Das Kind der GesellschaftS


Che Guevara

Proteste in Jemen Blutiger Kampf um Sanaa

Sanaa, die Stadt, die wegen ihrer Schönheit von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurde, erlebt seit Wochen blutige Auseinandersetzungen. Regierungstreue Truppen und die Opposition kämpfen erbittert in den Straßen der Kulturstadt. Auch am Donnerstag starben wieder mehrere Menschen.

Trotz internationaler Friedensappelle eskaliert die Lage im Jemen weiter. Bewohner der Hauptstadt Sanaa berichten, in der Nacht habe es heftige Gefechte zwischen den Regierungstruppen und den Unterstützern der Opposition gegeben, die auch am Donnerstag noch andauerten. Mindestens zehn Menschen kamen dabei ums Leben. Sechs starben bei Auseinandersetzungen von Anhängern und Gegnern von Präsident Ali Abdallah Saleh, wie aus dem Verteidigungsministerium und aus Stammeskreisen verlautete. Vier Zivilisten starben demnach im Kreuzfeuer rivalisierender Einheiten.

Insbesondere rund um den Platz des Wandels vor der Universität, der seit Monaten von der Opposition besetzt ist, habe es Zusammenstöße gegeben. Seit dem Wiederaufflammen der Kämpfe am Sonntag wurden in Sanaa insgesamt 89 Menschen getötet.

Hourglass

Pendler entern ICE nach Ausfall von Regionalexpress

Meuternde Bahnkunden: Ein Zugchef hat in Essen die Polizei gerufen, weil Pendler ohne Ticket in einem ICE mitfahren wollten. Ihr Regionalexpress war ausgefallen.
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© DPAUnzuverlässiger Regionalexpress: Die Bahngäste schnappten sich deshalb einen ICE

Der Zugchef eines ICE hat im Essener Hauptbahnhof die Polizei gerufen, um Fahrgäste mit Regionalticket aus dem Zug werfen zu lassen. Ein Bahnsprecher in Düsseldorf räumte entsprechende Informationen der Neuen Rhein-Zeitung ein. In Dortmund waren gegen acht Uhr morgens scharenweise Pendler in den ICE gestiegen, als ihr Regionalexpress ausgefallen war.

Der Zugchef hatte dann in Essen die Weiterfahrt zunächst verweigert. Die Polizei weigerte sich allerdings ihrerseits, den Zug zu räumen: Weil er nicht überfüllt war und durchaus Zuschläge von den Pendlern hätten nachkassiert werden können.

Che Guevara

Griechenlands Sparspirale führt zu Massenprotest

Politische Lage spitzt sich nach weiteren Spar-Zusagen an die Kreditgeber zu. Taxi- und Busfahrer, Bahn- und S-Bahnführer legten ihre Arbeit nieder. Flugverkehr brach zusammen, weil die Fluglotsen streikten.

Athen. In Athen ging an diesem Donnerstag nichts mehr. Taxi- und Busfahrer, Bahn- und S-Bahnführer legten aus Protest gegen die neuen, noch härteren Sparmaßnahmen der Regierung ihre Arbeit nieder. Weil es nur noch möglich war, mit dem eigenen Auto voranzukommen, waren bald die meisten Straßen überlastet. Auch der Flugverkehr brach zusammen, weil die Fluglotsen streikten. Die Lehrer legten ebenfalls ihre Arbeit nieder.
flughafen
© REUTERS (JOHN KOLESIDIS)
„Sie haben unsere Löhne und Renten gekürzt, und wir haben es hingenommen“, sagte ein 32-jähriger Mitarbeiter des Staatstheaters. „Aber ich glaube nicht mehr, dass irgendwas davon zum Wohle des Landes geschieht. Wir werden sinnlos geopfert. Wir können eine Staatspleite nicht vermeiden.“ In der Bevölkerung wurden die Ankündigungen von neuen Sparmaßnahmen der Regierung in der Höhe von sechs Milliarden Euro nur noch mit Verbitterung aufgenommen.

