Wie das Team um die Biologin Bettina Ohse von der Universität Leipzig und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) aktuell im Fachjournal Functional Ecology berichtet, stellt der Rehverbiss der schmackhaften Knospen ein großes Risiko für das Wachstum junger Bäume dar: „Mit Glück braucht das angefressene Bäumchen nur ein paar Jahre länger zum Wachsen als seine nicht verbissenen Artgenossen, hat es Pech, wird aus ihm ein Krüppelbaum, oder es muss nach mehreren Jahren den Überlebenskampf aufgeben. So können Rehe schnell viel Schaden anrichten und die Verjüngung von Beständen vieler Laubbaumarten erschweren.“
Wie die Forscher jetzt aber herausgefunden haben, setzten sich Bäume gezielt gegen diese Reh-Gefahr zur Wehr. Die Studien an jungen Buchen und Bergahornen zeigen, dass Bäume genau erkennen, „ob ein Ast oder eine Knospe gezielt durch ein Reh abgeknabbert wurde - oder nur zufällig durch einen Sturm oder eine andere mechanische Störung abgerissen wurde.“

Anders sieht es hingegen aus, wenn ein Ast oder eine Knospe lediglich abbricht. In diesem Fall kurbelt der Baum weder seine Produktion des Signal-Hormons Salizylsäure noch die der Gerbstoffe an - bildet aber stattdessen vor allem Wund-Hormone.
„Im Anschluss an diese erste Grundlagenforschung wäre es interessant, auch weitere Baumarten auf ihre Abwehrstrategien gegenüber Rehen zu untersuchen“, so die Forscherin abschließend. „Würden sich hier einige als von Natur aus wehrhafter herausstellen, könnten diese möglicherweise in Zukunft in den Wäldern mehr gefördert werden.“
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