Die in der Neuen Volksfront zusammengeschlossene Linke ging aus der zweiten Runde der Parlamentswahlen am Sonntag als Sieger hervor, vor dem Block Ensemble und der drittplatzierten Rassemblement National. Am Wahlabend kam es zu Demonstrationen und Randale linker Demonstranten.© AFP EMMANUEL DUNAND / AFPDemonstranten am Wahlabend nach den ersten Ergebnissen der zweiten Runde der französischen Parlamentswahlen auf dem Place de la Republique in Paris am 7. Juli 2024
Der gestrige Wahlabend sorgte in Frankreich für den Überraschungssieger des Nouveau Front Populaire (NFP), dem Linksbündnis, dies jedoch nach Auszählungen ohne die benötigte Mehrheit zum Regieren. Überraschender Zweitplatzierter und damit potenzieller Koalitionspartner ist das Mitte-Lager von Staatspräsident Emmanuel Macron.
Unerwartet, nach einem souveränen Erstrundensieg, landete das Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen nur auf Platz Drei. Das Ergebnis sorgte einerseits für Partylaune auf den Straßen, jedoch wie befürchtet auch für Randale, Plünderungen und Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei.
Beim zweiten Durchgang der französischen Parlamentswahl ging die angekündigte Wahltaktik der Linken, der Nouveau Front Populaire (NFP), und dem Mitte-Lager von Präsident Emmanuel Macron voll auf. Die beidseitige Absprache, die am Ende mehr als 200 Bewerber einer Kandidatur vor der zweiten Runde zurückziehen, sorgte für die hohe Wahlbeteiligung von 66,6 Prozent. Die Franzosen kamen dabei der Aufforderung nach, somit die prognostizierten Siegeschancen des eindeutigen Erstrundensiegers Rassemblement National (RN) zu verhindern.
Den vorläufigen Schätzungen der Ergebnisse des zweiten Wahlgangs zufolge verfügt die linke Neue Volksfront mit 172 bis 192, laut
Le Monde am frühen Morgen 182, gewählten Abgeordneten über eine relative Mehrheit in der Nationalversammlung. Für den knapp dahinterliegenden Präsidentenblock wären es 162 Abgeordnete. Die RN und ihre Verbündeten erhalten zwischen 138 und 145 Sitze in der Nationalversammlung, während es nach dem ersten Wahlgang noch bis zu 280 prognostizierte Sitze waren. Französische Medien resümierten:
"Die 'republikanische Front' hat gesiegt"Die absolute Mehrheit von 289 Sitzen haben alle Parteien deutlich verfehlt. Der frühere Parteichef der linkspopulistischen Partei La France insoumise (LFI), Jean-Luc Mélenchon, erklärte unmittelbar: "Die Neue Volksfront ist bereit zum Regieren". Mélenchon forderte dabei den Rücktritt von Premierminister Gabriel Attal, um klarzustellen:
"Der Präsident hat die Pflicht, den Nouveau Front Populaire zum Regieren aufzufordern."Premierminister Gabriel Attal zog nach der Wahl Konsequenzen und kündigte umgehend an, seinen Rücktritt einzureichen. Die am Ende überraschend eindeutige Wahlverliererin Marine Le Pen
erklärte nach der Niederlage im Fernsehsender TF1:
"Die Flut steigt, diesmal nicht hoch genug, aber sie steigt weiter und deshalb ist unser Sieg nur aufgeschoben."
Kommentar: Siehe hierzu auch: Scholz und Habeck auf Wahlkampftour: Bürger protestieren lautstark