Das Kind der GesellschaftS


Brick Wall

Antike Mauer in Pompeji stürzt ein

Ein Weltkulturerbe bröckelt: In Pompeji sind nach heftigen Regenfällen erneut Steine von einer antiken Mauer gebrochen. Schon 2010 waren ganze Häuser der vor 2000 Jahren verschütteten Stadt eingestürzt. Für Kritiker ist auch die verfehlte Kulturpolitik von Silvio Berlusconi Schuld an dem Verfall.
Steinmauer, pompey
© APSchutthaufen vor Steinmauer in Pompeji: Es fehlt Geld für den Schutz der Stadt

Rom - In der archäologischen Welterbe-Stätte Pompeji bei Neapel bröckelt eine antike Mauer: In der Nähe des Steintors "Porta die Nola" sind nach Regenfällen und Überschwemmungen Steine von der rund zwei Meter hohen Mauer in der Nacht zu Samstag eingestürzt, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet. Mehrere Kubikmeter Schutt seien alles, was von dem Bauwerk übriggeblieben sei. Die Polizei sperrte das Gebiet um die Trümmer vorsorglich ab.

Bereits im vergangenen Jahr waren mehrere Gebäude der zwei Jahrtausende alten, bedrohten Ausgrabungsstätte eingestürzt, darunter die "Schola Armaturarum". In diesem Fresken-Haus hatten sich im Alten Rom einst Gladiatoren auf ihren Kampf vorbereitet.

Pompeji gehört seit 1997 zum Weltkulturerbe der Unesco. Rund drei Millionen Menschen besichtigen die Ruinen jedes Jahr - ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region. Doch der Verfall führt dazu, dass immer mehr Bereiche abgesperrt werden müssen. Vor allem die Kulturpolitik Silvio Berlusconis ist in den Augen vieler Kritiker dafür verantwortlich, dass die antike Stadt weiter zerfällt.

Che Guevara

"Occupy Frankfurt" trotzt der Kälte

Für das Wochenende hat die "Occupy-Bewegung" erneut Proteste angekündigt. Einige campen sogar dauerhaft im Bankenviertel von Frankfurt am Main. Doch es wird langsam kalt, und ein konkretes Programm gibt es nicht.

occupy frankfurt
© picture alliance / dpa
Um kurz nach neun Uhr morgens liegt noch der Tau auf dem Rasen. Die meisten der rund 70 bunten Zelte im Park mitten im Frankfurter Bankenviertel sind verschlossen. Deren Bewohner schlafen offenbar noch. Doch vor dem großen weißen Küchenzelt warten schon die ersten Frühaufsteher auf Kaffee. Hinter zwei aneinandergestellten Campingtischen steht Luc, Student aus Kanada, eine große Thermoskanne in der Hand. "Ich bin gerade als Backpacker in Europa unterwegs. Am Samstag vor zwei Wochen war ich in Bern und bin nach Frankfurt getrampt." Seither steht Luc von morgens bis abends in der Küche und versorgt seine rund 100 Mitstreiter mit Kaffee und Essen. "Es ist so: Wenn genug Zutaten da sind, gibt es was zu essen. Brot und Aufschnitt gibt es den ganzen Tag, und was Warmes gibt es, wann immer wir es fertig haben."

occupy frankfurt
© DWUnterstützung für die Demonstranten: Immer wieder spenden Passanten Lebensmittel
Das Küchenzelt steht direkt neben dem riesigen blauen Euro-Symbol vor der Europäischen Zentralbank. Es ist umstellt mit handgemalten Transparenten. "Revolution jetzt", steht in roten Buchstaben auf einem gewellten Pappschild, an dem der Regen der vergangen Tage nicht spurlos vorüber gegangen ist. Ein Mann mittleren Alters reicht Luc vier Tüten Äpfel über die Theke, nickt dem jungen Aktivisten freundlich zu: "Die habe ich gekauft, weil ich mich mit denen, die hier seit Tagen demonstrieren, solidarisieren möchte." Luc strahlt, trägt die Äpfel in die Vorratsecke zu Mehl, Grillwürstchen und Marmelade - ebenfalls Spenden von mitfühlenden Frankfurtern.

