Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat seine NATO-Partner erneut in sehr scharfen Worten angegriffen. Er warf ihnen vor, den Putschversuch direkt unterstützt zu haben. Der Ton zwischen Ankara und den westlichen Hauptstädten wird immer rauer.

Erdogan
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In einer Rede vor dem türkischen Religionsrat am Mittwoch verurteilte Erdoğan die westlichen Staaten scharf:
“Während dieser Vorgänge stand der Westen nie auf unserer Seite. Er stand mit den Putschisten. Er stand nicht auf der Seite der Regierung dieses Landes, die gegen den Putschversuch gekämpft hatte.”

Kommentar: Richtig!


Ein verstorbener Freund habe ihm bezüglich des Westens einmal gesagt:
„Wenn sie Flugzeuge, Panzer und Kanonen haben, so haben wir unseren Gott.“
Er ergänzte seine Worte nach einer kurzen Pause: „Zweifellos haben wir auch Panzer und Kanonen.“

Schon einen Tag zuvor hatte das türkische Staatsoberhaupt gegen den Westen gewettert. Er warf seinen NATO-Verbündeten vor, Terroristen und Putschisten unterstützt zu haben. Washington unterstellte er, den im US-Exil lebenden türkischen Geistlichen Fetullah Gülen zu schützen. Die Türkei macht Gülen für die Militärrevolte verantwortlich.

Nach dem gescheiterten Putschversuch Mitte Juli behaupteten türkische Regierungsvertreter und Medien immer wieder, dass Staaten und Geheimdienste des Westens, allen voran die der Vereinigten Staaten, die Meuterei unterstützt hatten. In den vergangenen Monaten verschlechterten sich die Beziehungen zwischen der Türkei und den westlichen Staaten dramatisch.


Die türkische Regierung pocht darauf, dass die EU ihre Versprechen im Rahmen des Flüchtlingspaktes, wie etwa die Visumsfreiheit für türkische Staatsbürger, einlöst. Brüssel hingegen fordert Ankara auf, zuerst die vereinbarten 72 Kriterien zu erfüllen. Es geht vor allem um bürgerrechtliche Fragen, unter anderem ein Entschärfen der harschen türkischen Antiterrorgesetze. Die Bundestagsresolution zum Armenischen Völkermord sorgte für eine weitere Krise.