Knapp ein Jahr nach der Explosion der Ölplattform "Deepwater Horizon" darf im Golf von Mexiko wieder gebohrt werden. Sicherheitsbedenken haben die US-Behörden nicht.

Pelikane/Grand Isle/Louisiana
© Mario Tama/Getty ImagesPelikane sitzen in der Nähe von Grand Isle im US-Bundesstaat Louisiana auf Ölsperren
Die US-Behörden haben nach der Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon im April 2010 erstmals wieder eine Tiefseebohrung im Golf von Mexiko genehmigt. Dem Unternehmen Noble Energy sei die Fortsetzung von Ölbohrungen rund 110 Kilometer südlich der Küste des Bundesstaats Louisiana erlaubt worden, teilte die für Tiefseebohrungen zuständigen Aufsichtsbehörde BOEM am Montag mit.
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Noble Energy hatte mit den Bohrungen in einer Tiefe von rund 2000 Metern wenige Tage vor Beginn der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko begonnen und sie wegen eines Moratoriums im Juni ausgesetzt.

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© ZEIT ONLINEInfografik: Ölpest
Das Unternehmen habe "mit Erfolg unter Beweis gestellt", dass es Tiefseebohrungen entsprechend der neuen Vorschriften zu Sicherheit und Transparenz vornehmen könne, sagte BOEM-Chef Michael Bromwich. Zudem sei Noble Energy in der Lage, eine mögliche Unterwasser-Explosion zu verhindern. Bromwich zufolge sollen in den nächsten Wochen und Monaten weitere Bohrungen im Golf von Mexiko genehmigt werden.

Die Plattform Deepwater Horizon des britischen Ölkonzerns BP war im April 2010 explodiert und gesunken. Bei der Explosion kamen elf Arbeiter ums Leben. Dann flossen Millionen Liter Erdöl ins Meer.

Die US-Küste wurde dadurch genauso wie wichtige Krabben- und Fischfang-Gewässer verschmutzt. Monatelang galt ein Moratorium für Bohrungen.

Explodierte Bohrinsel

Am 20. April 2010 kommt es auf der Bohrinsel Deepwater Horizon, rund 80 Kilometer vor der US-Golfküste, zu einer verheerenden Explosion. 115 Arbeiter retten sich von der Bohrinsel, 11 sterben. Zwei Tage lang versucht die Küstenwache, die brennende Plattform zu löschen. Doch die Konstruktion sinkt, die Verbindung zwischen dem Bohrloch in 1500 Metern Meerestiefe reißt ab. Ungehindert strömte Öl ins Meer, Sicherheitsvorkehrungen für diesen Fall griffen nicht. Ende Juli gelang es, den Ölfluss aufzuhalten.

Ausmass der Ölmenge

Offiziellen Schätzungen zufolge sind rund 780 Millionen Liter (4,9 Millionen Barrel) Rohöl ins Meer geströmt. Etwa 128 Millionen Liter konnten mit Auffangglocken über dem Bohrloch abgepumpt werden. Das Ausmaß ist gewaltig. Mit dem Öl, dass in den Golf floss, könnte ein Tanker wie die Exxon Valdez, die 1989 auf ein Riff lief,13 Mal befüllt werden - oder der Plenarsaal des Deutschen Bundestags rund 26 Mal. Ein Regierungsbericht Anfang August 2010 bestätigte dann auch: Der Untergang der Deepwater Horizon löste die größte marine Ölpest aller Zeiten aus - nur an Land war bei einem Unfall 1910 in Kalifornien mehr Öl in die Natur gelangt.

BP-Konzern

Eigentümer der Deepwater Horizon war Transocean. Der britische Konzern BP hatte die Bohrinsel jedoch von der Firma gepachtet und deshalb nach der Katastrophe die Verantwortung übernommen. Bislang hat BP 20 Milliarden US-Dollar für einen Entschädigungsfond zugesagt und zudem mindestens drei Milliarden Dollar für die Aufräumarbeiten. Den Gerichten an der Golfküste lagen im August 2010 bereits rund 250 Sammelklagen vor - Hunderttausende Fischer, Anwohner und andere Betroffene klagen. Nach dem Clean Water Act müsste der Konzern zudem mindestens 1100 Dollar für jedes Barrel Öl zahlen, das ausgelaufen ist. Wird grobe Fahrlässig- keit nachgewiesen, sogar bis zu 4300 Dollar pro Barrel. Um alles bezahlen zu können, sollen Unternehmensbeteiligungen im Wert von 25 bis 30 Milliarden Dollar verkauft werden.