Calculator

Anonymous ist im Besitz von 600.000 Datensätzen von Tiroler Krankenkasse

Innsbruck. Der Österreichableger von Anonymous, AnonAustria, besitzt nach eigenen Angaben 600.000 Datensätze der Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK). In der Nacht auf Mittwoch veröffentlichte die Gruppe die Daten von Schlagersänger Hansi Hinterseer, Schauspieler Tobias Moretti und Skifahrerin Nicole Hosp. AnonAustria betonte auf ihrem Twitter-Account, dass sie die Daten nicht durch einen Hack erhalten hätten, sondern "zufällig darüber gestolpert seien".

Die TGKK versuchte am Mittwoch, die Herkunft der Datensätze zu klären. Obmann Michael Huber schloss aus, dass Krankengeschichten gehackt worden sein könnten. Die doppelte Firewall der TGKK sei "nicht geknackt" worden, betonte Huber.

Es könnte sich um Datensätze handeln, die die Krankenkasse monatlich an Vertragspartner wie zum Beispiel Ärzte oder das Rote Kreuz weitergebe. Mit diesen Daten könne überprüft werden, ob jemand tatsächlich versichert sei. Nicht enthalten seien dabei Aufzeichnungen über Erkrankungen der 550.000 TGKK-Versicherten, so Huber.

Der Direktor der TGKK, Heinz Hollaus, berichtete am Vormittag von Anrufen Versicherter, die ihre E-Card sperren lassen wollten. Auf der E-Card seien aber "keinerlei sensible Daten gespeichert". Sie diene lediglich dazu, beim Vertragspartner einen Leistungsanspruch nachzuweisen, betonte der Direktor.

Attention

Kritik an kürzlicher Studie zum Rückgang von sexuellen Übergriffen - Pädophile geben sich in Foren als Gleichaltrige aus

De Vries
© UnbekanntCornelia de Vries, Diplom Sozialpädagogin
Frage: Frau de Vries, Sie kritisieren eine vor kurzem veröffentlichte Studie, die zu dem Ergebnis gekommen ist, dass es einen Rückgang bei sexuellen Übergriffen auf Kinder und Jugendliche gibt. Warum?

De Vries: Zum einen stellen wir in Frage, ob die Zahl sexueller Übergriffe überhaupt anhand eines Fragebogens, wie er in der Studie angewandt wurde, ermittelt werden kann. Die Fragen, die gestellt wurden, können retraumatisierend wirken. Wenn ein betroffenes Mädchen beispielsweise unverblümt gefragt wird, ob ein Mann sein Glied in ihren Mund geschoben hat, wird sie darauf womöglich gar nicht antworten können. Zum anderen wird in der Studie nur nach Tätern gefragt, die über fünf Jahre älter sind, als das Opfer. Unsere Erfahrungen jedoch zeigen, dass sexualisierte Gewalt zunehmend unter Gleichaltrigen stattfindet - diese Taten fallen aus dieser Studie vollkommen raus. Wenn ein Mädchen von ihrem vier Jahre älterer Bruder sexualisierte Übergriffe erleben muss, wird dies nicht erfasst.

Frage: Das heißt also, dass Sie den Rückgang aus Ihrer Arbeit nicht bestätigen können?

De Vries: Dass der Missbrauch generell rückläufig ist, können wir absolut nicht bestätigen. Die Beratungsanfragen in der direkten Beratung sind konstant geblieben. Es ist zudem eine neue Form hinzugekommen, die in dieser Studie völlig außer Acht gelassen worden ist. Im Rahmen unserer Präventionsveranstaltungen „Chatten - aber sicher?!“ in Schulen erreichten uns allein im letzten Jahr 380 Meldungen über sexualisierte Übergriffe im Netz, Cybermobbing und Übersendung pornografischer Bilder.

Ambulance

Studie stellt Missstände in der Versorgung bei psychischen Erkrankungen fest

Dresdner Wissenschaftler untersuchen erstmals Verbreitung und Behandlung von psychischen Krankheiten in der EU
Psych. Krankheit
© dapd

Dresden. Psychische Störungen sind in Europa zur größten gesundheitspolitischen Herausforderung des 21. Jahrhunderts geworden. Dies offenbart eine wissenschaftliche Studie, die von Dresdner Psychologen wie Prof. Frank Jacobi erarbeitet wurde.

