Evil - böse
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Die Brutalität des Jungen überrascht selbst das „alte“ Verbrechermilieu. Nun steht der 14-jährigen Edgar Lugo alias „El Ponchis“, der zum Symbol für die Barbarei des Drogenkriegs wurde, in Cuernavaca vor Gericht.

Mexiko City. „Immer wenn wir glauben, alles gesehen zu haben, kommt noch Schrecklicheres nach“, sagte ein mexikanischer Nachrichtensprecher im Dezember. Damit meinte er den 14-jährigen Edgar Jiménez Lugo alias „El Ponchis“, der zum Symbol für die Barbarei des mexikanischen Drogenkriegs wurde und in Cuernavaca vor dem Jugendgericht steht.

Er ist Opfer und Täter: Opfer, weil er von Erwachsenen zu seinen Taten angestiftet wurde; Täter, weil sie ihm Spaß machten. „El Ponchis“ wurde im Dezember auf dem Flughafen von Cuernavaca verhaftet. Er wollte ins nordmexikanische Tijuana reisen, begleitet von zwei seiner Schwestern. Ein anonymer Anrufer alarmierte die Polizei: Er habe am Gate jenen Jungen wiedererkannt, von dem im Web Fotos und Videos zirkulierten. Darauf sieht man, wie er mit Maschinengewehren posiert. Wie er einen Gefangenen auspeitscht und ihm lachend Verbrennungen zufügt. Eine Armeeeinheit nahm das junge Trio fest. Auf dem Handy von El Ponchis stießen die Soldaten auf selbst gedrehte Videos mit Folterszenen.

Einige Wochen zuvor hatte die Polizei ein zum „Kartell des Südpazifiks“ gehörendes Killerkommando verhaftet. Die Mörder erzählten von einem Vierzehnjährigen, der mit ihnen zusammenarbeite - und dessen Brutalität sogar sie selbst überrascht habe.

Zerrüttete Familie, Schulabbruch

Die Ermittler wussten nicht, ob sie die Geschichte als Urban Legend aus dem Verbrechermilieu abtun sollten - bis im Internet die ersten Filme auftauchten.

Die Biografie des halbwüchsigen Killers ähnelt der von hunderttausend anderen Jungen aus Mexikos Unterschicht: zerrüttete Familie, Schule abgebrochen. Herumlungern, ältere Freunde treffen, Drogen nehmen. El Ponchis wird im kalifornischen San Diego geboren und ist daher mexikanisch-amerikanischer Doppelbürger. Noch als kleines Kind bringt ihn sein Vater nach Cuernavaca, wo er bei seiner Oma aufwächst. Als Siebenjähriger fliegt er von der Schule, weil er ein Mädchen zusammenschlägt. „Er hatte eine Tendenz zum Bösen“, sagt einer seiner Lehrer. Mit elf beginnt er, für das organisierte Verbrechen zu arbeiten, erst als Drogenkurier. Dann tritt er dem „Kartell des Südpazifiks“ bei.

Journalisten erzählt er: „Ich habe vier Leuten die Kehle durchgeschnitten und sie enthauptet. Zwei davon habe ich zerstückelt. Die Anführer gaben mir Drogen und zwangen mich. Sie sagten, sie würden mich sonst töten.“ Für jeden Mord bekam er 2500 Dollar.

Ihm drohen drei Jahre Haft. Eine Neuropsychologin der Nationalen Autonomen Universität Mexiko sagt, er sei ein unheilbarer Psychopath, der wohl als Kleinkind missbraucht worden sei. Eine Jugendrichterin betont, der Fall sei zwar wegen seiner Brutalität extrem. Aber man dürfe nicht vergessen, dass in Mexiko jeder Dritte, der als Mitglied eines Kartells verhaftet wird, minderjährig sei.