Das Kind der GesellschaftS


Brick Wall

Baustoff der Zukunft: Plastikflaschen machen Wohnhäuser bombensicher

Ein Bauprojekt in Nigeria setzt auf Häuser aus Plastikflaschen. Die Gebäude sind stabiler als aus Beton und widerstehen Erdbeben, Feuer und sogar Geschossen.
Plastik als Baustoff
© PA/AFPWohnen in Plastikflaschen: Innovatives Projekt soll Wohnungsnot in Nigeria lindern

Häuser aus Plastikflaschen? Was sich nach moderner Kunst anhört, ist ein ambitioniertes Bauprojekt in Nigeria. Eine Umweltorganisation will mit dem unkonventionellen Baustoff zwei Probleme auf einmal lösen.

Zum einen sollen die Plastikflaschen, die Nigerias Straßen, Kanäle und Rinnsteine verschmutzen, beim Häuserbau recycelt werden. Gleichzeitig könnte das Projekt die Wohnungsknappheit im bevölkerungsreichsten Land Afrikas mildern.

Der Prototyp eines Plastikflaschenhauses steht am Rande des Dorfes Sabon Yelwa bei Kaduna im Norden des Landes. Initiiert hat das Projekt die Nichtregierungsorganisation DARE (Verband zur Entwicklung Erneuerbarer Energien) mit Unterstützung von Londoner Fachleuten.

„Es ist das erste Haus in Afrika, das aus Flaschen gebaut wurde“, sagt Projektinitiator Christopher Vassiliu. „Es könnte dazu beitragen, Nigerias große Wohnungsprobleme zu lösen und die schwer verschmutzte Umwelt zu säubern.“

Arrow Down

Breivik muss wahrscheinlich nicht ins Gefängnis

Er könnte einer strafrechtlichen Verurteilung entgehen - aber sein restliches Leben in einer geschlossenen Psychiatrie verbringen müssen: Der norwegische Attentäter Anders Behring Breivik ist von Gutachtern für unzurechnungsfähig erklärt worden.

Die beiden Psychiater Synne Serheim und Torgeir Husby übergaben ihr Gutachten dem Osloer Gericht. Darin heißt es, der Rechtsextremist, der vor vier Monaten 77 Menschen tötete, habe mit der Zeit eine „paranoide Schizophrenie“ entwickelt, wie der Staatsanwalt Svein Holden mitteilte. Breivik lebte demnach in einer Parallelwelt. Sein „Größenwahn“ habe ihn glauben lassen, Herr über Leben oder Tod zu sein.

Eine gerichtsmedizinische Kommission soll jetzt das Gutachten auf seine wissenschaftliche Korrektheit hin überprüfen. Die beiden Psychiater stützten sich auf elf insgesamt 36 Stunden dauernde Gespräche, die sie mit dem geständigen Attentäter führten.

Der 32-Jährige hatte am 22. Juli zunächst im Regierungsviertel von Oslo eine Autobombe gezündet und damit acht Menschen getötet. Anschließend eröffnete er in einem Sommerlager der regierenden Arbeiterpartei auf der Insel Utøya das Feuer und erschoss 69 Menschen, vor allem Jugendliche. Er wurde am selben Tag festgenommen und sitzt seither in einem Hochsicherheitsgefängnis nahe Oslo in bereits mehrfach verlängerter Untersuchungshaft.

Che Guevara

Iran: Demonstranten stürmen britische Botschaft

botschaft
© Atta Kenare/AFP/Getty ImagesIranische Demonstranten dringen in ein Gelände der britischen Botschaft in Teheran ein.
Auf das Gelände zweier Komplexe der britischen Botschaft in Teheran sind Protestierende eingedrungen. Beobachter fürchten um das Leben der Diplomaten.

Demonstranten in der iranischen Hauptstadt Teheran haben das Gelände der britischen Botschaft gestürmt. Zuerst drangen sie auf eines der Grundstücke der Vertretung vor, wo sich das Botschaftsgebäude befindet, und entfernten die britische Flagge. Im Staatsfernsehen war zu sehen, wie die Protestierenden zudem Fensterscheiben mit Steinen einwarfen und britische und israelische Flaggen anzündeten. Ein Demonstrant war zu sehen, wie er mit einem Porträt von Queen Elizabeth II. die Mauer des Gebäudes hinaufkletterte.

Trotz der Anwesenheit von Polizei und Spezialkräften kletterten Hunderte Demonstranten über die Botschaftsmauer, wie Augenzeugen berichteten. Die Protestierenden kamen von einer anti-britischen Kundgebung.