Die Autoren stellen zudem dramatische Missstände in der Versorgung fest. Weniger als ein Drittel aller Betroffenen wird überhaupt behandelt, oft nicht fachgerecht. Denn Minimalforderungen werden in Behandlungsleitlinien dokumentiert. Für die Krankheit Depression können sie Betroffene oder Angehörige nachlesen unter www.depression.versorgungsleitlinien.de. Rechnet man die neurologischen Erkrankungen noch dazu, ist das "wahre" Ausmaß der gesellschaftlichen Belastung noch deutlich höher.

Die Ergebnisse (veröffentlicht in European Neuropsychopharmacology) basieren auf einer über drei Jahre durchgeführten Studie und beziehen sich auf alle 27 EU Staaten sowie die Schweiz, Island und Norwegen mit einer Gesamt-Einwohnerzahl von 514 Millionen Menschen. Es wurden über 100 unterschiedliche psychische und neurologische Krankheitsbilder berücksichtigt. Damit ist dies die weltweit erste Studie, die ein nahezu vollständiges Spektrum von psychischen und neurologischen Störungen umfasst.

Heart - Black

13-Jährige stirbt an Folgen von Masern

Köln. Ein 13-jähriges Mädchen ist an den Folgen der Masern gestorben. Das Kind litt an subakuter sklerosierender Panenzephalitis (SSPE), teilt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) auf seiner Homepage mit.

Eine SSPE kann als Spätfolge einer Masernerkrankung auftreten und gilt als unheilbar.

Die Maserninfektion der Toten sei von einem 11-jährigen Jungen ausgegangen, der 1999 mit unspezifischen Beschwerden beim Arzt war und bei dem sich erst am Folgetag die typischen Masernsymptome zeigten.

Insgesamt hatte dieser Junge, dessen Eltern die Masernimpfung ablehnten, in der Praxis sechs weitere Kinder mit Masern infiziert, darunter drei Säuglinge.

Yoda

Anonymous als Kinderporno-Jäger und werden dafür gerügt

Hacker prangern knapp 1.600 Nutzer einer Kinderporno-Webseite online an. Vorgehen wird heftig kritisiert.
v, masken, guy fawkes
© unbekannt

Anonymous-Aktivisten haben einen Online-Pranger für 1.589 Kunden einer Kinderporno-Webseite erstellt. In einer Datenbank werden Nicknames, teilweise Klarnamen, Wohnadressen und E-Mail-Adressen von Personen aufgelistet, die sich auf der Webseite "Lolita City" registriert hatten. Lolita City hostet laut Anonymous ca. 100 Gigabyte an pornografischem Material. Hinter der Webseite soll das Unternehmen Freedom Hosting stehen, die laut einem auf Pastebin veröffentlichten Dokument über 40 einschlägige Online-Angebote betreut. Die Hacker versuchten in einer "Operation Darknet", Links bei Freedom Hosting zu entfernen und forderten den Betreiber zur Einstellung seiner Tätigkeiten auf. Freedom Hosting weigerte sich.

Entgegen sonstiger Anonymous-Aussendungen wurde die Operation Darknet nicht über bekannte Twitter-Konten der Hackertruppe verbreitet. Dabei kommt wieder einmal die Tatsache zum Vorschein, dass es sich bei Anonymous um ein führungsloses Kollektiv handelt. Einzelne Hacker können - und konnten - eigenständige Aktionen unter dem Deckmantel der Gesamtbezeichnung durchführen.

Network

Rache für Staatstrojaner: Hacker greifen Website von Hans-Peter Uhl an

Wie Du mir, so ich Dir: Hacker haben die Internetseite des CSU-Bundestagsabgeordneten Hans-Peter Uhl lahmgelegt. Offenbar machte ihn seine Verteidigung des Staatstrojaners zum Ziel der Aktivisten.
hans-peter uhl
© Deutscher Bundestag/Lichtblick/Achim MeldeHans-Peter Uhl (CSU)

Am Donnerstagnachmittag erschien beim Aufrufen der Homepage www.uhl-csu.de von Hans-Peter Uhl (CSU) nur noch ein schwarzer Bildschirm, auf dem die Hacker auf Englisch unter anderem das Motto des Hackernetzwerks Anonymous hinterlassen hatten.

