Das Kind der GesellschaftS


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Wurf-Attacke auf Philipp Rösler

Philipp Rösler ist auf der Cebit mit einer Torte angegriffen geworden. Der Wirtschaftsminister hat als Wurfopfer viele Vorgänger. Was aber bei Eiern und Torten manche noch lustig finden mögen, wird spätestens bei Farbbeuteln gefährlich.
rösler, torte
© Action Press

Er ist das jüngste Opfer einer langen Reihe von Wurfattacken auf Politiker: Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler ist auf der Computermesse Cebit in Hannover mit einer Torte angegriffen worden. Ein junger Mann sei in einer Messehalle auf Rösler zugegangen, habe ihn berührt und mit einem Stück Torte beworfen, teilte das Ministerium des FDP-Politikers am Donnerstag auf Anfrage mit. Das Kuchenstück traf Rösler demnach am Hals.

Personenschützer des Bundeskriminalamtes konnten den Täter überwältigen und der hannoverschen Polizei übergeben. Rösler blieb bei dem Vorfall unverletzt und setzte seinen Messerundgang fort. Nach Angaben der Polizei in Hannover handelt es sich bei dem Angreifer um einen 25-Jährigen aus Berlin, der polizeilich noch nicht aufgefallen war. Sein Motiv ist noch unklar.

Newspaper

Whistleblower: Opposition im Bundestag will sie gesetzlich schützen

Die Opposition im Bundestag will Whistleblower gesetzlich schützen

Die Bundesregierung macht keine Anstalten, wegen Geheimnisverrats belangten Informanten in Behörden, sogenannten Whistleblowers, mehr rechtlichen Schutz zu gewähren. Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände hat sich nun im Sozialausschuss dagegen ausgesprochen.

Die Opposition im Bundestag drängt darauf, Whistleblower rechtlich besser zu schützen. Die Angestellten schlagen etwa beim Verdacht auf Lebensmittelskandale, menschenunwürdiges Vorgehen in Pflegeheimen oder Bestechungsvorwürfen Alarm - und müssen deswegen mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen. Bei einer Expertenanhörung im Sozialausschuss des Bundestages wurde ein Gesetzentwurf der SPD-Fraktion und ein Antrag der Linksfraktion diskutiert.

Nuke

Verrostete Atomfässer im AKW Brunsbüttel

Im AKW Brunsbüttel sind rostige Behälter mit leicht- und mittelradioaktivem Abfall aufgetaucht. Die Atomaufsicht kritisiert den Betreiber Vattenfall.
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© dpaZufällig entdeckt: Im AKW Brunsbüttel rotten Blechfässer vor sich hin.

Kiel - Schleswig-Holstein hat seine eigene kleine Asse: Fässer mit leicht- und mittelradioaktivem Abfall, die auf dem Gelände des Atomkraftwerks Brunsbüttel seit Jahrzehnten auf den Abtransport in ein Endlager warten, sind im Lauf der Zeit verrostet. Mindestens eines war so korrodiert, dass es beim Versuch, es zu leeren, auseinanderbrach.

Justizminister Emil Schmalfuß (parteilos), in dessen Aufgabenbereich die Aufsicht der schleswig-holsteinischen Atomkraftwerke fällt, betonte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz, dass keine Gefahr für Menschen oder Umwelt bestanden habe. Es sei auch keine „unzulässige Radioaktivität“ ausgetreten.

Schmalfuß kritisierte das Verhalten des Betreibers Vattenfall: Das Unternehmen hatte der Atomaufsicht nichts von dem Vorfall mitgeteilt. Inzwischen hat das Ministerium das Umfüllen der strahlenden Abfälle vorerst verboten. Die Kavernen, in denen die Fässer lagern, wurden zubetoniert, Vattenfall soll ein Konzept vorlegen, wie es weitergehen soll.

Noch rund 500 Metallfässer lagern in den unterirdischen, mit Beton und Erdpech umschlossenen Kavernen. Bis zu sechs der 200-Liter-Behälter stehen in Regalen übereinander. Was sich am Grund der Kavernen tut, ist unsichtbar: Kameras halten der Strahlung nicht Stand, für einen menschlichen Kontrolleur ist zwischen den eng an eng stehenden Behältern kein Platz.

Arrow Down

Frauen in der zweiten Reihe: Reale Gleichberechtigung ist noch in weiter Ferne

Frauen stellen zwar mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Das ändert aber nichts daran, dass sie in vielen Belangen benachteiligt sind: ob beim Zugang zu Land oder Bildung im Süden oder beim Lohn für gleiche Arbeit selbst in wohlhabenden Industrieländern wie Deutschland. Reale Gleichberechtigung bleibt eine Utopie.
Inderin trocknet Chili
© AFP/Rouf BhatInderin beim Trocknen von Chili: Frauen leisten weltweit einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherheit.

Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern gibt es nach wie vor nicht. Darauf macht der Internationale Frauentag am 8. März seit Jahr und Tag aufmerksam - mit Recht, aber überschaubarer Wirkung. Abgesehen von Fortschritten beim Zugang von Mädchen zur Grundbildung in ärmeren Ländern hat sich nicht viel Positives getan, seit im Jahr 2000 die Millenniumsentwicklungsziele verabschiedet wurden. Als drittes von zehn Zielen fordern sie ausdrücklich die Gleichstellung der Geschlechter und thematisieren sie auch darüber hinaus.

Frauen sind unumstritten in vielen Ländern das Rückgrat der Entwicklung. Die Hilfs- und Entwicklungsorganisation Oxfam weist darauf hin, dass die Welternährung zu einem großen Teil von den Frauen abhängt. Frauen produzieren mehr als 50 Prozent der Nahrungsmittel weltweit und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherheit.

Der Welthunger-Index 2009 maß zum ersten Mal den Zusammenhang zwischen Chancengleichheit für Frauen und Hunger. Wichtigstes Ergebnis: Wo Frauen im Haushalt und auf Gemeindeebene Einfluss haben und anerkannt werden, sind sie selbst besser ernährt und ihre Kinder besser versorgt.

Family

Kremlgegner rüsten sich trotz Gewalt für Proteste

Keine Angst vor der russischen Staatsmacht: Trotz der gewaltsamen Auflösung von Protesten gegen den frisch gewählten russischen Präsidenten Wladimir Putin sowie mehr als 600 Festnahmen rüstet sich die Opposition für neue Aktionen.
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© dpa / Maxim ShipenvovDie Polizei hat bei Kundgebungen nach der Wahl Putins mehrere hundert Demonstranten festgenommen.

Schon an diesem Samstag wollen die Putin-Gegner in Moskau erneut 50 000 Menschen auf die Straße bringen. Das teilte Organisator Sergej Udalzow mit. In Moskau nahm die Polizei am Abend mindestens ein Dutzend junger Menschen bei einer nicht genehmigten Kundgebung fest.

Bei einem Treffen mit Unterstützern reagierte Putin am Dienstag gelassen auf die Straßenaktionen. „Das ist ein Element des politischen Kampfes. Mit den Wahlen hat das nichts zu tun“, sagte der noch bis Mai amtierende Regierungschef Putin nach Angaben der Agentur Interfax. Gleichwohl forderte der 59-Jährige erneut, die Betrugsvorwürfe vom Wahlsonntag aufzuklären. „Verstöße gab es natürlich“, räumte der Ex-Geheimdienstchef ein. Sie müssten aufgeklärt und ausgeräumt werden.

Nach einer Massenkundgebung in Moskau gegen die von Betrugsvorwürfen überschattete Präsidentenwahl war Udalzow mit rund 250 anderen Demonstranten am Montag vorläufig festgenommen worden. In St. Petersburg waren 370 Putin-Gegner zeitweilig im Polizeigewahrsam. Gegen die Teilnehmer der Kundgebung seien Verfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsrecht eingeleitet worden, hieß es.

Pistol

Schütze wohl geistig verwirrt

Kaiserslautern/Weilerbach - Der Todesschütze aus der Arztpraxis in der Pfalz war nach Erkenntnissen der Ermittler psychisch krank.
arztpraxis
© Joachim Ackermann/DPAEinsatzfahrzeug der Feuerwehr vor der Arztpraxis.

Der 78-jährige Rentner, der am Montag in Weilerbach zwei Ärzte in ihrer Praxis erschoss und sich danach das Leben nahm, litt offenbar unter Verfolgswahn, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Bleh am Dienstag in Kaiserslautern. Er hatte zuvor Nachbarn beschuldigt, «ihn durch Geräte zu bestrahlen». In seinem Haus hortete er den Angaben zufolge Waffen und sicherte das Gebäude mit einer Stromfalle vor Eindringlingen. Die Ärzte, die er tötete, hatten ihn zuvor wegen einer Krebserkrankung behandelt.

Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte der in Scheidung lebende Rentner die Schüsse geplant. Dennoch rätselten die Fahnder auch am Tag nach dem Drama über das genaue Motiv. In der Praxis, wo er wegen eines Kehlkopfkrebs behandelt wurde, war der 78-Jährige als freundlich bekannt. Er soll ein gutes Verhältnis zu den Medizinern gehabt haben, berichtete der Leitende Oberstaatsanwalt Bleh. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass er mit der Behandlung unzufrieden gewesen sei. Die anderen Patienten im Wartezimmer hätten berichtet, dass sich der 78-Jährige am Montag über eine zu lange Wartezeit beschwert habe.