Ambulance

Zug kollidiert mit Zivilstreife

Auf der Eschersheimer Landstraße in Frankfurt ist ein Zug der Linie U8 mit einer Zivilstreife des Landeskriminalamtes zusammengeprallt, als diese einen Wendeversuch unternahm. Das Auto wurde gegen einen Leitungsmast gedrückt. Fahrer und Beifahrer verletzten sich schwer.
zivilstreife,polizei
© Andreas ArnoldAuf der Eschersheimer Landstraße ist eine U-Bahn mit einem Auto zusammengeprallt.

Schwerer Unfall am Dornbusch: Eine Zivilstreife des Landeskriminalamtes ist am Mittwochnachmittag bei einem Wendeversuch auf der Eschersheimer Landstraße mit einem stadteinwärts fahrenden Zug der Linie U8 zusammengestoßen. Die Bahn schob den Wagen, der offenbar ohne Blaulicht unterwegs war, gegen einen Leitungsmast. Fahrer und Beifahrer wurden schwer verletzt. Die Unfallstelle war bis 18.20 Uhr für Autos gesperrt. Die Bahnen der Linien U 1, 2, 3 und 8 konnten zwischen den Stationen Dornbusch und Hügelstraße nicht fahren. Als Ersatz setzte die Verkehrsgesellschaft Frankfurt Taxis ein.

Wie die Feuerwehr mitteilte, kollidierten der Wagen und der Zug der Linie U8 an der Kreuzung Dornbusch/Eschersheimer Landstraße gegen 16.50 Uhr.

Extinguisher

Kesselwagen bei Zugunglück in Thüringen explodiert

Feuerwehr-Großeinsatz im thüringischen Bleicherode: Ein Chemikalien-Güterzug fuhr auf einen stehenden Zug auf. Dabei explodierte ein Waggon.
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© DPA/DPAEin Güterzug fuhr nach Angaben der Bahn auf einen anderen auf. Mindestens ein mit Benzin beladener Kesselwagen ist in Flammen aufgegangen.

Bei einem Zugunglück im thüringischen Bleicherode (Landkreis Nordhausen) ist am Abend mindestens ein Kesselwagen explodiert. Im Bahnhof Bleicherode Ost sei ein Güterzug auf einen stehenden Zug aufgefahren, sagte ein Polizeisprecher. Bei dem Unglück wurde ein Lokführer verletzt. Beide Züge hatten Gefahrengüter geladen. Die Strecke ist eine der Anreiserouten für den Papstgottesdienst am Freitag in Etzelsbach.

Wie der Polizeisprecher weiter sagte, fuhr aus bislang ungeklärter Ursache ein unter anderen mit Chemikalien beladener Güterzug auf einen stehenden Zug mit Kesselwagen auf. Dabei sei mindestens ein mit Benzin beladener Wagen explodiert und ausgebrannt. Der Lokführer des auffahrenden Zuges sei dabei verletzt worden. Der Fahrer des stehenden Zuges erlitt einen Schock. Auch die Lok des auffahrenden Zuges fing Feuer.

HAL9000

Das Beste aus dem Web: Für Fleisch aus Massentierhaltung werden Latex-Handschuhe fürs Kochen empfohlen

Masttiere werden in Ställen mit Medikamenten vollgepumpt. Das ist gefährlich. Darum raten Verbraucherschützer jetzt zu besonderem Schutz bei der Zubereitung von Hähnchenfleisch.
Masthühner
© ag.ddpMasthühner sollen in kürzester Zeit viel Gewicht zulegen. Das hat schlimme Folgen für die Tiere.

Das irdische Dasein von Masthühnern ist ein kurzes: gerade einmal 32 Tage dauert ihr Leben in der Massentierhaltung im Schnitt, bevor sie geschlachtet werden. Während dieser Zeit werden 99 Prozent der Tiere nicht nur auf engstem Raum gehalten, sondern rein statistisch betrachtet auch 2,3 Mal mit Antibiotika behandelt - meist nicht, weil sie krank sind, sondern vorbeugend - und um ihr Wachstum zu beschleunigen. In der modernen Viehhaltung ist dies nach Angaben von Veterinären gang und gäbe, obwohl die Gabe von Medikamenten zur Förderung der Mastleistung seit 2006 in der EU offiziell verboten ist.