People

Großprojekte nach Stuttgart 21: Endstation Referendum

Quo vadis Wutbürger? In Baden-Württemberg konnten sich die Gegner von Stuttgart 21 nicht durchsetzen - der Verdacht liegt nahe, dass ein Referendum eher ein Hebel für die Befürworter großer Infrastrukturprojekte ist als für deren Gegner. Hochmoselbrücke, dritte Startbahn, A 100: Wie die Streiter um andere deutsche Mega-Bauten zu Volksabstimmungen stehen.
hochmoselbrücke
© picture alliance / dpaVerkehrspolitiker halten sie für notwendig, nicht nur Weinfreunde für einen Schandfleck: So soll die Hochmoselbrücke in Rheinland-Pfalz aussehen, wenn sie fertiggestellt ist. (Computersimulation)

"Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit." So steht es im Grundgesetz, das Parteien eine besondere Rolle in der Demokratie zuweist. In den vergangenen Jahren wirkte es allerdings eher so, als sei das Aktionsbündnis die entscheidende politische Einheit in Deutschland geworden, zumindest wenn es um große Bauvorhaben und den Widerstand dagegen ging. Stuttgarter Hauptbahnhof, Münchner Flughafen, Dresdner Waldschlößchenbrücke: An vielen Orten, an denen Politiker und Unternehmen große Infrastrukturprojekte planten, stellten sich ihnen Bürgergruppen in den Weg. Was einst "politisch engagiert" hieß, heißt jetzt "Wutbürger".

Viele Menschen fühlen sich ausgeschlossen von den Entscheidungen, die zum Bau der Großprojekte führen. Und der augenscheinliche Erfolg der Stuttgarter Demonstranten gab ihnen recht:

Battery

Wikileaks verschiebt Neustart

Die Verantwortlichen der Whistleblower-Plattform Wikileaks haben den für den heutigen Montag angekündigten Neustart kurzfristig abgesagt. Im Interesse der Sicherheit von Whistleblowern habe man sich entschieden, das neue System zur Einreichung von Dokumenten länger zu testen, heißt es in einer über Twitter veröffentlichten Mitteilung vom Samstag. Für den ersten Dezember kündigte Wikileaks eine Pressekonferenz an, die eine "neue Phase" für die Plattform einleiten soll.

Ende Oktober hatte Wikileaks-Gründer Julian Assange sich über den mangelnden Spendenfluss beschwert und die vorläufige Einstellung des Wikileaks-Projektes erklärt. Sollte das Geld wieder fließen, so werde am 28. November eine neue Plattform stehen. Über diese sollten Whistleblower Dokumente abschicken können, ohne sich selbst zu gefährden, erklärte Assange.

Das System solle eine sichere Kommunikation bieten, ohne sich dabei auf möglicherweise kompromittierte Sicherheitszertifikate stützen zu müssen. Dazu heißt es in der Mitteilung, dass das gesamte System der sicheren Kommunikation über SSL durch Geheimdienste und kriminelle Gruppen rettungslos kompromittiert sei und sich nicht reparieren lasse.

Bomb

Spay: Bombe im Rhein ist entschärft

Keine Atempause für den Kampfmittelräumdienst: Während im Rhein bei Spay eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft worden ist, wurde in Koblenz ein weiteres Fass mit giftigen Chemikalien gefunden. Die Vorbereitungen der Stadt für den Großeinsatz am Sonntag laufen auf Hochtouren.
bombe
© dpaDas Handout der Polizei zeigt eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die in Spay in der Nähe von Boppard gefunden wurde.

Spay/Koblenz - Die im Rhein bei Spay (Kreis Mayen-Koblenz) entdeckte 250-Kilogramm-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist entschärft worden. "Es ist alles planmäßig abgelaufen", sagte am Montag ein Sprecher der Stadt Boppard, die die Pressearbeit übernommen hatte. Der Einsatz des Kampfmittelräumdienstes habe nur zehn Minuten gedauert. Unterdessen tauchte in Koblenz in der Mosel ein weiteres Fass mit giftigen Chemikalien auf. Dort laufen zudem die Vorbereitungen für den Bomben-Großeinsatz am kommenden Sonntag auf Hochtouren.

In Spay hatten rund 60 Menschen ihre Häuser vorsichtshalber verlassen müssen. Zudem waren die Bundesstraßen 9 und 42 sowie die Bahnstrecken auf beiden Rheinseiten zwischenzeitlich gesperrt worden. Auch der Schiffsverkehr auf dem Rhein war zum Erliegen gekommen.

