In Sibirien hat es erstmals seit 75 Jahren einen Milzbrand-Ausbruch gegeben. Ein zwölfjähriger Junge und 2300 Rentiere sind gestorben. Ursache könnte der Klimawandel sein.
milzbrand russland
© dpa
Beim ersten Ausbruch von Milzbrand (Anthrax) in Nordsibirien seit 75 Jahren ist ein zwölfjähriger Junge gestorben. Insgesamt seien etwa 70 vermutlich Infizierte in Kliniken gebracht worden, teilten die Behörden in Salechard am Nordpolarkreis am Montag mit. Zudem seien bereits mehr als 2300 Rentiere an dem Erreger gestorben.

Experten aus Moskau stellten in der rund 2000 Kilometer entfernten Region ein Feldlazarett auf und begannen, mehr als 40 000 Rentiere zu impfen.

Jamalo-Nenezki galt seit 1941 als Anthrax-frei. Experten vermuten jedoch, dass die seit über einem Monat herrschenden ungewöhnlich hohen Temperaturen den Permafrost zum Schmelzen gebracht haben, in dem die tödlichen Sporen über mehr als ein Jahrhundert konserviert waren.

Was ist Milzbrand, auch Anthrax genannt?

Milzbrand, auch Anthrax, ist eine bakterielle Infektionserkrankung. Sie kommt unter Tierbeständen in Afrika, Asien, und Teilen Europas vor, menschliche Fälle sind in industrialisierten Ländern hingegen sehr selten. Weltweit kommt es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich zu etwa 2.000 Fällen von Hautmilzbrand.

Der häufigste Weg ist, über Hautkontakt zu infizierten Tieren oder tierischen Produkten, an denen Sporen des Erregers haften. Die Folge ist Hautmilzbrand, der mit Antibiotika gut behandelbar ist. Etwa 95 Prozent der Fälle äußern sich als Hautmilzbrand.

Wird infiziertes und nicht ausreichend durchgegartes Fleisch gegessen, kann die seltene Form des Darmmilzbrandes entstehen. Atmet man Milzbrandsporen ein, können die Sporen zu Lungenmilzbrand führen - ein äußerst seltenes Ereignis, gleichzeitig aber die gefährlichste Form der Erkrankung.

Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung von Anthrax ist äußerst unwahrscheinlich. Behandelt wird in der Regel mit Antibiotika. Einen zugelassenen Impfstoff gibt es in Deutschland nicht.

Mit adäquater Behandlung sterben an Hautmilzbrand weniger als 1 Prozent der Erkrankten, ohne Behandlung etwa 5 bis 25 Prozent. Bei Lungen- und Darmmilzbrand liegt die Sterblichkeit deutlich höher.