Trotzdem steigen die Verbrauchszahlen. Für Agrarexperten wie Reinhild Benning vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ist dies ein Zeichen dafür, "dass das Verbot völlig unwirksam ist". Knapp 1000 Tonnen Antibiotika wurden schätzungsweise 2010 an Hühner, Puten, Schweine, Kälber oder Rinder in deutschen Ställen verfüttert.

Star of David

Israelische Siedler: "Wir sind für die Errichtung eines palästinensischen Staates in Frankreich oder in Kanada, aber Israel ist die Heimstätte des jüdischen Volkes"

Itamar / Tel Aviv - Gegner und Befürworter eines Palästinenserstaates haben am Dienstag in Israel und im Westjordanland demonstriert. An den Kundgebungen nahmen auch Abgeordnete des israelischen Parlamentes teil.

Eine Demonstration im Westjordanland begann beim Wohnhaus von Rabbi Ehud Vogel in der Siedlung Itamar, der im März mit seiner Ehefrau und drei Kindern von Palästinensern ermordet worden war. Dutzende Siedler trafen sich dort unter dem Slogan "Dieses Land gehört uns". "Wir sind für die Errichtung eines palästinensischen Staates in Frankreich oder in Kanada, aber Israel ist die Heimstätte des jüdischen Volkes", sagte der Knessetabgeordnete Michael Ben Ari (Nationale Union). "Es hat nie einen palästinensischen Staat gegeben, und wir werden sicherstellen, dass es nie einen geben wird."

Ein weiterer Marsch führte von der Ortschaft Beit El bei Ramallah zur israelischen Militärverwaltung. Die Teilnehmer verbrannten Fahnen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), blockierten Straßen und sangen.

Che Guevara

Palästinenser demonstrieren für UN-Anerkennung

Ramallah - Bei den Vereinten Nationen geht das Tauziehen um die UN-Initiative der Palästinenser für ihre Unabhängigkeit in die entscheidende Runde. Im Westjordanland feierten die Palästinenser schon mal.

Tausende Palästinenser haben am Mittwoch im Westjordanland für die staatliche Unabhängigkeit und die Aufnahme in die Vereinten Nationen demonstriert. Die Hauptkundgebung zur Unterstützung der UN-Initiative von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas fand in Ramallah statt. Dort gingen Schätzungen zufolge bis zu 10 000 Menschen mit Transparenten und Palästinenserflaggen auf die Straße. Auf einem riesigen Schild stand “UN 194“, Symbol für das Bestreben der Palästinenser, als 194. Staat in die Vereinten Nationen aufgenommen zu werden.

Abbas wollte am Freitag nach einer Ansprache vor der UN-Vollversammlung einen entsprechenden Antrag stellen. Die USA haben ihr Veto gegen den Antrag angedroht. Sie fordern wie Israel, dass nur Friedensverhandlungen zu einem unabhängigen Palästinenserstaat führen.

Bomb

Nach Drohung keine Bombe im Rathaus Marl gefunden

Marl. Eine anonyme Drohung hat die Stadt Marl am Dienstag in Atem gehalten. Ein Anrufer hatte mit einem Anschlag auf das Rathaus gedroht. Das Gebäude wurde unverzüglich geräumt. Spürhunde suchen nach Sprengstoff, fanden jedoch nichts.
polizei
© unbekanntOhne Erfolg durchsuchte die Polizei das geräumte Marler Rathaus.Fotos: Joachim Kleine-Büning

Eine anonyme Drohung hat am Dienstag die Stadt Marl in Atem gehalten. Um kurz vor zehn ging in der Telefonzentrale des Rathauses ein Anruf ein. Der Wortlaut: „Bringen sie ihre Mitarbeiter in Sicherheit. Auf das Rathaus wird ein Anschlag verübt.“ Bürgermeister Werner Arndt entschied daraufhin, dass alle Personen unverzüglich das Haus zu verlassen haben.