Take 2

Piratenpad kehrt nach Kinderporno-Vorwürfen zurück

Das vorübergehend abgeschaltete Piratenpad ist jetzt wieder online. Die Kommunikationsplattform der Piratenpartei, die wegen kinderpornografischer Links vorübergehend vom Netz genommen worden war, ist seit dem Wochenende wieder im Internet verfügbar. Lediglich die umstrittenen Verweise auf kinderpornografische Inhalte seien abgetrennt und an die Polizei übergeben worden, teilte der stellvertretende Parteivorsitzende Bernd Schlömer am Sonntag in Berlin mit.

Das Piratenpad ist eine Web-Anwendung, in der Nutzer gemeinsam an Dokumenten arbeiten können. Auch Nicht-Mitglieder der Partei haben Zugriff auf das System. Als dort am Donnerstag die umstrittenen Links entdeckt wurden, schalteten die Piraten den Server vorübergehend ab.

Nach den Worten von Parteichef Sebastian Nerz wird jetzt der Einbau eines speziellen Missbrauch-Buttons auf der Netzseite geprüft sowie die Möglichkeit, einzelne Pads zu deaktivieren, ohne das gesamte Piratenpad vom Netz nehmen zu müssen. Allerdings räumte Nerz am Sonntag auch ein, dass es keine absolute Sicherheit gebe. "Offene Strukturen können immer missbraucht werden."

Heart - Black

Sohn in Waschmaschine gesteckt - Dreijähriger tot

Angeblich schon in der Vergangenheit Misshandlungen

Paris - Ein Franzose steht unter dem Verdacht, seinen dreijährigen Sohn in eine Waschmaschine gesteckt und so getötet zu haben. Der 33-Jährige habe das Kind für dessen ungezogenes Verhalten in der Vorschule bestrafen wollen, berichtete die Tageszeitung "Le Parisien" am Montag unter Berufung auf Zeugenaussagen. Der Kleine habe in der vergangenen Woche das Bild eines Klassenkameraden ins Klo geworfen.

Die Justiz leitete gegen den Vater ein Verfahren wegen Totschlags ein. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe. Nach Angaben der fünfjährigen Schwester des Buben soll der Mann die Waschmaschine sogar in Gang gesetzt haben, schrieb die Zeitung. Die Justiz in der Gemeinde Meaux bei Paris wollte sich zunächst nicht zum genauen Stand der Ermittlungen äußern.

Che Guevara

Occupy besetzt Unnas Bankenplatz

Unna. Die „Wall Street“ Unnas, die Bahnhofstraße, ist ab sofort „besetzt“ - wie ihre große Schwester in New York.
unna, occupy
© unbekanntOccupy besetzt Unnas Bankenplatz

6 000 Kilometer entfernt in den USA gestartet, ist die sogenannte Occupy-Bewegung das politische Thema dieses Herbstes. Seit Monaten protestieren ihre Anhänger mit Zeltstädten an den Finanzplätzen dieser Welt gegen die Macht der Investmentbanken.

Und natürlich hat auch Unna ein Finanzzentrum - an der Bahnhofstraße, wo Deutsche Bank und Commerzbank nur einen Steinwurf von Sparkasse und Volksbank entfernt liegen, hatten sechs Occupy-Aktivisten am Samstag einen Stand aufgebaut. Am Wochenende waren die Bankengegner nach Unna gekommen, um Passanten über die Forderungen der Bewegung zu informieren und ihrem Ärger über Banker Luft zu machen.

Der Ursprung von Occupy liegt an der Wall Street in New York, wo es in der vergangenen Woche zu schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei kam. Der deutsche Ableger von Occupy, der unter anderem ein Camp vor dem Sitz der Europäischen Zentralbank in Frankfurt aufgeschlagen haben, nimmt sich da deutlich bescheidener aus. Hier waren zuletzt Woche nur 1 000 Menschen auf der Straße.

Arrow Up

Diese Preise sind in den letzten Jahren gestiegen

Vergleich für Focus beweist, dass vor allem bei Lebensmitteln und Freizeit die Preise stiegen.

Das Gefühl hatten wir alle schon lange, nun haben wir es schwarz auf weiß: Mit Einführung des Euro 2002 wurden zahlreiche Produkte teurer. Das belegt der Vergleich von mehr als 10.000 Preisen vom September 2001 und September 2011, den Focus gemeinsam mit dem Marktforscher Wolfgang Steinle (Köln) anstellte.

Ob bei Lebensmitteln, Konzertkarten oder Reisen - überall zahlt man zehn Jahre nach der Währungsumstellung deutlich mehr. Nur wenige Artikel wurden billiger (siehe Tabelle).

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