Mit Tiefseesonden haben Biologen in den Tiefen des Marianengrabens unbekannte Laute aufgezeichnet, deren Komplexität und Frequenzbreite bislang keinem bekannten Tier zugeordnet werden konnten. Die Forscher selbst vermuten indes, dass es sich um eine bislang unbekannte Gesangsvariation von Bartenwalen handeln könnte.

Geräusch
© Acapulco007/WikimediaSymbolbild
Corvallis (USA) - Wie das Team um Sharon Nieukirk vom Hatfield Marine Science Center an der Oregon State University (OSU) aktuell im Fachjournal „Journal of the Acoustical Society of America“ (DOI: 10.1121/1.4962377) berichtet, bezeichnen sie die 2,5 - 3,5 Sekunden langen Laute zwischen 38 und 8.000 Hertz als “Western Pacific Biotwang”.

Die Laute sind sehr bestimmt, und beinhalten einige merkwürdige Komponenten“, erläutert Nieukirk. Während das niederfrequente Klagen eigentlich typisch für Bartenwale ist, seien die scharfen Laute wirklich ungewöhnlich. „Bislang kennen wir diese von Bartelwalen eigentlich nicht. Am ehesten gleichen die Laute noch dem Gesang von Zwergwalen im Great-Barrier-Riff vor Australien. Der Marianengraben selbst liegt zwischen Japan und Australien und reicht bis in Tiefen von mehr als 11.000 Metern herab.

Aufgezeichnet wurden die Laute von sogenannten akustischen Ozeangleitern - Instrumenten, die monatelang autonom bis zu einer Tiefe von 1.000 Metern die Meere erkunden können.

Zwergwal
© Oregon State UniversityZwergwal.
„Bislang wissen wir erst wenig über die Verbreitung von Zwergwalen in diesen Breitengraden“, erläutert Nieukirk und führt weiter aus: „Diese kleinste Bartenwalart, kommt nur selten an die Oberfläche und hält sich meist in Gegenden auf, in denen unruhiger Wellengang die eindeutige Identifizierung ihres zudem unauffälligen Blas meist schwer fällt. Dafür singen sie aber vergleichsweise häufig, weswegen sie für akustische Studien geeignet sind.“

Trotz der noch vorhandenen bislang unbekannten Komponenten gleiche der Western Pacific Biotwang dennoch einer typischen Gesangsart von Zwergwalen derart, um davon ausgehen zu können, dass auch die noch unbekannten Laute diesen Meeressäugern zugeordnet werden können.

Bislang könne man dies aber noch nicht mit Bestimmtheit sagen - und viele Fragen seien weiterhin offen, erklären die Forscher. So würden Zwergwale die charakteristischen Laute eigentlich nur während ihrer winterlichen Paarungszeit von sich geben. Die mysteriösen Laute konnten jedoch das ganze Jahr über hinweg aufgezeichnet werden: „Sollte es sich um einen Paarungsruf handeln, dann stellt sich die Frage, warum wir diese Laute das ganze Jahr über hinweg hören. Das ist uns ein Rätsel.
Eine Klangbeispiel der rätselhaften Klänge finden Sie HIER
Jetzt wollen die Forscher genauer untersuchen, wie oft während der unterschiedlichen Jahreszeiten diese Laute vorkommen und wie weit sie verbreitet sind. „Das wird allerdings nicht ganz einfach, da man in akustischen Aufzeichnungen eigentlich bestimmte Frequenzbereiche eingrenzt. Tut man dies, schließt man aber automatisch andere und charakteristische Teile des Western Pacific Biotwang aus“, erläutert Nieukirk und führt abschließend weiter aus: „Durch die Veröffentlichung dieser Daten hoffen wir, dass vielleicht andere Forscher die Laute und wir so die Quelle dieser Klänge identifizieren können. Hinzu sind weitere Daten notwendig, darunter auch genetische, akustische und visuelle Identifizierungen dieser Quelle, um die Laute so einer bestimmten Art zuordnen zu können. Derzeit planen wir hierzu eine eigene Expedition. Bislang handelt es sich immer noch um einen wirklich sonderbaren Klang und es benötigt saubere Wissenschaft, diesen auch wirklich erklären zu können.“
GreWi-Kurzgefasst

- Im Marianengraben haben Biologen Laute aufgezeichnet, deren Merkmale sie bislang keiner bekannten Tierart zuordnen können.
- Die Forscher vermuten jedoch, dass es sich um eine bislang unbekannte Variante von Lauten von Zwergwalen handeln könnte.
- Weitere Analysen und eine Expedition soll nun die Quelle der mysteriösen Klänge genau identifiziren.