Über E-Mail und persönliche Ansprache wurden die Mitarbeiter im Haus erreicht. Etwa 500 Beamte und Angestellte verließen binnen 30 Minuten ihren Arbeitsplatz und gingen nach Hause oder warteten in gebührendem Abstand auf eine Entwarnung. Gegen 14 Uhr erfuhren sie, dass an sie an diesem Tag die Arbeit nicht mehr aufnehmen würden. Gut eine Stunde später, um 15.15 Uhr war der Einsatz beendet, ohne dass die Polizei bei der Suche nach einem verdächtigten Gegenstand fündig geworden war. „Am Mittwoch wird das Rathaus wieder um acht Uhr geöffnet sein“, so der städtische Pressesprecher Rainer Kohl.

Heart - Black

Zwangsadoption in der DDR: "Wir sehen uns heute Abend wieder!"

Kinder als Staatseigentum: Katrin Behr ist vier, als die DDR-Behörden sie ihrer Mutter wegnehmen und in eine linientreue Familie stecken. Die Opfer solcher Zwangsadoptionen leiden bis heute. Die Geschichte eines Traumas.

Katrin Behr
© UnbekanntKatrin Behr leidet noch immer unter den traumatischen Erfahrungen ihrer Kindheit.
Vom Fenster ihres Büros in Berlin Lichtenberg blickt Katrin Behr auf eine Wand. Gelblich-grauer Waschbeton über zwölf Stockwerke, die an diesem Tag fast nahtlos in den schweren Himmel übergehen. Das ehemalige Gebäude des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR empfinden viele bis heute als bedrohlich, doch für Katrin Behr ist es die Zukunft. In einigen Monaten, wenn die Renovierung abgeschlossen ist, wird sie dort mit ihrer Beratungsstelle einziehen, wenige Meter von den Räumen entfernt, in denen einmal Erich Mielke residierte. Sie ist zuständig für Opfer von DDR-Zwangsadoptionen. Das Opfer im früheren Hauptquartier der Täter - lässt sich das so verkürzen? Behr sagt, dass sie darüber so noch gar nicht nachgedacht habe, "aber bei näherer Betrachtung ist es wohl ein ziemlicher Triumph."

Katrin Behr ist heute 44 Jahre alt, und wenn bei ihr von "Triumph" die Rede ist, dann hat das nicht diese Bedeutung von ultimativer Überlegenheit. Es geht eher um einen mühsam errungenen Etappensieg. Eine von vielen Reparaturen in einem Leben, das der untergegangene sozialistische Staat bereits in seiner Anlage kaputt gemacht hat. Weil dieser Staat versuchte, Behrs Leben planmäßig umzubauen, so wie man ein Haus umbaut, das einem nicht gefällt. Und gleich bei der ersten Baumaßnahme wurde, um im Bild zu bleiben, das Fundament herausgerissen.

Das geschah am frühen Morgen des 7. Februar 1972 in Gera, Thüringen: Ein Hämmern an der Tür reißt Katrin Behr, ihren Bruder und ihre Mutter aus dem Schlaf. Fünf Männer in dunklen Mänteln und eine Frau drängen in die Wohnung. Mitkommen! Sofort! Die Mutter hetzt die Kinder in ihre Hosen und Mäntel, zerrt sie an der Hand mit vor die Tür. Gedrängt von den Begleitern und unter den Augen von Passanten geht es weiter zum nahen Marktplatz, wo zwei Dienstwagen warten. Doch die Kinder dürfen gar nicht einsteigen. Das letzte, an das Katrin Behr sich erinnert, ist, wie sie weinend von ihrer Mutter getrennt und diese in Handschellen in ein Auto geschoben wird. Die Mutter ruft: "Wir sehen uns heute Abend wieder." Dann fährt das Auto los.