Der leitende Mitarbeiter der US-Denkfabrik Cato Institute Ted Galen Carpenter hat in einem Beitrag für die US-Zeitschrift „The National Interest“ die Scheinhelligkeit der US-Militärs kritisiert, die sie angesichts der militärischen Aktivitäten anderer Länder an den Tag legen.
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Die USA werfen Russland und anderen Ländern Provokationen vor, obwohl es ihre Aktivitäten seien, die als provokativ bezeichnet werden können, ist sich Galen Carpenter sicher. Zu oft sei dieses Thema aufgetaucht, schreibt der Verfasser des Artikels: Es werde angenommen, dass alle US-Militäraktionen in der Weltarena nicht nur annehmbar seien — sie dürften auch keinerlei Kritik unterzogen werden.

Bereits während des Krieges in Bosnien hätten die Vereinigten Staaten es für richtig gehalten, eine Flugverbotszone zu erklären. Ähnliche Einschränkungen hätten sie auch im Irak eingeführt. Wenn sich die Staatsführungen dieser Länder aber diesen Einschränkungen widersetzt hätten, „wären es gerade sie gewesen, die die Krise eskaliert hätten", so Carpenter.

Dieselbe Logik werde auch heutzutage eingesetzt. „Die amerikanischen Falken halten Russlands Intervention in Syrien für unerhört, obwohl es nur knapp tausend Kilometer von der südlichen Grenze Russlands entfernt ist und die regierende Familie Assad seit Jahrzehnten politische Kunden von Russland gewesen sind." Alle US-Medien sähen die militärische Einmischung Russlands als höchst unrechtmäßig, während die Einmischung der USA in dem 10.000 Kilometer entfernten Land „nicht nur annehmbar, sondern auch unvermeidlich" erscheine.

Washington habe sich mehrmals beklagt, russische Flugzeuge oder Militärschiffe hätten seine Schiffe im Schwarzen Meer sowie an der Ostsee bedrängt. Dabei sei man sich dessen nicht bewusst, dass Moskau gute Gründe habe, die US-Militäroperationen nahe Russlands Grenzen als Sicherheitsbedrohung wahrzunehmen.

Die USA wollten ihre Militäraktionen selbst in der unmittelbaren Nähe der anderen Großmächte nicht als provokativ einschätzen. Die Patrouillen der US-Kriegsmarine im südchinesischen Meer, das einige Tausende Kilometer von Amerika entfernt sei, würden als ganz normal gesehen, obwohl China vehement gegen diese protestiere. Die chinesischen Marine- und Luftwaffenoperationen, die als Gegenreaktion unternommen würden, würden „gefährlich, provokativ und unannehmbar" genannt.

„Wie würden die Vereinigten Staaten reagieren, wenn sich die Seestreitkräfte einer anderen Macht ohne Einladung in die Gewässer nahe des Küstenmeeres der USA begeben sollten, und das wiederholt trotz Washingtons Einwendungen täten?"

Als kleine iranische Patrouillenboote im August im Persischen Golf einen US-Zerstörer den Weg abgeschnitten habe, worauf der Letztere mit Warnschüssen geantwortete habe, habe das Weiße Haus den Vorfall als eine schreckliche Provokation bezeichnet.

„Niemand schien sich gefragt zu haben, warum es eigentlich seitens der USA nicht provokativ gewesen war, einen schwer bewaffneten Zerstörer in eine Entfernung von 10.000 Kilometern von seinem Heimatland zu steuern, um nur wenige Kilometer vor der iranischen Küste zu operieren", schreibt Carpenter.

Auch werde die Teilnahme Irans an dem bewaffneten Konflikt im benachbarten Syrien verurteilt, wobei die US-amerikanische Intervention als selbstverständlich gelte.

Die US-amerikanische Behörden und Medien müssten begreifen, dass andere Staaten solche Vorgehensweise nicht als freundlich wahrnehmen könnten. „Der selbstgefällige Gedanke ‘Wir sind ja die guten Kerle, sodass nichts von dem, was wir tun, falsch oder provokativ sein kann' ist kurzsichtig und gefährlich", schlussfolgert Carpenter.