Jeder kennt das: Der neue Staubsauger, der kurz nach Ablauf der Garantiezeit seinen Geist aufgibt, die Waschmaschine, bei der sich die Reparatur nicht mehr lohnt, weil gleich die ganze Trommel ausgetauscht werden müsste, obwohl nur ein Lager kaputt ist. Steckt da System dahinter?
elektroschrott
© ZDF/Steffen Bayer
Das haben Wissenschaftler am Öko-Institut in Freiburg und der Universität Bonn im Auftrag des Umweltbundesamt versucht herauszufinden. In der ersten bundesweiten Studie zur Haltbarkeit von Elektrogeräten wurden unter anderem Fernseher, Notebooks, Drucker und Haushaltsgroßgeräte untersucht. Ein Ergebnis: Viele Haushaltsgeräte werden heute deutlich schneller durch ein neues Gerät ersetzt als noch vor zehn Jahren. Waschmaschinen gehen neun Monate früher kaputt, Wäschetrockner müssen 2,8 Jahre früher ersetzt werden, weil das Gerät defekt ist und bei Gefriergeräten ist sogar schon 3,1 Jahre früher ein neues Gerät fällig. Besonders auffällig findet Studienleiter Siddharth Prakash, dass immer mehr Geräte kaputt gehen, die noch nicht einmal fünf Jahre alt sind. Das Umweltbundesamt veröffentlicht die Studie am Montag. Der ZDF-Umweltredaktion liegt sie bereits vor.

Unternehmen planen kurze Lebensdauer

Dass die Industrie gezielt Schwachstellen, sogenannte Sollbruchstellen, einbaut, konnten die Wissenschaftler nicht nachweisen. Die Praxis in den Unternehmen sehe jedoch so aus, dass Hersteller die Lebensdauer ihrer Produkte planen. "Das Kernprinzip lautet, Produkte so zu gestalten, dass sie so lange wie nötig, aber nicht so lange wie möglich halten", heißt es in der Studie. Diese Information ist den Verbrauchern aber in der Regel nicht bekannt. Die Folge: Gerade im Billigsegment gehen viele Produkte sehr schnell kaputt.

Dass Dinge nur für eine kurze Nutzung konstruiert werden, beobachtet Stefan Schridde von der Verbraucherinitiative "Murks - nein Danke" schon seit langem. Belege hat er viele gesammelt: Kaffeemaschinen, die verklebt und nicht verschraubt sind, elektrische Zahnbürsten, die weggeworfen werden müssen, weil der Akku nicht gewechselt werden kann, Drucker, die Fehlermeldungen senden, obwohl es überhaupt keinen Defekt gibt.

Als Betriebswirt hat Schridde früher selbst in der Wirtschaft gearbeitet. Er ist ausgestiegen und hat eine Bürgerbewegung im Internet gegründet. Seine Vision: Durch den Druck der Verbraucher soll die Industrie gezwungen werden, Dinge nachhaltiger herzustellen. Viele Firmen scheinen daran kein Interesse zu haben.


Kommentar: Natürlich nicht, weil sie von den Neukaufen leben.


Aus ökologischer Sicht ist die kurze Haltbarkeit von Elektrogeräten sehr problematisch. Schadstoffe und Treibhausgase belasten Umwelt und Klima. In allen untersuchten Produktgruppen, Fernsehern, Notebooks und Haushaltsgroßgeräten, sind kurzlebige Geräte für die Umwelt deutlich schlechter als Geräte mit langer Nutzungsdauer. Beispiel Waschmaschine: Über einen Betrachtungszeitraum von 20 Jahren verursacht eine langlebige Waschmaschine 1.100 Kilogramm weniger C02 als kurzlebige Modelle, die Einsparung liegt bei 40 Prozent. Dabei ist die bessere Energieeffizienz der neueren Geräte schon mitberücksichtigt. Ein Grund: Herstellung, Transport und Entsorgung von kurzlebigen Modellen wirken sich negativ auf die Klimabilanz aus. Es lohnt sich also meist, Geräte möglichst lange zu nutzen und sie bei einem Defekt auch reparieren zu lassen.


Hersteller erschweren Reparaturen

Doch nicht alles kann überhaupt repariert werden. Oft werden nur deshalb neue Geräte gekauft, weil es keine Ersatzteile mehr gibt oder die Ersatzteile zu teuer sind. Manche Produkte werden unbrauchbar, weil zum Beispiel kein Software-Update am alten Gerät möglich ist oder die Schnittstellen von Hard- und Software nicht mehr kompatibel sind. Oder die Geräte sind so konstruiert, dass ihr Design keine einfache und schnelle Reparatur zulässt. Zum Beispiel iPhones: Sie können nur mit Spezialwerkzeug geöffnet werden und der Akku kann vom Benutzer selbst nicht getauscht werden. Gegen solche Konstruktionen könnte die Politik etwas tun. Die "Ökodesignrichtlinie" der EU kann Mindestanforderungen an Qualität und Haltbarkeit von Geräten vorschreiben. In der Praxis passiert das selten. Der SPD-Politiker Jo Leinen beobachtet die Diskussion seit langem. Seit 1999 ist der ehemalige saarländische Umweltminister Abgeordneter im EU-Parlament, seit 2004 Mitglied des EU-Umweltausschusses.


Kommentar: Bei Apple ist auch nicht alles "grün" wie bei einem Apfel, sondern da wird mehr für den Style gezahlt:
  • Die Wirklichkeit ist noch schlimmer als die Statistiken: Mit dem Kauf eines Apple-Geräts unterstützen Sie Kinderarbeit, Krankheit und Tod



Doch nicht nur Industrie und Politik sind gefragt, sondern auch die Verbraucher mit ihrem Konsumverhalten. Denn auch das hat das Ökoinstitut herausgefunden: Viele alte Smartphones werden nur deshalb ersetzt, weil es etwas Neueres, Schickeres oder Cooleres auf dem Markt gibt und mehr als jeder zweite Fernseher wird einfach weggeworfen, obwohl er noch funktioniert.

Etwa 1,8 Millionen Tonnen Elektroschrott produzieren allein die Deutschen jedes Jahr. Nur etwa ein Drittel des europäischen Elektromülls findet den Weg in offiziellen Recyclinganlagen und selbst dort können manche Wertstoffe wie seltene Metalle überhaupt nicht zurückgewonnen werden. Nach wie vor landet auch europäischer Elektromüll in Afrika oder Asien, illegal als angebliche Second Hand Ware entsorgt.