Bizarro Earth

Schwemmgut nach Japan-Beben erreicht Hawaii

Behörden stellen sich auf angespülte Leichenteile und Schutt ein
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Seattle/Washington DC - Der Abfallberg nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami am 11. März 2011 in Japan könnte schon in wenigen Wochen die Küste Hawaiis erreichen. Spätestens bis Jahresende werden Tonnen von Trümmern an der US-Pazifikküste erwartet. Experten schätzen die gesamte Abfallmenge, die ins Meer geschwemmt wurde, auf 20 bis 25 Mio. Tonnen. Zwischen zwei und drei Mio. Tonnen dieser Trümmer schwimmen noch immer im Pazifik - und sie verteilen sich immer weiter.

Ein Großteil des Abfalls - vor allem schwerere Teile wie etwa Fahrzeuge - sind bereits vor der Küste Japans versunken. Zahlreiche Meeresforscher von Umweltorganisationen gehen davon aus, dass in den kommenden Monaten die Hawaii-Inseln sowie die Westküste der USA und Kanadas erste Müllteile angespült werden. Die Wissenschaftler arbeiten an Modellen, die aktuelle Meeres- und Windströmungen miteinbeziehen und damit die Ausbreitung des Mülls vorhersagen sollen.

Bomb

Anschlag erschüttert Istanbuler Regierungsviertel

Die Hintergründe sind noch nciht geklärt: Ein Anschlag hat das Regierungsviertel von Istanbul erschüttert.

Eine Explosion hat am Montag das Regierungsviertel in der türkischen Hauptstadt Ankara erschüttert. Mindestens ein Mensch sei verletzt, berichteten türkische Medien. Nach ersten Informationen sei unweit des Büros von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sowie nahe des Obersten Gerichtes eine Übungsgranate gezündet worden. Die Hintergründe waren unklar. Erst in der vergangenen Woche war in Istanbul ein Bombenanschlag verübt worden, bei dem 15 Polizisten und ein Passant in der Nähe eines Büros der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP verletzt wurden.

Laptop

Sicherheitschaos bei der NASA: Gestohlene ISS-Zugangscodes, "48 verloren und gestohlene Laptops" und 5.408 Hackerangriffe

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Washington/ USA - In einem aktuellen Bericht zur Cybersicherheit offenbart der Generalinspekteur der US-Raumfahrtbehörde NASA gravierende Sicherheitsprobleme der dortigen hochsensiblen Computersysteme. Durch den Diebstahl und Verlust mobiler Computereinheiten auf welchen unter anderem sensible Zugangscodes der Internationalen Raumstation ISS hinterlegt waren und durch erfolgreiche Hackerangriffe von angeblich chinesischen IP-Adressen aus, hätten Hacker 2011 zeitweise "vollständig funktionale Kontrolle" über Schlüsselsysteme und Hauptcomputer wichtiger NASA-Institutionen gehabt.

Wie Paul K. Martin in seinem Bericht an verschiedene Regierungskomitees (House Committee on Science, Space and Technology's Subcommittee on Investigations and Oversigh) erklärt, hätten sich Hacker 2011 Zugang zu den Rechnern des Jet Propulsion Laboratory (JPL) verschafft und so Zugang zu den Accounts von einigen der wichtigsten JPL-Personengruppen gehabt. Alle Angriffe, so der Inspekteur weiter, seien auf IP-Computeradressen in China zurückverfolgt worden. Seither, so beschwichtigt die NASA, habe man jedoch "wichtige Fortschritte in der Sicherung der eigenen IT-Systeme gemacht", zitiert die BBC.

Laut Martin hatten die Cyber-Angreifer zeitweise "vollständigen Zugriff" auf die NASA-Systeme und wären somit in der Lage gewesen "wichtige Daten zu modifizieren, kopieren, zu löschen oder sogar eigenen Programme zu installieren und Nutzerdaten zu stehlen und auch andere NASA-Systeme zu beeinträchtigen."

Bizarro Earth

Ausbeutung der Natur: Der Artenschwund geht weiter

Manche Feststellungen hat man schon so oft gehört, dass man sie fast für normal hält. Eine davon kommt alle Jahre wieder zum Internationalen Tag des Artenschutzes, dem 3. März. Und die lautet - von WWF über NABU bis hin zum Bundesamt für Naturschutz - ziemlich unisono: Die Menschheit rottet so viele Tier- und Pflanzenarten aus wie sonst nur die großen Katastrophen der Erdgeschichte. 1,7 Millionen Tier- und Pflanzenarten kennen wir nach Angaben der Umweltschutzorganisation WWF. Nur von etwa 60 000 Arten wisse man genug, um sie überhaupt in eine Gefährdungsstufe einordnen zu können. Und inzwischen sind 20 000 dieser Arten gefährdet oder gar akut vom Aussterben bedroht. »Nach wissenschaftlicher Erkenntnis ist die derzeitige Aussterberate der Arten etwa um mindestens 1000 Mal höher, als sie ohne den Menschen natürlicherweise wäre«, warnt Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland. Anders als bei Nashorn oder Beluga-Stör ist das Aussterben vieler Arten gar nicht mal die Tat illegaler Jäger oder Fischer, sondern ganz unabsichtlicher Kollateralschaden unserer Ausbeutung der Natur.