Ob elektromagnetische Felder Mensch und Tier krank machen, wird seit Jahrzehnten untersucht. Jetzt zeigt eine neue Studie, dass Handystrahlung Auswirkungen auf den Organismus von Kühen hat.
kühe auf der weide
© KeystoneSymbolbild
Nachweisen konnte dies Michael Hässig, Veterinärmediziner am Tierspital der Universität Zürich. Wie die Zeitung Schweiz am Sonntag erfahren hat, setzte der Forscher zehn Kühe über längere Zeit Handystrahlen aus - und zwar in einer Stärke, wie sie in der Nähe von Handymasten üblich sind.

Vorher, unmittelbar nachher sowie einen Monat später untersuchte er ihr Blut. Dabei zeigte sich: Die Bestrahlung hat die Aktivität der Enzyme, die den pH-Wert im Blut regeln beeinflusst. «Um 10 Prozent des Normalbereiches haben sich die Blutwerte während der Bestrahlung verändert», sagt Hässig. Ob die Tiere dadurch krank werden oder weniger Milch geben, steht noch nicht fest. Ein PH-Wert im Normalbereich ist jedoch für alle Stoffwechselvorgänge wichtig.

Auf die Frage, ob man durch seine Resultate auch auf eine Gefährdung beim Menschen schliessen kann, antwortet Hässig: «Prinzipiell, ja.» Jedoch seien Nutztiere ortsgebundener als Heimtiere oder Menschen und können dadurch Strahlung weniger gut ausweichen.

Für Yvonne Gilli, Nationalrätin der Grünen und Mitglied des Vereins Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz, verdichten die neuen Studienresultate Hinweise, dass eine Gefahr auch für den Menschen besteht. Weil bei den Kühen offensichtlich kein Placebo-Effekt entstehe, könnten diese Resultate auch Forschungsergebnisse aus der Humanmedizin stützen, sagt Gilli. Denn Studien beim Menschen zeigen, dass Elektrosmog biologische Effekte im menschlichen Organismus auslöst - beispielsweise Veränderungen der Hirnströme oder eine verminderte Spermienqualität. Für eine abschliessende Beurteilung würden aber Langzeitstudien fehlen. «Die rasante Entwicklung der Funktechnologie ist der Forschung eine Nasenlänge voraus», sagt Gilli.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft die Nutzung von Handygeräten als potentiell krebserregend ein. Über Handyantennen sagt die WHO allerdings, dass keine Gefahr besteht.

(Nordwestschweiz)