Jens Spahn
© www.globallookpress.com Kay Nietfeld / dpaDer geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist hier am 3. November bei einer Pressekonferenz in Berlin zu sehen.
Seit Wochen wird über die dritte Impfung, also den "Booster" debattiert. Nun soll allen empfohlen werden, was anfänglich lediglich geimpften Senioren und immungeschwächten Menschen galt. Die dritte Impfung gegen das Coronavirus zur Auffrischung solle ein halbes Jahr nach einer zweiten Impfung folgen.

Alle, die vor mindestens sechs Monaten vollständig gegen SARS-CoV-2-Virus geimpft worden wären, sollen nun eine Auffrischungs-Impfung angeboten bekommen. Darüber sind sich nun der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und die Ärzteverbände einig. Zunächst sollen Ältere, medizinisches Personal und Personen mit Vorerkrankungen einen sogenannten "Booster" erhalten. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfverstärkung unter anderem vorerst jedoch ab 70 Jahren Lebensalter.

Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erklärte der Leipziger Epidemiologe Markus Scholz:
"Die geimpften Risikogruppen sind jetzt wieder gefährdet, da muss man aufpassen."
Deshalb brauchen Menschen über 70 Jahre jetzt dringend einen "Booster", und auch für alle anderen sei eine solche Auffrischung sinnvoll, so der Epidemiologe weiter. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts hatten sich bislang bereits mehr als 2,3 Millionen Menschen in Deutschland für eine dritte Impfung gegen das Coronavirus entschieden.

Am Freitag setzten die Gesundheitsminister der Bundesländer mit dem Bundesgesundheitsminister als ständigem Gast in Lindau am Bodensee ihre Beratungen über Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung fort. Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz der Bundesländer (GMK), turnusmäßig Bayerns Ressortchef Klaus Holetschek (CSU), sprach sich ebenfalls für die dritte Spritze aus. Man habe sich verständigen können, die Auffrischungsimpfungen "in einer größeren Art und Weise" durchführen zu können. Daten aus Israel belegten, dass es möglich sei, mit diesem Mittel die Corona-Welle zurückdrängen zu können. Es müsse aber gewährleistet werden, dass zwischen den Impfterminen für die zweite und die dritte Impfung sechs Monate vergangen wären.

In Israel wird seit August die "Booster-Spritze" verabreicht. Nach offiziellen Angaben hätten bereits vier von neun Millionen Israelis ihre dritte Impfung erhalten. In der Altersgruppe der 60- bis 90-Jährigen seien es sogar 80 Prozent. Dass die "Booster-Kampagne" so schnell angelaufen war, könnte vor allem einen Grund haben: In Israel genügt eine Zweifach-Impfung, bei der der zweite Termin bereits länger als sechs Monate zurückliegt, nicht mehr für einen offiziell verordneten gültigen sogenannten "Grünen Pass". Fehlt er, gibt es keinen Zutritt etwa ins Restaurant oder Kino ohne einen aktuellen Corona-Test, der auch in Israel für alle Bewohner ab zwölf Jahren mittlerweile kostenpflichtig ist. Erst mit einer dritten Dosis wird ein "Grüner Pass" gültig.

In Deutschland gilt bislang immer noch, dass man zwei Dosen der bedingt zugelassenen Impfstoffe von BioNTech/Pfizer, Moderna oder AstraZeneca braucht, um als "vollständig geimpft" zu gelten. Beim Impfstoff von Johnson & Johnson genügt eine Dosis. Das digitale Impfzertifikat hat derzeit hierzulande eine Gültigkeitsdauer von 12 Monaten. Ob diesbezüglich bald etwas geändert werden soll - wie etwa nach dem Vorbild in Israel - bleibt abzuwarten.