Die USA verlieren mehr Soldaten durch Selbstmord als im Gefecht. Charlotte Porter verlor nicht nur ihren Sohn, sondern auch ihre Schwiegertochter. Wie lebt eine Mutter mit diesem Schicksal?© PolicyMic
Die letzten Meter zum Grab sind jedes Mal die schlimmsten. Die letzten Schritte über den akkurat geschnittenen Rasen. Vorbei an den symmetrisch angelegten Grabplatten der anderen Soldaten. Bis ganz nach hinten zu Grab JJ 452 des Militärfriedhofs von Portland.
Die kleine, schlichte Grabplatte ist immer noch da. Sie ist jedes Mal da. Die Erinnerung, dass alles wahr ist. Dass ihr Sohn nicht wiederkehrt aus seinem Krieg. In schwarzen Buchstaben steht dort: „Nils Aron Andersson. Sergeant US Army. Iraq. Bronze Star Medal. APR 25 1981 - MAR 6 2007. You will not be forgotten“.
Mehr nicht. Nur der Bronze Star. Der Tapferkeitsorden. Nichts zu seinem Krieg im Kopf. Nichts zu seiner posttraumatischen Verletzung PTSD. Nichts
zum Versagen der US Army. Also muss die Geschichte ein anderer erzählen, findet sie.
Charlotte Porter kann froh sein, dass ihr Sohn ein Militärbegräbnis bekam. Früher wurden Selbstmörder hier nicht beerdigt. Früher galt Selbstmord als Verrat am Vaterland. Heute ist eine solche Interpretation schon schwieriger. Heute bringen sich mehr US-Soldaten um, als im Gefecht sterben. Charlotte Porter holt eine Statistik hervor, die sie dabei trägt. "349", sagt sie. 349 Soldaten brachten sich im vergangenen Jahr um. Mehr als je zuvor. Die meisten sind Männer zwischen 20 und 24. Viele bereits registriert als seelisch Verwundete. "
Es ist eine Epidemie", sagt sie.