingt es schon: Plastik, hergestellt aus Abfall-Fett? In Österreich fertigen Forscher aus Schlachthausresten einen neuartigen Kunststoff. Das Material ist nur halb so teuer wie herkömmliches Bioplastik - tierische Fette taugen sogar als Ökosprit für Flugzeuge.
Schlachthof
© Reuters
Schlachthäuser könnten künftig nicht nur Fleisch für Schnitzel, Steaks und Würste liefern - sondern die Verpackung gleich mit. Denn aus den Schlachtabfällen lässt sich ein neuartiger Biokunststoff herstellen. Sogar den Transport bis zur Ladentheke könnte der Rohstoff ermöglichen, schließlich kann man aus den Tierresten auch umweltfreundlichen Treibstoff gewinnen.

Fireball 4

Dunkles Material auf Asteroid Vesta stammt von Meteoriteneinschlägen

Die Oberfläche des Asteroiden Vesta gibt Forschern Rätsel auf. Jetzt haben sie herausgefunden: Sein helles Gestein vermischt sich offenbar mit Material, das Meteoriten mitbringen - der Himmelskörper wird dunkel.
Asteroid Vesta
© Reuters/NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA3-D-Bild von vesta (Ausschnitt): "Ganz anders als auf dem Mond"
Katlenburg-Lindau - Der Asteroid Vesta umkreist die Sonne im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Mit einem Durchmesser von mehr als 500 Kilometern ist er dort das drittgrößte bekannte Objekt. Entdeckt wurde Vesta zwar schon im Jahr 1807 von dem Bremer Astronomen Heinrich Olbers. Doch erst seit die Raumsonde "Dawn" den Himmelskörper im Jahr 2011 erreichte, weiß die Menschheit etwas mehr über den von Kratern übersäten Riesen.

Neue Forschungsergebnisse legen nun nahe, dass Erosionsprozesse auf Vesta offenbar ganz anders ablaufen als auf vergleichbaren Himmelskörpern. Das berichten Forscher in der britischen Fachzeitschrift Nature. Gleich zwei Studien haben sich mit der Oberfläche des ungewöhnlichen Brockens im All beschäftigt.

Blue Planet

Neuer Exoplanet entdeckt - Eventuell bewohnbar

Göttingen/Hatfield - Ein internationales Astronomen-Team hat Hinweise auf eine möglicherweise bewohnbare Super-Erde in der Nachbarschaft unseres Sonnensystems entdeckt. Bei einer Zwergsonne im Sternbild Maler (Pictor) am Südhimmel stießen die Forscher auf Spuren von drei bislang unbekannten Planeten.
Exoplaneta
© Desconocido
Sollten sich diese drei Planeten-Kandidaten durch weitere Beobachtungen bestätigen, würde der äußerste von ihnen seinen Stern in der sogenannten bewohnbaren Zone umkreisen, wo Wasser flüssig wäre, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt Astronomy & Astrophysics. Hinweise auf Leben haben sie nicht gefunden.

Die Gruppe um Mikko Tuomi von der Universität von Hertfordshire in Hatfield (Großbritannien) und Guillem Anglada-Escudé von der Universität Göttingen hatte Beobachtungen des Sterns mit der Katalognummer HD 40307 neu analysiert. Bei dem Zwergstern waren bereits drei Planeten nachgewiesen worden, die alle in die Klasse der sogenannten Super-Erden fallen. So bezeichnen Astronomen Planeten, die mehr Masse haben als die Erde, aber weniger als der leichteste Gasplanet unseres Sonnensystem, der Uranus. Bei Super-Erden muss es sich allerdings nicht zwangsläufig um Gesteinsplaneten wie die Erde handeln.