Zu sehen war weiter der Mitschnitt einer Rede, die Uhl am Mittwoch in einer Bundestagsdebatte zum Einsatz des sogenannten Staatstrojaners gehalten hatten. Darin hatte Uhl den Einsatz der Überwachungssoftware mit den Worten verteidigt: „Die Computer der Kriminellen werden immer ausgetüftelter, sie werden immer raffinierter.“ Uhl hatte zudem gewarnt: „Es wäre schlimm, wenn unser Land am Schluss regiert werden würde von Piraten und Chaoten aus dem Computerclub. Es wird regiert von Sicherheitsbeamten, die dem Recht und dem Gesetz verpflichtet sind.“


Kommentar: Man könnte auch schreiben: Es wird von Psychopathen und Paranoiden regiert und jeder ist verdächtig.


Magnet

Angst-Produktion: Unter palästinensischen Gefangenen sind viele Terroristen

Unter den 477 von Israel freigelassenen Häftlingen sind viele Terroristen und Schwerverbrecher, die ihren Kampf fortsetzen

Aber auch "kleine Lichter" sind nun frei, die Militärrichter zu unverhältnismäßig hohen Gefängnisstrafen verurteilten

Tel Aviv

Die Bombe wog zehn Kilogramm, versteckt war sie in einem zusätzlich mit Nägeln und Schrauben gefüllten Gitarrenkoffer. Der Täter wartete eine Viertelstunde auf der Straße, genau wie ihm gesagt worden war. Dann betrat er das gut besuchte Pizzarestaurant im Stadtzentrum von Jerusalem und zündete den Sprengsatz. 15 Gäste wurden getötet, 130 Menschen verletzt. Augenzeugen berichteten von einem Bild unvorstellbaren Grauens: Abgetrennte Körperteile hätten auf der Straße gelegen, Kinderkörper seien von der Wucht der Explosion durch die berstenden Scheiben geschleudert worden. Einige der schwarzen Leichensäcke, die bald in einer ordentlichen Reihe vor der Sbarro-Pizzaria lagen, waren unerträglich klein. Unter den Toten waren sieben Kinder und eine schwangere Frau.

Das war kein Zufall, sondern das "Verdienst" von Ahlam Tamimi. Die damals 20 Jahre alte Palästinenserin hatte das Ziel für den Anschlag sorgfältig ausgesucht. Sie wusste, dass an diesem 9. August des Jahres 2001 in Israel Schulferien waren und das günstige Restaurant zur Mittagszeit deshalb von besonders vielen Familien besucht werden würde.

Che Guevara

Die Propaganda wirkt wohl nicht so wie geplant: Warnung auf Zigarettenschachteln schreckt nicht mehr ab

Die Wirkung von Warnhinweisen auf Zigarettenpackungen lässt mit der Zeit nach. Dies zeigt eine Studie im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit. Auch die abschreckenden Bilder, die seit 2010 zusätzlich auf jedem Päckli zu sehen sind, stoppten den Trend nicht.
Tabakladen
© keystone35 Prozent der Raucher kümmert die Warnhinweise auf den Zigipäcklis überhaupt nicht.

Im Jahr 2006 gaben 37 Prozent der befragten Rauchenden an, die schriftlichen Warnhinweise auf den Zigarettenpackungen «immer» oder «häufig» zu beachten. Im Jahr 2010 waren es nur noch 26 Prozent, wie die Zahlen des Tabakmonitorings zeigen, welche die Neue Zürcher Zeitung publik machte.

Gleichzeitig nahm der Anteil der Rauchenden, welche die Warnhinweise nie beachten, zu - von 27 Prozent im Jahr 2006 auf 35 Prozent im Jahr 2010. Grundsätzlich stellte die Studie fest, dass tägliche Raucher die Warnhinweise weniger oft anschauen, als Personen, die nicht jeden Tag rauchen.

Weiter wurde untersucht, wie stark die schriftlichen Warnhinweise bei Raucher zu Verhaltensänderungen führen. Auch hier zeigt der Trend nach unten: Im Jahr 2006 gaben 12 Prozent an, aufgrund der Hinweise weniger zu rauchen, im Jahr 2010 waren es nur noch 8 Prozent.